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„Das Tel Aviv White City Music Festival ist kein Jazz Festival, sondern ein Musikfestival.“ Darauf legt Eli Drapisz von der israelischen Werbeagentur, die das neue Festival vermarktet, großen Wert. Und er macht kein Geheimnis daraus, Vorbild für das brandneue Musikfestival war das Montreux Jazz Festival am Genfer See. Das Tel Aviv White City Music Festival soll zur pulsierenden israelischen Metropole passen, in der alle Kulturen der Welt zusammenleben, wo es alle nur denkbaren Küchen gibt und wo sich Touristen aus aller Welt einfinden, die diese Internationalität schätzen. Renaud Garcia Fons in Tel Aviv: Virtuos nicht nur als Solist, sondern auch als Flamenco-Begleiter. Foto: Susanne van Loon Erfunden hat das Tel Aviv White City Music Festival ein aus Australien eingewanderter Israeli, Zaleev Isaac. Er ist Unternehmer, Besitzer des Konzertsaals und Clubs „Hangar 11“ im Hafen von Tel Aviv, der neben Jazz auch Shows, Club-Betrieb, Klassikkonzerte und alle möglichen Arten von Musik bietet. Isaac war überzeugt davon, Tel Aviv fehle ein großes Musikfestival. Aus dieser Überzeugung heraus ergriff er die Initiative und entwickelte ein Musikfestival, das sich vor Montreux nicht zu verstecken braucht. Im Areal der ehemaligen Flugzeugwartungshalle Hangar 11 im Hafen von Tel Aviv versammelt sich in lauen Nächten eine bunte Szene aus Discogängern, Kinobesuchern, modebewussten Shoppern, Joggern, Familien und Strandflaneuren. Kein typisches Jazzpublikum also, dennoch trafen hier Musiker wie Renaud Garcia Fons, Danilo Pérez, Regina Carter oder Courtney Pine auf ein aufmerksames bis begeistertes Publikum. Ihre Konzerte waren eingebettet in so verschiedene Konzepte wie das des Liedermachers Goran Bregović, der Bassistin und Sängerin Meshell Ndegeocello, der indischen Folkgruppe Rajasthan Josh Group oder auch der Londoner Rockgruppe Oi Va Voi, die mit Solisten des Arab Orchestra of Nazareth kooperierte. Anders als bei Festivals üblich, spielten einige der Künstler ihre Sets wie im Clubbetrieb an mehreren Abenden. Wenn er etwa mit der israelischen Sängerin Victoria Hanna oder dem israelischen Pianisten Idan Raichel auf musikalische Reisen ging, dann war das Kulturaustausch wie er aufregender nicht sein kann. 16 Jahre war McFerrin nicht mehr in Israel gewesen, das erklärte die Anziehungskraft, die seine Konzerte aufs Publikum ausübten: Der Saal war ausverkauft und lange Schlangen bildeten sich vor der Bühne bei den ins Konzert integrierten Duetten McFerrins mit enthusiasmierten Konzertbesuchern. Größere Peinlichkeiten vermied der Sänger mittels seiner straffen Führung durch diese Einlagen und überraschenderweise gelang es ihm sogar, in der einen oder anderen dieser Mitsing-Nummern berührende Momente entstehen zu lassen. Berühren konnten aber auch Courtney Pine mit seinem furios aufspielenden Quartett oder die Bassistin Meshell Ndegeocello mit ihren Pop-Soul-Jazz-Art Rock-Songs. Die gelungene Premiere des Tel Aviv White City Festival lässt auf eine nächste Ausgabe 2013 hoffen. Obwohl die Konzerte trotz relativ hoher Eintrittspreise gut besucht waren, ist es noch nicht sicher, ob sich Isaac 2013 nochmals vier Mal einen Star wie Bobby McFerrin leisten kann, denn Förderung von öffentlicher Seite gibt es nicht und das Sponsoring steckt noch in den Anfängen. Aber es steht fest, im Mai 2013 wird es wieder ein zehntägiges Festival im „Hangar 11“ geben. Auch das Konzept soll bleiben: Mit einem zentralen Künstler als Kristallisationspunkt, umgeben von Kollegen aus Pop, Rock, Klassik, Folk und Verwandtem. Für die White City Tel Aviv, die Weiße Stadt, die ihren Namen ihrer einzigartigen Bauhaus-Architektur verdankt – 2003 wurde sie zum UNESCO-Kulturerbe ernannt – ist das Festival mit seinem anspruchsvollen Konzept ein weiteres kulturelles Schmuckstück. Andreas Kolb |
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