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Von der meines Erachtens wichtigsten Aufnahme Grant Greens finde ich in dem Artikel kein Wort, nämlich von „The Selma March“. Dieses Stück ist so wichtig, dass sogar der Sohn Grant Greens damit Reklame macht. Ein paar Anmerkungen dazu. Jenes Stück entstand in der ersten Hälfte der 60er und war in der zweiten 60er Hälfte ein wichtiger Katalysator zur Entwicklung des Jazzrocks/Rockjazz’. Die offiziellen Meinungen mögen zwar Miles Davis, „Bitches Brew“, 1968-69, oder Blood, Sweat & Tears, „Spinning Wheel“, 1968, als epochemachend für die Entstehung des Jazzrocks/Rockjazz’ ansehen. Meines Erachtens war vor allem James Brown (voc) für die Jazzrock/Rockjazz-Entstehung entscheidend. Aber betreibt man keinen Personenkult, meine ich, dass auch vor allem Cannonball Adderley (as), ebenso Jimmy Smith (org) und Ramsey Lewis (p), und zwar in allen Varianten, schon während des Beatles-Höhepunktes, etwa 1963-66, die Entstehung von jazzigen Spielweisen bei der Masse damaliger junger Musiker, nämlich Beat- und Rockmusiker, förderten, zum Beispiel bei meinem Bruder (key) und mir (d). Katalysatoren waren aber nicht nur bestimmte Jazzmusiker, die im damaligen Beat- und Rockbereich auch viel gehört und nachgeahmt wurden, sondern genauso bestimmte Jazzstücke, und zwar allen voran „Mercy, Mercy, Mercy“, dann „Watermelon Man“, „Jive Samba“, „Sidewinder“ und eben: „The Selma March“. Im deutschen und besonders Berliner Bereich in den 60ern dominierten wie in den 50ern und trotz des 60er Vietnamkrieges die USA kulturell und besonders jazz-mäßig, nur unterbrochen durch die Beatles- und Beat-Welle etwa 1963-66 (British Invasion). Konkret spielten viele Musiker der damals noch zahlreichen US-Truppen in Deutschland mit deutschen Amateur- und Profi-Musikern zusammen in Bands. So spielten auch mein Bruder und ich 1969 im West-Berliner Quasimodo mit einem farbigen US-Gitarristen zusammen, einem gewissen Sammy, der sogar ehemaliger Schulkamerad von Jimi Hendrix war! Wir spielten genau die vorgenannten Stücke, sie waren Kern unseres Programms und Stiles, und vor allem „The Selma March“, weil es als quasi das Meisterstück galt. Das Quasimodo war damals, und das war bezeichnend für die ganze damalige Situation einerseits eine der damals führenden APO-Kneipen (68er und Anti-Vietnamkriegs-Bewegung, Rudi Dutschke, etc.). Aber andererseits, bedingt durch viel militärisches und ziviles Personal der damals noch in Deutschland zahlreich vertretenen US-Armee, spielten auch und gerade etliche deutsch-amerikanische Bands mehr oder minder unbewusst an solchen an der Oberfläche zu den USA in Widerspruch stehenden Orten. Die Entwicklung, die hierdurch ausgelöst wurde, war grundlegend, nicht nur für Deutschland. Gruß, Wolfgang Billmann (via E-Mail)
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