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Auch Jazz-Publikum will umworben sein. Wie das geht, exerziert derzeit die Stadt Unterschleißheim vor. Deren Jazz-Reihe hat einen Ruf zu verteidigen. Vor 17 Jahren begann die Kulturreferentin Ursula Posset, nationale wie internationale Stars im Bürgerhaus zu präsentieren, überdies meist solche, die zum Zeitpunkt ihres Auftritts „en vogue“ waren. Joe Zawinul, Jean-Louis Matignier, Archie Shepp, Candy Dulfer, Mike Stern, Fred Frith – sie alle traten schon in der kleinen, aber feinen Reihe mit etwa sechs Konzerten im Jahr auf, und die Liste ließe sich beliebig verlängern. Das Konzept machte Schule, was für die Unterschleißheimer
einerseits Bestätigung war, ihnen andererseits aber – namentlich
die Veranstaltungen im Nightclub des Bayerischen Hofes – langsam,
aber sicher das Wasser abgrub. Viele Münchner Besucher blieben aus,
konnten sie doch das, was sie gelegentlich im nicht gerade intimen Unterschleißheimer
Bürgerhaus geboten bekamen, im Nightclub viel öfter und in „jazzigerem“ Rahmen
genießen. Es war also Zeit für etwas Neues. Und so strickt
man in Unterschleißheim seit dem vergangenen Jahr Themenabende
rund um „Players & Composers“. Eine Jazz-Legende wird
hier von dazu geeigneten Interpreten interpretiert. Mit Jelly Roll Morton
und Fats Waller startete man, vorgestellt von der Frankfurter „Barrelhouse
Jazzband“ und dem Oberhachinger Stride-Spezialisten Bernd Lhotzky.
Danach kümmerte sich Dusko Goykovic mit Big Band um Duke Ellington
und das European Jazz Quintet um John Coltrane. Im Mai kommt nun Cole
Porter an die Reihe, gespielt von Siggi Gerhards Swingtett & Brass
mit Beverly Daley als special guest. Sklavisch hält man sich freilich
nicht ans Schema, so fand das außergewöhnliche Neujahrskonzert „All
that Strauss“, bei dem das Vienna Art Orchestra den Walzerkönig
zum Swingen brachte, ebenso seinem Platz im Konzept wie Dino Saluzzi,
der ja praktisch in Doppelfunktion als „Player & Composer“ durchgeht.
Hand in Hand mit der programmatischen Neugestaltung geht bei der vor
zwei Jahren zur Stadt aufgestiegenen Kommune eine organisatorische Professionalisierung.
So hat man sich für die neue Jazzreihe Peter Wortmanns „Spectakle
Productions“ und den bayerischen Rundfunk mit ins Boot geholt.
BR-Redakteur Peter Machac moderiert nun die Konzerte, die auch im Funk
ausgestrahlt werden. Oliver Hochkeppel |
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