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Die Bedeutung des Miles Davis Capitol Orchestras für die Jazzgeschichte dürfte allen Lesern bekannt sein. Die gesamten Aufnahmen (The Complete Birth of the Cool/CAPITOL 7342 4 94550 2 3) gehören in jede Jazzplattensammlung. Über zwei Jahre Arbeit waren nun nötig, um 13 Partituren – das heißt die Bläserstimmen – zu rekonstruieren, dazu die Solos der Studioaufnahmen. Von Letzteren fehlt nur „Darn that dream“, von den Live-Aufnahmen „Why do I love you“ und „S’il vous plait“. Dafür gibt es als Überraschung mit „Joost at the Roost“ (Mulligan) ein Stück, das die Band nie einspielte (im Nachlass von Miles Davis entdeckt). Jetzt haben wir also die Möglichkeit, mittels Aufnahmen und Noten die faszinierende komplexe Musik dieses Ensembles zu studieren und dabei vor allem die Qualitäten Gerry Mulligans zu bewundern, denn von ihm, nicht etwa von Gil Evans, stammen die meisten Arrangements (fünf). Je drei steuerten John Lewis und Gil Evans bei, je eines Miles Davis und Johnny Carisi. Natürlich sollte diese Musik wieder gespielt werden; Mulligan selbst hat das 1991 gemacht (Re-Birth of the Cool). Die Aufgabe ist dieselbe wie bei jeder anderen Interpretation geschriebener Musik, und die Möglichkeit, den Augenblick des Spielens mit einzubeziehen, sogar noch größer, da es ja improvisierte Solos gibt. Zudem ließen sich manche Aspekte besser herausarbeiten als bei den Originalen. Auch kann mit der heutigen Aufnahmetechnik das Klangbild durchsichtiger gemacht werden. Es geht nicht darum, die Denkmalspflege zu betreiben, sondern Fixiertes wieder mit neuem Leben zu erfüllen. Das ist im Jazz im Prinzip genauso möglich wie etwa bei klassischer Musik oder bei Theaterstücken. Joe Viera |
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