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Der Saxophonist Peter Weniger, gebürtiger Hamburger, der heute in Berlin lebt, kam im Alter von 13 bis14 Jahren im Rahmen seines Musikunterrichts in Berührung mit dem Jazz. Begonnen hatte er mit Musikunterricht, dann kam die Klarinette, die schließlich durch das Saxophon ersetzt wurde, als sie ihm zu leise wurde.
In der Hamburger Szene lernte er Dieter Glawischnig und Peter Herbolzheimer kennen, die ihm dazu rieten, Musik professionell er erlernen. Also begann er in Köln zu studieren, wo er sich auch nach dem Studium noch einige Zeit in der sehr lebhafte Szene bewegte. Als erste wesentliche Veränderung erhielt er in 1993/94 eine erste Anstellung als erster Tenorist bei der SWR Big Band. Dort sammelte er viele Erfahrungen, erlebte berühmte Leiter und Arrangeure wie Maria Schneider, Frank Foster oder Bob Mintzer. Der Kontakt zu Herbolzheimer blieb bestehen, was zur Folge hatte, dass er 1987 auch in dem ersten BuJazzO auftrat. Die gelegentlichen Termine in Stuttgart zwangen ihn nicht, seinen Wohnort Köln aufzugeben. Das kam erst, als er vor zweieinhalb Jahren Professor in Berlin an der Universität der Künste wurde. Er unterrichtet dort Saxophon und Ensemble, Gehörbildung und Harmonielehre. Das musikalische Leben in Berlin schätzt er, vor allem wegen der vielen Clubs. Danach befragt, ob es denn in der Musikszene zwischen dem früheren West- und dem Ostteil der Stadt immer noch eine Trennung gebe, meint er, dass diese immer mehr verschwinde. Seine Universität und die Hochschule für Musik Hanns Eisler arbeiten nach seiner Überzeugung da wo möglich und nötig zusammen. Die meisten seiner bisherigen CDs waren nach seiner Meinung sehr jazzorientiert, vor allem diejenigen, die er unter dem Einfluss seines früheren Lehrers, David Liebman, eingespielt hatte. Auch hatte er damals gelegentlich Sopransaxophon gespielt, was er inzwischen wegen der fehlenden Klangtiefe aufgegeben hat. Der Titel der neuen CD, „Legal Paradizer“ (Skip Records SKP 9032-2) ist Programm. Er sieht seine Musik als ein Mittel, Freude auf legale Weise zu verbreiten. Dem entspricht auch seine Grundhaltung, nach der er die Kommunikation mit dem Publikum für sehr wichtig hält: „Ich hab mir hier das erste Mal zum Konzept gemacht, eine groovebetonte Scheibe zu machen, die aber nicht zum Grundsatz hat, dass man als Saxophonist nur superhoch und superschnell wie viele Funk-Saxophonisten das übliche harmonische Material spielt. Ich versuche, dies mit einem Saxophon Sound zu erklären, der eigentlich dieser Musik gar nicht entspricht, der weich ist, sich anlehnt an Paul Desmond, an Warne Marsh, an Stan Getz, aber trotzdem in so eine Funk Musik super gut reinpasst. Der Groove ist nicht Mittel, sondern Teil des Sounds. Die CD enthält Stücke, die über drei bis vier Jahre gewachsen sind, zum Beispiel „Speedworld“ oder „Scrootch“. Die Musik ist auch komplett auf dem Saxofon entstanden. Nicht wie anderen meiner CDs am Klavier, sondern alles, die Basslinien sind mir eingefallen, als ich die Stücke auf dem Saxofon gespielt habe.“ Auf die Frage, ob er in dieser Richtung weiterarbeiten wird, stellt er fest: „Da bin ich mir im Moment noch unsicher. Im Moment steht bei mir im Vordergrund, das Konzept der Platte auch live in Konzerten zu verwirklichen.“ Diese Konzeption hat sich auch in der Besetzung, dem Trio ohne weitere Stimme niedergeschlagen: „Ich wollte einerseits diese grooveorientierte Musik, aber trotzdem die Freiheit, die ich gespürt habe, dass man sie haben kann vor allem in Trios.“ Mit den beiden Partnern zusammen zu arbeiten, macht ihm viel Spaß. Wolfgang Haffner ist für ihn gerade bei der groovebetonten Musik erste Wahl in Deutschland. Decebel Badila, der für ihn einer der technisch unfassbarsten E- und Kontrabassisten ist, kennt er seit den SWR Big Band-Tagen. Im wesentlichen konzentriert er sich zur Zeit auf die Arbeit mit dem neuen Trio, auch wenn er gelegentlich noch in einer Band von David Friedman, dem Leiter der Jazzabteilung an seiner Universität spielt. Und an einer neuen CD arbeitet er natürlich schon, deren Grundlage das Trio sein wird, wenn auch vielleicht ergänzt durch Gäste. Hans-Jürgen von Osterhausen
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