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Jeder Veranstalter oder Festivalorganisator weiß, wie schwer es ist, in Zeiten des Rückzugs der öffentlichen Hand aus der Kulturfinanzierung innovative Ideen in die Tat umzusetzen. Für den Jazz, der noch immer eine Randerscheinung in der Spaß- und Eventgesellschaft ist, trifft das insbesondere zu. Das Fehlen kultureller Verantwortung der Länder und Kommunen ist gerade in dieser Sparte auffallend. Um so wichtiger, und für manches Festival sogar überlebenswichtig, ist das private Engagement der Wirtschaft.
Im Herbst stehen Neuwahlen in Deutschland an. Angela Merkel, die Kanzlerkandidatin
der CDU, hat vorab bereits ihre Vorstellungen zum Kulturland Deutschland
veröffentlicht. Neben der Beibehaltung der regionalen Kulturförderung
soll künftig, sollte es zu einem Regierungswechsel kommen, auch eine
Netzwerkbildung von Unternehmen und Bürgern verstärkt ins Leben
gerufen werden. In der Zeitschrift „politik und kultur“ schrieb
sie: „Im Kulturbereich brauchen wir einen Staat, der ermuntert und
aktiviert, Unternehmen, die gesellschaftliche Verantwortung ernst nehmen
und eine aktive Bürgerschaft, die von sich aus Aufgaben übernimmt“.
Hätte Angela Merkel in ihrem Text ein Beispiel für ein „Unternehmen
mit gesellschaftlicher Verantwortung“ aufgeführt, hätte
sie die Köstritzer Schwarzbierbrauerei nennen können. Die Affinität zum Jazz sieht das Firmenmanagement der Köstritzer Schwarzbierbrauerei in den Wurzeln dieses Musikstils. So wie der Jazz der Ursprung moderner Musik ist, sei das dunkle Bier auch der Ursprung aller Biere, denn noch vor einigen Jahrhunderten seien alle Biere schwarz gewesen, erklärt Firmenchef Frank Siegmund. Das Urwüchsige, Unverfälschte habe beide Marken zusammengeführt. Nach der Übernahme der volkseigenen Brauerei durch die Bitburger Brauerei Th. Simon im Jahr 1991 entstand in Bad Köstritz durch Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe eine hochmoderne Braustätte, die trotz der gegenwärtigen Flaute des deutschen Biermarktes ihren Umsatz ständig steigern konnte. Heute gehört sie zu den Marktführern in ihrem Segment. Ein ständiger Begleiter dieser Erfolgsgeschichte ist der Jazz. Die kluge Managementstrategie der Köstritzer Schwarzbierbrauerei hat frühzeitig erkennen lassen, welch Kommunikationspotenzial in der Jazz-Szene liegt, bedeutet doch Sponsoring bekanntermaßen nicht nur „geben“ sondern auch „nehmen“. Und ab 1993 hieß es, das ostdeutsche Schwarzbier auf dem gesamtdeutschen Markt zu etablieren. Die „Köstritzer Jazzband“, die auf Initiative der Schwarzbierbrauer gegründet wurde und sich aus Spitzenmusikern der vorwiegend Leipziger Szene rekrutiert, ist mittlerweile seit zehn Jahren Botschafter der Brauerei. Im schwarz-roten Outfit, den Farben des Sponsors, ist die Band auf nationalen und internationalen Jazzfestivals und diversen regionalen Veranstaltungen unterwegs, um nicht nur ihren unverwechselbaren Sound zu Gehör zu bringen, sondern auch auf das „magische Bier“ aufmerksam zu machen. Für die Band ist der Vertrag mit den Köstritzern eine Bestandsgarantie, werden doch vertraglich fundiert mindestens 50 Auftritte pro Jahr vermittelt. Im Jahr 2004 waren es sogar 180, wie der Bandleader Stephan „Grete“ Weiser berichtet. Und nicht selten beteiligt sich die Schwarzbierbrauerei am Honorar für die vermittelten Bandauftritte. Doch nicht nur für die „Köstritzer Jazzband“ ist das Sponsorenengagement substanziell. Thomas Eckardt, Organisator der Thüringer Jazzmeile, sagt, dass die „Meile“ ohne das verlässliche Sponsoring aus Bad Köstritz nicht überlebensfähig wäre. Auch der jazzclub leipzig e.V. ist glücklich über die neuerliche Vertragsverlängerung mit „Köstritzer“, stehen doch jetzt die Leipziger Jazztage bis zum Jahr 2007 auf sicheren Füßen. Zumindest ermöglicht der Vertrag eine Planungssicherheit für das 30jährige Jubiläum des Festivals. Im Gegensatz zu den Zahlen, die durch Sponsoring für die Jazzinitiativen
auf der Haben-Seite stehen, lässt sich ein fassbarer Gewinn für
den Sponsoren schwer ermitteln. Die Präsentation des Köstritzer
Schwarzbieres auf Festivals und anderen Veranstaltungen ist trotz Bierverkaufs
für die Brauerei ein „Null-Summen-Spiel“, wie Olaf Albrecht,
Leiter des Sponsorings der Köstritzer Schwarzbierbrauerei, sagt.
Doch jede Veranstaltung wirkt für die Thüringer Brauerei als
Multiplikator. Der ständig steigende Gesamtabsatz ist Indiz dafür,
dass sich Sponsoring lohnt. Barbara Lieberwirth
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