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Es ist eine schmale Treppe, die in einem Leipziger Hinterhaus zum Büro von Egolaut führt. Bis hinauf ins Dachgeschoss muss man steigen, um zur Zentrale des jungen Leipziger Plattenlabels zu kommen. Vorbei an einem alten, abgedroschenen Schlagzeug, durch alte Holztüren hindurch und dann steht man in diesem Raum, der ein bisschen alt und abgewohnt wirkt. Genau so stellt man sich ein Start-Up von engagierten Studenten vor. Viel repräsentieren müssen Sascha Stiehler, Antonio und Robert Lucaciu nicht. Zumindest nicht mit ihrem Büro, in dem ein kleiner Schreibtisch, ein Klavier und ein großes Sofa Platz haben. Und ein Computer natürlich.
Die Tonträger, die die drei Musikstudenten vermarkten und die Art, wie sie ihr frisch gebackenes Plattenlabel im Internet präsentieren, ist dagegen jung, frisch, klar strukturiert und hat von Anfang an ein einprägsames Corporate Design bekommen. Die veröffentlichten CDs sind durchnummeriert. Alle Cover haben einen gelben Rahmen, der das individuelle Coverbild begrenzt. In leuchtendem Gelb ist auch die Homepage des jungen Leipziger Plattenlabels gestaltet. Man meint nicht, dass die drei Jungs einfach nur Musikstudenten sind, die ein spannendes Projekt nebenbei betreiben. Eher wirkt das, was sie tun, wie aus einem Lehrbuch für Marketing und Gestaltung. „Der Name Egolaut ist bewusst gewählt“, sagt Sascha Stiehler. Der negative Touch von Egoismus soll nicht mitschwingen. „Ego in der wörtlichen Übersetzung ist das Ich, das Ichbezogene und bedeutet für uns Selbstverwirklichung, Selbstdarstellung und selbst Dinge zu erschaffen.“ Mit ihrem Plattenlabel Egolaut ist das den drei Musikstudenten gelungen.
Egolaut soll kein Plattenlabel wie alle anderen auf dem Markt sein. Gegründet
haben es die drei vor allem für junge Jazz-Musiker aus Leipzig und
Mitteldeutschland. Denn dort sehen sie ein Problem: An der Hochschule
für Musik und Theater werden junge Jazz-Talente zwar gut ausgebildet.
Aber nach dem Studium fehlt eine wirkliche Szene und Jazz-Clubs für
Auftritte. Die Folge: Junge Jazz-Talente wandern ab, ziehen in Zentren
wie Berlin oder Hamburg, vielleicht sogar nach New York. In die Lücke,
die sich in Leipzig in Sachen Jazz auftut, sind die drei Musikstudenten
mit ihrem Konzept Egolaut gesprungen und wollen sie schließen. Am Anfang haben Antonio, Robert und Sascha ihre eigenen Musikprojekte
veröffentlicht. Der erste Musiker, der kein Mitbegründer des
Labels ist und seine Musik über Egolaut vertreibt, ist Niklas Kraft.
Der 19-Jährige studiert Saxophon in Leipzig und ist der Kopf des
Niklas Kraft Quartetts. Für seine erste Platte „Ohne Sorgen“ hat
er sich bewusst das neue Leipziger Label ausgesucht „Mir war wichtig,
dass die Leute nicht den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen, nur wirtschaftlich
arbeiten wollen und gar keine Ahnung von dem haben, was man macht“,
sagt Niklas Kraft. Stefan Reisner
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