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Im Rahmen seines sechsjährigen Bestehens machte der nun vom „Straubinger Jazzfreunde e. V.“ sowie von Heinz und Ralph Huber in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk durchgeführte „New Generation“-Nachwuchswettbewerb eine grandiose Entwicklung durch. „Als ich damals noch in Vilshofen mit dem Wettbewerb anfing, waren wir froh, dass wir gerade Mal sechs Bands auf die Bühne brachten, die das in Bezug auf die Qualität verdient gehabt hätten“, betonte Heinz Huber, Veranstalter des Festivals „Jazz an der Donau“ im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch sei der Publikumszustrom damals noch recht bescheiden ausgefallen.
Mittlerweile hat sich das Bild aber total gewandelt. Über 20 Formationen hatten sich in diesem Jahr für den Wettbewerb beworben und aufgrund der großen Qualität hatte es schon die Vorauswahl-Jury nicht leicht die sechs besten Bands auszuwählen. Und was sich jetzt am Freitag und Samstag Abend im Straubinger „Alten Schlachthof“ präsentierte, war in der Tat vom Feinsten. Da konnte man die siebenköpfige Jury unter dem Vorsitz von Richard Wiedamann vom Bayerischen Jazzinstitut in Regensburg nun wirklich nicht beneiden. Am Ende lautete das Ergebnis „die letzten werden die ersten sein“,
was aber purer Zufall war, denn die achtköpfige Formation namens
„Oktoposse“, deren Mitglieder aus Braunschweig und Köln
stammen, betrat am Samstag Abend als letzte Formation die Bühne.
Zweifelsohne hat die Jury damit eine vorzügliche Wahl getroffen,
denn die Band konnte in ihren Eigenkompositionen durch Kreativität
und handwerkliche Souveränität schwer beeindrucken. Ein gutes Aushängeschild für die Vielseitigkeit der Formation bot beispielsweise die mit „Schnee“ betitelte Eigenkomposition der Band. Zu Beginn vernimmt man ein Thema mit ruhigen, aber harmonisch interessanten dreistimmigen Klangflächen der Bläser. Es folgt ein dezentes, aber ausdrucksstarkes Solo auf der Posaune, untermalt von Figurationen auf der E-Gitarre, ein Crescendo leitet einen packenden Spannungsbogen ein, der am Kulminationspunkt abbricht. Das Klavier eröffnet sein Solo aus einem orgelpunktartigen Grundton heraus, der immer mehr harmonisch ausufert und schließlich aufgelöst und durch Changes ersetzt wird, bevor wieder die ruhig gestalteten Bläserklangflächen – nun vierstimmig – mit dem Hauptthema die Nummer beenden. Das hatte wirklich fesselnde Kreativität. Hinzu kommt noch, dass jeder der Solisten über eine sehr professionelle Spieltechnik und viel Gespür für dynamische Nuancen verfügt. Dies wurde auch im Siebenachtel-Takt der Nummer „Possenballett“ deutlich, wo durch eine raffiniert gesetzte synkopierte Rhythmik die bereits erreichte Professionalität der Bandmitglieder zum Tragen kam. Traditionsgemäß wird die Siegerband das große Straubinger Jazzfestival „Jazz an der Donau“ im Juli eröffnen. Kaum nach standen „Oktoposse“ in Sachen Innovation und Kreativität aber auch die Mitglieder des in Prag beheimateten „Vertigo Quintet“, die am Samstag abend abschließend die Bühne betraten. In ihren Eigenkompositionen ließen Marcel Bárta (Saxophone und Bassklarinette), Oskar Török (Trompete), Vojtech Procházka (Klavier), Rastislav Uhrik (Kontrabass) und Daniel Soltis am Schlagzeug durch eine selten zu hörende emotionale Tiefe aufhorchen. Vor allem Pianist Procházka beeindruckte nicht selten durch sein minimalistisches Spiel, in dem er mit Hilfe des rechten Pedals die Zuhörer quasi ins Innere der Töne hören ließ. Die tschechische Formation wurde zurecht von der Jury auf Platz zwei gewählt. Selbiges gilt auch für die sehr routiniert und mit viel Ausdruck agierende fünfköpfige Band „Subtone“, die sich aus in Berlin studierenden Musikstudenten zusammensetzt und ebenso wie das „Vertigo Quintet“ beim Bayerischen Jazzweekend in Regensburg Mitte Juli auftreten darf. Großes Lob muss man aber auch den anderen drei Bands, die sich für die Endausscheidung in Straubing qualifizierten, aussprechen. Denn auch das „Johannes Lauer Quintett“ aus Luzern und Berlin, das „Sebastian Steffan Trio“ aus Hannover und die vierköpfige Mannheimer Formation „Sarahs Ballroom“ um die ausdrucksstarke Sängerin Sarah Lipfert wiesen ein wirklich hohes Niveau auf. Humorvoll und informativ moderiert wurde die Veranstaltung von Roland Spiegel vom Bayerischen Rundfunk, der wieder alle Beiträge unter dem Motto „Jazz auf Reisen“ aufzeichnete. So boten die beiden Abende vor ausverkauftem Haus ein rundherum beeindruckendes Jazzerlebnis. Zu hören sind Ausschnitte des Wettbewerbs übrigens im Programm B 2 am 23. Juli von 0 bis 2 Uhr. Stefan Rimek |
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