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Friedrich Gulda, geboren am 16.5. 1930, starb am 27.1.2000, dem Geburtstagsdatum von Wolfgang Amadeus Mozart. Die hier vorgestellte DVD The Legacy ist Guldas Vermächtnis. Sie ist der Schlüssel zu seinem Alterswerk. Guldas Generation eröffnete sich nach dem Kriegsende eine neue, bisher kaum bekannte neue Musikwelt: Die amerikanischen GIs hatten V-Discs (V for Victory) im Gepäck, 30-cm-Vinyl-Jazz-LPs, vor allem herrliche Swingnummern mit Benny Goodman, Glenn Miller, Tommy Dorsay und unzähligen anderen, die unsere Jugendtage begleiteten. Denn die schnell etablierten Army-Radiostationen AFN (American Forces Network) spielten die inzwischen zu Klassikern etablierten Titel Tag und Nacht. Zweispurig also, klassisch und jazzig, erlebte Gulda Musik - eine prägende Erfahrung für den begnadeten Pianisten, Jazzer und Komponisten.
Gulda war schon sehr früh für alles offen, was mit dem Musikklang, seiner Ausgestaltung und vor allem damit zu tun hatte, das flüchtige Erlebnis des Einmal-Hörens zumal des spontan Improvisierten, wie es vor allem der Jazz verlangt wiederholbar zu machen. In den 90er-Jahren gründete er seine eigene Produktionsfirma Paradise Productions und stürzte sich auf die elektronische Technik mit ihren neuen Erfindungen vor allem elektronisch gesteuerte Keyboards und das Internet mit all seinen Möglichkeiten hatten es ihm angetan. Und er beschaffte sich bald eine eigene Domain: www. newgulda.com, die jedem Gulda-Freund ans Herz gelegt sei. Ebenfalls in den 90er-Jahren begann er mit eigenen Produktionen, gestaltete und edierte schon 1998 A Scenic Musical Collage, nämlich eine DVD mit dem Titel The Legacy, die jetzt vorliegt. Wer diesen Hörfilm nur an sich vorbeilaufen lässt, begreift wenig von den Gedanken, Vorstellungen, Erkenntnissen, Einsichten und Gewissheiten dieses Mannes, der alles und jedes als Teil eines in sich Geschlossenen erfährt das Jenseits und das Diesseits, das Jetzt und das Danach, Zeit und Zeitloses, Weltliches und Heiliges, Sinnliches und Geistiges, Menschliches und Göttliches, und für den Musik und Tanz, lustvoll gestaltet und erlebt, die große Klammer ist, die wie ein ewiger Kreislauf alles umfasst. Zwei Stunden Film, Bild und Ton füllen diese DVD mit einer Quersumme seines Lebens, als Selbstbekenntnis des Künstlers und Menschen. Und das Lebenszentrum dieses nicht im gewohnten Wortsinn religiösen, aber spürbar frommen Menschen Gulda war und blieb Herr M., wie er sein Idol Mozart zu nennen pflegte. Sie beginnt Goethes Faust lässt grüßen mit einem Vorspiel im Himmel und auf der Erde, in Guldas Worten ein Gradus ad parnassum Mozartianum, musikalisch mit Bachs erstem Präludium samt Fuge aus dem Wohltemperierten Klavier (= WTC), aber im Präludium einmal nicht kombiniert mit einem Ave Maria à la Gounod, sondern mit Engels-Stimmen, die im Cembalo-Klang des Clavinova-Keyboards die Harmonien summen. Die Bildsequenz öffnet erst den Himmelshalbkreis mit weißen Wolken, auf denen sich allmählich Fra Angelicos Krönung Mariae abbildet, die abgelöst wird von zwei engelgleich dem Himmel zustrebenden Paradise Girls, die sich dort einem dritten jungen Mädchen zugesellen wollen, das den bereits in den jenseitigen Gefilden lebenden Mozart verkörpert. Gulda hat diese tanzenden Mädchen in Diskotheken in Ibiza kennen gelernt und für seine Collage als Mitspielerinnen gewonnen. Der Himmelshalbkreis verkehrt sich langsam zur anderen Seite, zum Erdenhalbrund, und wieder zurück der Kreis schließt sich mit der chorbegleiteten C-Dur-Fuge, das Krönungsbild erscheint erneut inmitten der nun drei Paradise Girls und nach dem himmlischen erklingt dasselbe Präludium erneut im irdischen Sound des Cembalo-Lautenklangs zu Standbildern bekannter Gemälde einer Lauten- und einer Cembalospielerin, unterbrochen von der ersten Bildsequenz der spielenden Guldahände... Mozartiana, der zweite, der Hauptteil der Collage, handelt von Herrn M. selbst, wie er leibt und lebt, der göttliche Tänzer, der nicht nach dem Paradies zu streben braucht, denn er ist von dort, er wohnt dort, es ist seine Heimat (so Gulda in seinem Begleittext). Der Ablauf dieser fast 75 Minuten dauernden Collage erklärt sich dem Hörenden und Sehenden von selbst: Herabkunft mit Mozartmusik (Fantasie d-Moll KV 397 und der ganzen Sonate KV 576) auf Klavier und Clavinova, begleitet von rosaroten Wolken und den drei himmlischen Mädchen, von denen eines, Pilou, in Mozarts Kleidern ihn verkörpert. Erst betrachten sie Gulda von oben, wie er ganz verinnerlicht die d-Moll-Fantasie spielt, den Schlussteil in Dur übernimmt Pilou-Mozart auf einem himmlischen Klavier. In ihrer technischen Ausstattung entspricht die DVD nicht ganz dem heutigen Standard technischer Steuerung. Aber das alles erscheint unwichtig, weil der Zwang, die ganze DVD ohne Unterbrechung durchlaufen zu lassen, der Absicht des Autors entgegenkommt: Er zeigt ja sich und Herrn M. in dieser DVD-Collage als Entwicklung mit Anfang und Ende, obwohl es beides in Wirklichkeit nicht gibt...
DVD-Tipp
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