Anzeige |
||
Anzeige |
|
Einen Lieblingsmusiker hat jeder, etwas gut finden ist leicht. Dafür muss man sich auch nicht entschuldigen, das muss man nicht erläutern, nur einfach Daumen hoch: „Gefällt mir!“ Begeisterung spricht für sich selbst. Es ist, was es ist, sagt die Liebe. Mir fallen auf Anhieb Dutzende Musiker ein, die ich gnadenlos gut finde. Hunderte, die ich sehr mag. Aber daneben gibt es immer auch ein paar, mit denen man wenig anfangen kann. Über die spricht man in der Regel nicht, es gibt keinen Grund dafür, denn sie lassen einen einfach kalt. Liebeserklärungen sind an der Tagesordnung, Gleichgültigkeitserklärungen nicht. Deshalb spreche ich jetzt mal eine aus: Charlie Hadens Quartet West ist mir schnuppe. Ich finde Ernie Watts’ Saxophonton oft metallen und künstlich. Ich finde Alan Broadbents Klavierspiel oft ornamental und geschwätzig. Ich finde Charlie Hadens Bassspiel oft manieriert und langweilig. An der Musik dieser Band gibt es nichts, das mich jemals gefesselt oder begeistert hätte; ich empfinde sie als überflüssig, kalt und konfektioniert. Meinetwegen soll diese Band CDs verkaufen, Konzerte geben und Menschen damit erfreuen, aber ich halte mich einfach raus. Basta. Und noch eine Gleichgültigkeitserklärung: Ich fange mit Roy Hargrove wenig an. Vor 20 Jahren ließ er mich aufhorchen: Da war er einer der ersten jungen Trompeter, die wieder an die Bop-Tradition anknüpften, es wenigstens versuchten. Von Platte zu Platte wartete man auf den künstlerischen Durchbruch, auf das Zu-sich-selbst-Kommen – vergebens. Irgendwann schien Hargrove zu resignieren: Seine Improvisationen verloren den Zusammenhang, zerfielen in einzelne Phrasen, Klischees, Signale. Ich begann an seinen Qualitäten als Trompeter zu zweifeln. Dann machte er sich auf, andere Stile zu erforschen, Latin, HipHop, Funk. Als Stile-Vermischer mag er seine Verdienste haben. Rainer Wein (rainer.wein@gmx.net) |
|