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Ein Remix ist eine neue Abmischung eines bereits bestehenden Songs. Technische Grundlage dafür ist, dass dieser im Mehrspurverfahren aufgenommen wurde. Dies bedeutet, dass die einzelnen Komponenten eines Songs, also beispielsweise die Stimme, der Bass, die Drums, das Piano auf einzelnen Tonspuren getrennt voneinander aufgenommen wurden. Im Gegensatz zu einer Stereoaufnahme, auf der das gesamte Spektrum der Instrumente auf zwei Spuren unveränderbar verteilt ist, gibt die Mehrspuraufnahme die Möglichkeit, die bestehenden Einzelteile des Songs neu miteinander zu arrangieren. Und das macht ein REMIXER. Er arrangiert die einzelnen Elemente des Stücks neu, lässt Elemente weg und fügt eigene oder neue Elemente hinzu bis ein verändertes, manchmal ein scheinbar neues Stück Musik geschaffen ist. Und just an diesem Punkt wird die Geschichte interessant.
Betrachtet man die Geschichte des Remix ab den 70er-/80er-Jahren, so war die ursprüngliche Intention des Remix diejenige, das Stück tanzbarer oder „Club-tauglicher“ zu machen. In den meisten Fällen bedeutete dies, das die Drumspur ausgetauscht wurde und ein “fetterer“, den momentanen Trends der Clubszene entsprechender Beat unter den bestehenden Song gelegt wurde. Der Remix eines Songs war fast ausschließlich für den Dancefloor und den DJ bestimmt, der den Song auf diese Art besser in sein Programm einbauen konnte. Doch dabei blieb es nicht. Mit den 90ern wurde das Remixen immer mehr zu einer eigenen Kunstform über die im Feuilleton und auch unter Musikern ausgiebig diskutiert wurde. Der Remix eines Musikstücks wurde zu einem Umbau des Originals nicht nur nach den Regeln des Dancefloor, sondern nach der eigenen Ästhetik des Remixers. Als Beispiele gäbe es hier die Wiener Kruder&Dorfmeister (The K&D Sessions), das Berliner Kollektiv Jazzanova (Remixes) oder den britischen Elektronik-Guru Richard D. James (alias Aphex Twin), deren Remixe eine ureigene künstlerische Handschrift tragen und deren Arbeiten als Remixer bekannter sind als viele ihrer eigenen Werke. Besonders Letztgenannter hat mit seinen Remixen sowohl für Popgruppen wie „Die Fantastischen 4“ als auch für den klassischen Minimalisten Philipp Glass den Terminus Remix neu definiert (Aphex Twin-26 mixes for cash/Warp). Richard D. James/Aphex Twin geht dabei soweit, dass er nicht nur die Rhythmik und Form des Originals verändert, oftmals wird auch die Harmonik und Melodik verzerrt und verdreht. Es entstehen dabei musikalische Fragmente, die das Original oft nur erahnen lassen, allesamt aber die unverkennbare Handschrift von Aphex Twin tragen.
Da drängt sich natürlich ein Vergleich auf: Würde es den Remix in der bildenden Kunst geben, so hieße dies, dass ein Maler sein Werk einem, nennen wir ihn mal „Re-Painter“, zur Verfügung stellt, der eventuell einige Farben übermalt, andere hervorhebt, das eine oder andere wegradiert und an manchen Stellen Sachen dazupinselt. Natürlich kann man sich am Ende fragen, wessen Werk dies dann nun eigentlich ist? Nun ist es nämlich so, dass die Remixe bestimmter Titel oftmals bekannter werden als die Originale und es einer Auszeichnung gleichkommt, von bestimmten Leuten „geremixt“ zu werden. Auch die Plattenfirmen lassen sich das einiges kosten und geben Remix-Aufträge der Produktionen ihrer Künstler an bekannte Remixer, weil dies wiederum die Plattenverkäufe ankurbelt und dem „Geremixten“ zu mehr Ansehen und „Credibility“ in der Szene verhilft. Nun hat ja auch die Jazzplattenindustrie diesen Trend endlich auch erkannt und schickt Remix-Alben von BlueNote-Künstlern der 60er-Jahre über „Re:brahim– Abdullah Ibrahim remixed“ (Enja) bis zu Passport-„Passport remixed“ ins Rennen. Neben „Nujazz“ oder „Lounge“, so scheint es, ist auch „Remix“ ein verkaufsförderndes Emblem auf Jazz-CDs geworden. Die Diskussion ist eröffnet: Manche argumentieren, dass die Remixe
von Jazzplatten einer neuen Generation den Einstieg in die Welt des Jazz
verschaffen. Andere sind sich sicher, dass die Originale nur verwässert
werden, um sie kommerziell auszuschlachten. Es könnte ja sein, dass der live entstehende Remix die Essenz dessen ist, was das Thema dieser Publikation ist. Gerwin Eisenhauer |
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