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Jazzzeitung
2012/03 ::: seite 17
rezensionen
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Von Edison bis Elvis
Wie die Popmusik und auch der Jazz populär wurden
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Ernst Hofacker, Von Edison bis Elvis – Wie die Pomusik erfunden wurde, Reclam Verlag, Stuttgart 2012, 448 Seiten (ISBN 978-3-15-010838-3)
Musik ist heute überall verfügbar, allein im Internet stehen 13 Millionen Musikstücke zum Downloaden bereit. Früher war Musik „allenfalls dort zu hören, wo sie gemacht wurde“, schreibt Ernst Hofacker und erklärt später in seiner profunden Darstellung „Von Edison bis Elvis“, „wie die Popmusik erfunden wurde“, so der ironische Untertitel. Erfunden wurde sie gewiss nicht, sondern sie entwickelte sich, wie luzide nachgewiesen wird, in einem spannungsvollen, vielschichtigen Prozess zwischen Musik, Technik und Business.
Ausgangspunkt sind die bahnbrechenden Erfindungen Phonograph, Schallplatte und Radio, „die massiven Einfluss auf musikalische Entwicklungen nehmen“. Ohne sie wäre die Musik nicht zum allzeit verfügbaren Kulturgut geworden. Diese Geschichte erzählt Ernst Hofacker nachvollziehbar, mitunter auch unterhaltsam. Es sind Geschichten von Genies und Künstlern, Tüftlern und Geschäftemachern. Der Leser erfährt, dass Caruso unter einfachsten technischen Bedingungen zum ersten Schallplatten-Millionär und zum ersten „globalen Platten- und Medienstar“ wurde.
Freilich bleiben musikalische Entwicklungen nicht ausgespart. Hofacker betrachtet die Entwicklung von Jazz und Blues („eine entscheidende Säule der populären Musik“) über Klassik bis Rock und stellt schließlich fest: „Weltweit hatte sich ein florierendes Geschäft rund um die Musik gebildet“. Und als der Jazz 1935 zur Popmusik wurde, geriet der „Swing zum antriebsstarken Motor der Unterhaltungsindustrie“. Es ist diese Verquickung zwischen Kunst und Kommerz, die sich wie ein roter Faden durch diese lesenswerte Darstellung zieht. Der Autor führt aus, wie groß „die Macht von Schallplatte, Radio, Markt und nicht zuletzt der Musik selbst“ war.
So bunt wie der Pop vollziehen sich die Veränderungen in der Welt zwischen industriellen, technischen und kulturellen Revolutionen.
Der Weg zu Elvis machte auch vor Hollywood nicht Halt. 1927 war die Erfindung des Tonfilms ein weiterer Meilenstein, den musizierende Schauspieler und schauspielernde Musiker nutzten. Stars haben seitdem eine Schlüsselfigur in einer zunehmend multimedial und international tätigen Medienindustrie. Abschließend wird die Geschichte der Popmusik bis in die Gegenwart dargestellt – nach der „Zündung in Memphis“, von Elvis Presley ausgelöst. Geschildert werden die Auswirkungen der Digitalisierung von iPod bis Facebook auf die traditionellen Geschäftsmodelle der Musikindustrie.
Insgesamt ein Buch, das sich dank Zeittafel, vieler Biografien und einem umfangreichen Register mit Künstlernamen, Song-, Platten-, Film- und Showtiteln als Nachschlagewerk hervorragend eignet.
Reiner Kobe |