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Innere Ruhe einer Persönlichkeit fördert kreative Energie. Indische Philosophie fordert Meditation und Selbstdisziplin, ein Lebenskonzept, mit dem der Gitarrist John McLaughlin spirituelle Kraft in seine Musik lenkt. Sie ist für ihn ein Medium der Freude, Lust, Schönheit und Reinheit, philosophisch ein Sinnbild des Lotus. Dennoch ist diese Musik nicht verkapselt oder gar solipsistisch, sondern den Menschen zugewandt, wie auf den Live-Aufnahmen der elf „Montreux Concerts“ aus den Jahren 1974 bis 1999 zu hören ist. Die chronologische Kollektion beginnt mit dem damals komplett reformierten
Mahavishnu Orchestra. Zur Jazzrock-Besetzung mit Bob Knapp (fl, perc),
Steve Frankovitch (tp), Gayle Morgan (org), Ralphe Armstrong (b) und Michael
Walden (dr) kommt noch ein Streichquartett hinzu, das aber eher eine dekorative
Funktion hat. Als spezieller Solist ist Stargeiger Jean-Luc Ponty dabei,
der mit Steve Frankovitch und John McLaughlin das „Smile Of The
Beyond“ in ausgeflippten Dialogen zum höllischen Grinsen verzerrt.
Während das Original Mahavishnu Orchestra die rhythmisch komplexen
notierten Parts in eleganter Perfektion einstudiert hatte, dominieren
in der 1970er Formation ausgedehnte solistisch virtuose Aktionen, die
von oft hymnischen Themen gerahmt sind. Im Jahre 1984 steht John McLaughlin
wieder mit einer ausgewechselten Mahavishnu Band im Montreux Casino auf
der Bühne. Deren Sound ist kompakter und differenzierter, wodurch
sich die in dieser Zeit aufstrebende Generation von Bill Evans (sax),
Mitchell Forman (key), Jonas Hellborg (b) und Danny Gottlieb (dr) auszeichnet.
Ihr Stil ist an konsequenten Jazzlinien orientiert, swingend und wohl
dosiert, besonders die intelligent gestalteten Soli von Jonas Hellborg
und Danny Gottlieb im „Pacific Express“. Souverän schweifen John McLaughlin & The Free Spirits 1993 und 1995 in den Bereich Neobop und modaler Jazz. Eine Tony Williams‘ Lifetime „Nostalgia“, an den John McLaughlin, Joey DeFrancesco (org, tp) und Dennis Chambers (dr) in dichten Improvisationen freundlich erinnern, wie auch an „Thelonius Melodius“ und „Tones for Elvin Jones“. Mit ähnlichem Profil, nämlich in den wieselflinken Riffs, doch rhythmisch näher am Jazzrock pulsiert The Heart Of Things mit Gary Thomas (sax, fl), Jim Beard (key), Matthew Garrison (b) und Dennis Chambers (dr) durch den „Jazz Jungle“. Besonders Gary Thomas zeigt sich hier in Bestform. Absolute Knüller dieser Konzertmitschnitte sind zwei Gipfeltreffen: im Duo mit Chick Corea reizt John McLaughlin an akustischer Gitarre 1981 die Grenzen der Fingerfertigkeit aus. Gypsy Swing, ein Blues „Waltze“ oder das schräge „Thelonius Melodius“ als Boogie motivieren beide zu gut gelaunten Interplays. Grandios ist das iberische Feuerwerk, das John McLaughlin mit Flamenco Gitarrero Paco De Lucia 1987 in den Klanghimmel über Montreux schickt. Wie Blitztelegramme tauschen sie ihre Ideen aus. Ekstatische Zustände aus innerer Ruhe und von unerschütterlichem Gleichgewicht gesteuerte Virtuosität sind bei diesen „Montreux Concerts“ überdeutlich präsent. John McLaughlin ist ein polystilistischer Meister an der elektrischen und akustischen Gitarre. Tolerant und unprätentiös gibt er seinen meistens gleichwertigen Partnern jede Freiheit, eine je eigene Stimme in dieser von Freude erfüllten Musik zu artikulieren. Ein Begleitbuch dokumentiert mit vielen Fotos, Texten und allen Aufnahme- und Besetzungsdaten diese mustergültige Edition des Gitarrenpoeten John McLaughlin. Hans-Dieter Grünefeld
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