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Jazzzeitung
2011/03 ::: seite 17
rezensionen
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Thelonious Monk
Solo Piano in Berlin‚ 69
JAZZ SHOTS 2869099
Ich erinnere mich, als ob es gestern erst gewesen wäre. In der
Berliner Philharmonie herrschte gespannte Stille, als Thelonious Monk
im Rahmen
eines speziellen Konzertes zu Duke Ellingtons 70. Geburtstag sein Solokonzert
begann. Sie entlud sich nach jedem der fünf Stücke in Begeisterung,
vor allem nach „Caravan”, in dem er die wenigen Akkorde mit
einem vielfältig gezackten Farbmuster überlagerte. Als Zugabe
ein Duo mit Joe Turner, dazu Hans Rettenbacher und Stu Martin: Der Ältere,
der jünger aussieht, folgt dem Jüngeren, als ob dieser der Ältere
wäre. Wie schön, diesen unvergesslichen Auftritt jetzt auf
DVD zu besitzen!
Dazu kommen aber noch fünf (!) Bonus Tracks aus einem Konzert in
Tokio vom 23. Mai 1963 mit Charlie Rouse, Butch Warren und Frankie Dunlop – wohl
eine der besten Besetzungen, die Monk je hatte. Alle sind in Hochform
und demonstrieren vor allem in „Evidence”, was Jazz ist:
ein hochenergetisches Spiel mit rhythmisierten Klangfarben. Lustig der
Gegensatz zwischen Bild (undeutlich) und Klang (um so deutlicher).
Diese
DVD gehört in jeden Jazz-Haushalt!
Joe Viera
Michel Legrand: Legrand Jazz. London Big Band
Orchestra, Alison Moyet & Sylvain
Luc. Arthaus (DVD) 101 547
Manchmal überdauert ein Filmsong seinen eigentlichen Anlass: Mit
herrlicher Selbstironie erzählt Legrand davon, der Film „Pieces
of dreams“ habe seinerzeit weltweit 23 Zuschauer gehabt, um die
Frage nachzuschieben, ob denn vielleicht einer dieser 23 im Publikum
sitze. Das war bei diesem Auftritt 2009 in der Pariser Salle Pleyel nicht
der Fall, und so kann „Little Boy Lost“ seine Wirkung entfalten,
ohne dass die Erinnerung an einen Kinoflop den Genuss trüben könnte.
Anders als bei dem zeitgleich bei Arthaus erschienenen Konzertmitschnitt „Michel
Legrand and the Cinema“, bei dem das Orchestre National d’Île
de France Legrands unsterbliche Kinomelodien symphonisch veredelt, sorgt
hier das gut aufgelegte London Big Band Orchestra für knackigen
Jazzsound. Spannend wird es, wenn Gitarren-Berserker Sylvain Luc in „Ray
Blues“ förmlich explodiert. Ein weiterer Gastauftritt ist
dagegen entbehrlich: Alison Moyet lädt „Between Yesterday
and Tomorrow“ und weitere Songs mit schwer erträglichem Musical-Pathos
auf, bevor Legrand mit seinem gesungenen Englisch in „The Windmills
of Your Mind“ das Ganze wieder augenzwinkernd erdet.
Juan Martin Koch |