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Sogenannten „vergessenen Akkorden“ widmet Peter Herborn seine jüngste Publikation. Klar dabei ist: Bestimmte Akkordtypen sind nicht neu; in Vergessenheit geraten oder schlicht ungebräuchlich sein können sie dennoch. Herborn legt so den Fokus auf die Systeme Harmonisch Dur und Moll, die sich daraus ergebenden Skalen und Akkorde sowie deren differenzierte und eindeutige Benennung – ein in der Jazznotation mitunter vernachlässigter Aspekt. Parallel zum Buch erscheint eine CD, auf der neun eigens für den Einsatz der „vergessenen Akkorde“ komponierte Stücke die Theorie klanglich darlegen. Eingespielt wurden diese vom „Question Quartett“, vier Studenten Herborns, der das Material des Buches schon lange im Theorieunterricht an der Folkwang Universität der Künste unterrichtet. „The forgotten Chords“ wendet sich aufgrund der spezifischen theoretischen Kapitel an fortgeschrittene Interessenten, wenngleich die für das Verständnis notwendigen Grundlagen anfangs ihren Platz finden. Die einleitenden Kapitel geben einen kompakten Überblick über Harmonisch Dur und Moll, deren seltenen Einsatz im traditionellen Jazz und sind somit grundlegend für das Verständnis des theoretischen Gegenstandes. Kirchentonarten, Skalen sowie Voicing sind ebenfalls Themen der einleitenden Formulierungen und bilden die Grundlage für das Verständnis der folgenden Kapitel. Somit wird auch unerfahrenen Lesern die Möglichkeit gegeben, sich mit der titelgebenden Theorie auseinanderzusetzen, Hilfreich dabei sind die zahlreichen Notenbeispiele. Überleitend wird die seltenere Verwendung von Akkorden der Kirchentonarten sowie Harmonisch Moll in gängigen Jazzkadenzen beschrieben. Das theoretische Herzstück des Buches beginnt im dritten Kapitel und thematisiert die Systeme der Kirchentonarten, Melodisch Moll, Harmonisch Moll und Harmonisch Dur. Einheitlich vom Ton C als Grundton ausgehend werden die sieben möglichen Stufen und Skalen der Systeme akribisch benannt, jeder Stufe wird ein spezifisches Akkordsymbol zugeteilt. Der Verständlichkeit der theoretischen Beschreibungen kommen die konsequent hinzugefügten Notenbeispiele zugute, die Akkordtyp und Voicing der jeweiligen Stufe einmal in Bezug auf den entsprechenden Skalenton und den Grundton C notieren. Jedes Beispiel gewährleistet somit eine Verständniskontrolle am konkreten Notenbild. Während die Skalen- und Akkordbenennungen im Falle der Kirchentonarten aus der gängigen theoretischen Literatur bekannt sind, wird im Falle der anderen beschriebenen Systeme das Ziel der Publikation deutlich. Peter Herborn zeigt, dass die selten gebrauchten Systeme Melodisch Moll sowie Harmonisch Dur und Moll einen ebenso unkonventionellen wie reichhaltigen Vorrat an Skalen hervorbringen. Aus diesen resultieren ebensolche Akkorde, die bis auf vereinzelte Ausnahmen konkret benannt sind. Resümierend sind die sich ergebenden Akkorde in sechs Kategorien zusammengefasst: Majorseptakkorde, Dominantseptakkorde, Mollmajorseptakkorde, Mollseptakkorde, halbverminderte Akkorde und vollverminderte Akkorde. Insgesamt ergibt Herborns Theorie 31 Skalen und 34 Akkordsymbole aus dem Material der erweiterten Diatonik. Peter Herborn gelingt es, seine Theorie – nicht zuletzt durch den Tonträger – anschaulich zu vermitteln und verweist zugleich auf Defizite in der Jazztheorie. Das Buch bietet die Möglichkeit, den theoretischen Horizont zu erweitern und kann Komponisten den Anstoß geben, wenig gebräuchliche Skalen und Akkorde als Grundlage der eigenen Arbeit in Betracht zu ziehen. Benjamin Burkhart |
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