German Jazz Trophy für Toots Thielemans
Die German Jazz Trophy 2004 geht dieses Jahr an eine internationale Jazzlegende:
Toots Thielemans. Der belgische Mundharmonikaspieler, Komponist und Kunstpfeifer
bekommt den von der Jazzzeitung, der Sparda-Bank Baden-Württemberg
und der Kulturgesellschaft Musik und Wort verliehenen Preis in Rahmen
eines öffentlichen Preisträgerkonzertes am 15. Oktober 2004
überreicht. Schon ein halbes Jahrhundert zurück liegt der erste
internationale Erfolg, den der 1922 in Brüssel geborene Mundharmonikavirtuose,
Gitarrist, Pfeifer und Akkordeonspieler Jean „Toots“ Thielemans
1950 bei der Europa-Tournee von Benny Godman feierte. Später war
er Mitglied von Charlie Parkers All Stars und des George Shearing Quintetts.
Später beteiligte er sich an vielen Konzerten und Platteneinspielungen,
unter anderem von und mit Ella Fitzgerald, Bill Evans, Jaco Pastorius
und Pat Metheny. Ab Mitte der 60er-Jahre arbeitete er eng mit Quincy Jones
zusammen, spielte bei den Soundtracks zu mehreren Filmen mit, unter anderem
bei „Asphalt Cowboy“ (1969) und „The Getaway“
(1972). 1972 gab er mit einem Quartett Konzerte in Russland. Er war außerdem
schon Mundharmonika-Solist für die Fernsehserie „Sesamstraße“.
Seine Liebe zum Jazz entdeckte der Django-Reinhardt-Fan Jean Thielemans
während des Zweiten Weltkrieges. Später wurde er von Charlie
Parker beeinflusst, seine Musik ist auch heute noch fest im Bebop verwurzelt.
Er hat die tonalen Möglichkeiten der Mundharmonika ebenso wie die
des Ausdrucks bedeutend erweitert. Zu Thielemans Spezialitäten gehört
die von ihm kreierte Kombination von Gitarrespielen und Pfeifen. Wichtige
CDs sind „Man Bites Harmonica“ (1957 ; OJC), Do Not Leave
Me“ (1986; Stash) und „Only Trusr Your Heart“ (1988;
Concorde). Bisherige German Jazz Trophy-Preisträger waren Erwin Lehn,
Paul Kuhn, Wolfgang Dauner. Öffentliche Preisverleihung und Konzert:
15. Oktober, Kundenhalle der Sparda-Bank Stuttgart, Karten unter Sparda-Tickethotline
0180/3 00 06 83, Preis: € 20.
Neues Sub-Label „19“ bei enja
Als Sub-Label von enja records ins Leben gerufen, startet „19“
im Herbst
2004 zu seiner „Journey Into Sound“. Ausgangspunkt der Reise
sind die
enja-typischen Jazz-/World-Klänge, doch von dort geht es auf eigenständigen
Wegen hinein in die Klanglandschaften von NuJazz, Breakbeat, Dub und Downtempo.
In einer Zeit, in der elektronische Musik mehr denn je an Kurzlebigkeit
(und oft auch Ideenlosigkeit) leidet, sollen die Produktionen auf „19“
neue Akzente setzen. Das besondere Potenzial des neuen Labels sind die
Liebe zum Detail, die Wertschätzung verschiedener Einflüsse
und die Verbindung von Instrumentalem und Elektronik. Verantwortlich für
„19“ ist der 26-jährige Münchener DJ und Grafiker
David Winckelmann. Seit langem in der Elektronik-Szene zu Hause, betreut
er seit rund drei Jahren mit einem Freund eine eigene Radiosendung. Die
erste Veröffentlichung auf „19“ kommt Ende September
2004 in die Läden: Es ist das zweite Album von Enders Room, des Elektro-Jazz-Projekts
des Weilheimer Saxophonisten Johannes Enders. Im Oktober erscheint als
Hommage an den südafrikanischen Pianisten Abdullah Ibrahim zu dessen
70. Geburtstag die CD zu einem Remix-Projekt. Unter den Künstlern
finden sich DJ Spooky, das Japaner Toshio Matsuura (ex-UFO), Kinderzimmer
Productions und DJ Explizit von der Münchener HipHop-Formation Main
Concept.
SWR-Jazzpreis an Conny Bauer
Neuer Preisträger des SWR-Jazzpreises wurde in diesem Jahr der in
Berlin lebende Posaunist Konrad „Conny“ Bauer. In den 70er
und 80er Jahren wurde er zu einem der wichtigsten Exponenten der DDR Free
Jazz Szene, die eine eigene besondere kreative Ausstrahlung entwickelte
und mit Gruppen wie „FEZ“, „Synopsis“ und „Doppelmoppel“
unter Bauers Beteiligung große Popularität errang. Trotz aller
politischen Grenzen traf man sich mit den internationalen Größen
dieser Musik. Er entwickelte einen sehr eigenen Posaunenstil, der sich
durch große Virtuosität und Mehrstimmigkeit wie außergewöhnlicher
Erzählkunst auszeichnet. hjo
Louis-Armstrong-Preis an Wolf
Der Pianist, Bandleader, Komponist und Arrangeur Thilo Wolf wurde mit
dem Louis-Armstrong-Gedächtnis-Preis 2004 von Swinging Hamburg ausgezeichnet.
Der Preis wurde im August im Studio Franken des BR von Ladi Geisler überreicht.
Bürgermedaille an Schätzlein
Im Juli wurde Walter Schätzlein für sein über 50-jähriges
Engagement und seine Verdienste für den Jazz in Nürnberg mit
der Bürgermedaille der Stadt Nürnberg geehrt. Der Name Schätzleins
ist seit 1954 untrennbar mit dem Jazz Studio Nürnberg verbunden,
das er viele Jahrzehnte geleitet hat. 1966 war er einer der Mitbegründer
des Festivals Jazz Ost.West und bis zum Jahr 2000 dessen künstlerischer
Leiter. 1986 entstand unter der Leitung Schätzleins auch der „Nur-Jazz-Privatfunk-Sender“
Jazztime Nürnberg. Im März hat sich Schätzlein von der
aktiven Tätigkeit zurückgezogen und ist nur noch als Berater
tätig.
Wettbewerb Jazzart Awards
Die Beziehungen zwischen Jazz und Kunst will dieser neue Wettbewerb stärken
und beleuchten, bewerben können sich Fotografen, Designer, Maler
und Filmemacher mit ihren 2004 entstandenen Arbeiten. Nähere Infos:
www.jazzart.it
Gerry Hayes 70
Er ist der Mann, der die meisten Jazz-Clubs in München betrieben
hat, und der – vor allem mit dem legendären Allotria –
wesentlich an der internationalen Münchner Jazzgeschichte mitschrieb.
Die Jobs als Promoter und Jazzclubbetreiber hat er an den Nagel gehängt.
Heute widmet Hayes sich wieder ganz seiner größten Leidenschaft,
dem Musikmachen. „It swings and sways with Gerry Hayes“ heißt
es nun anlässlich seines 70. Geburtstags und 50. Bühnenjubiläums:
Hayes feiert an zwei Tagen im Nightclub des Hotels Bayerischer Hof (7.
und 8. September). Mit dabei Dusko Goykovich, Roman Schwaller, Willi Johanns,
Tizian Jost, Thomas Stabenow, Michael Keul und Bernhard Ullrich. Happy
Birthday wünscht die Jazzzeitung!
Musiker gesucht, Wettbewerb
Die Jazz Offensive Essen (JOE) startet am 21. Januar das 9. JOE-Jazzfestival.
Die Essener Zeche Zollverein soll dann zur Bühne für junge Künstler
und renommierte Musiker der Region sowie internationale Stars werden.
Bewerbungen (Tonträger, Info, Fotos) bis 30.9. bitte an Jazz Offensive
Essen, Haumannplatz 32, c/o Leonardo, 45130 Essen, Tel. 0201/726 69 46,
E-Mail joessen@gmx.de.
Das Internationale JazzFestival Münster lobt den Wettbewerb Westfalen-Jazz
aus. Bewerbungsschluss ist der 15.10., Infos: www.jazzfestival-muenster.de
Symposium Improvisierte Musik
Vom 8. bis 12.9. findet im Münchner Gasteig das Symposium zur Improvisierten
Musik „Unforeseen“ statt. Vorträge, Workshops und Konzerte,
unter anderem mit dem Tomasz-Stanko-Quartett und der Gruppe 48nord runden
das Programm ab. Nähere Informationen und Anmeldung: www.unforeseen.de
jazzspot
Scott Hamilton: Swing it!
Einige nennen ihn den „Mainstream Messias“, andere sehen in
ihm den Wegbereiter für die spätere Retro-Bewegung um Wynton
Marsalis: der 1954 in Providence, Rhode Island, USA geborene Tenorsaxofonist
Scott Hamilton hat sich längst in den internationalen Olymp der Swingsaxophonisten
gespielt.
Dank der meisterhaften Beherrschung seines Instruments, schafft er bei
Konzerten wie Plattenaufnahmen mit seinem vollen Sound und elegantem Stil
eine relaxte Atmosphäre, die Basis für doch immer wieder überraschende
Improvisationshöhenflüge ist.
Im Laufe seiner Karriere hat er mit ziemlich allen Jazzgrößen
gespielt, so Ende der 70er Jahre auch mit Benny Goodman, häufiger
zu hören war er unter anderem auch mit Warren Vache, Ruby Braff und
Rosemary Clooney. Die Entwicklung beziehungsweise die erstaunliche Kontinuität
seiner Arbeit, die allen Richtungswechseln trotzte, lässt sich anhand
seiner Einspielungen für das Label Concord Records (www.concordrecords.com)
nachvollziehen, das ihn auf seinem gesamten bisherigen Karriereweg begleitet
hat.
Immer wieder ist er in Europa in verschiedenen Concord-Formationen wie
den „All Stars“ zu hören, meistens aber ist er als Bandleader
unterwegs – derzeit im Quartett mit John Pearce (Klavier), Dave
Green (Bass), und Steve Brown (Schlagzeug). Am 12. September feiert Scott
Hamilton seinen 50. Geburtstag.
Herzlichen Glückwunsch!
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