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Bergschuhe, Rucksack, Decken, wasserdichte Kleidung, aber auch UV-Sonnenschutz und entsprechende Brillengläser sind die Grundausstattung, die der Besucher zum Uncool Festival im Schweizer Bergdorf Poschiavo mitbringen sollte. Kommt man von der Engadiner Seite aus, dann muss man den Berninapass nehmen, wo man auch Ende Mai noch durch Schneetreiben hinab ins auf 1000 Meter hoch gelegene Puschlaver Tal fährt. Dort findet seit 1999 das Jazzfestival Uncool unter der künstlerischen Leitung von Cornelia C. Müller statt.
Jazz und Tanz hieß dieses Jahr das Thema und die Protagonisten, die Müller ins abgelegene Örtchen geholt hatte, waren alles andere als provinziell. Das Sun Ra Arkestra unter der Leitung von Marshall Allen war gekommen (nacheigenem Bekunden wie immer vom Saturn), und brachte eine fulminante Jazz-Show mit, die im Konzertzelt, auf dem Marktplatz und in verschiedenen Workshops mit Kindern der örtlichen Schule aufgeführt wurde. Für eine Woche herrschte in Poschiavo, das sonst eher von etwas in die Jahre geratenen Wandervögeln besucht wird, eine unkonventionelle Mischung aus Multi-Kulti-Volksfest, Musikschulfeier und erstklassigem Konzert. Einen neuen Typus von Jazzorchester stellte auch das japanische Shibusashirazu-Orchester dar, das seine ekstatische Big-Band-Musik mit Gogo-Tänzerinnen und geheimnisvoll-fremdartigen Butoh-Tänzern anreicherte. Zum Gewinn des Publikums, das nicht nur zum Zuhören, sondern auch zum Tanzen aufgefordert war. Ein bisschen verloren erschien der Stargast Egberto Gismonti, dem das Festival gewidmet war. Nicht nur dass der andere Temperaturen gewöhnte Brasilianer bei 15 Grad neben einem Heizlüfter Klavier und Gitarre spielen musste, auch die überschaubare Zahl von etwa 150 Zuhörern (alle ohne Heizlüfter!) entsprach sicher nicht seinen Vorstellungen. Es zeichnete ihn aus, dass er sich nicht beirren ließ und ein virtuoses Feuerwerk hauptsächlich eigener Kompositionen abbrannte. Bewundernswert nach wie vor seine Vielseitigkeit und sein musikalischer Einfallsreichtum: Er war solo auf seiner zwölfsaitigen Gitarre und am Klavier zu hören, sowie jeweils im Duo mit seinem Sohn Alexandre (g) und dem Querflötisten Bernard Wystraete. Das Steamboat Switzerland, die neue Großformation von Saxophonist Tommy Meier, machte mächtig Dampf auf Piazza und im Zelt: Die Schweizer Jazz-Avantgarde agierte dabei ebenfalls auf internationalem Niveau. Andreas Kolb |
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