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Jazzzeitung
2011/03 ::: seite 8
portrait
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Stimme, Bass, sonst nichts! Daraus aber jede Menge Substanz: Was Stefanie
Boltz und Sven Faller auf ihrer ersten gemeinsamen Scheibe verewigt
haben, birgt bei allem reduzierten Purismus reichlich Überraschungspotential
in Farbe, Groove, Ausdruck, Zusammenspiel. Ohne Scheuklappen oder Schubladen
gehen die beiden auf gemeinsame Lieblingsstücke aus Jazz, Pop, Rock
und Indie zu, entfalten in liebevoll ausgestalteten Details einen so
abwechslungsreichen wie in sich stimmigen Reigen an kleinen Pretiosen,
von welchen man keine Sekunde missen möchte.
JazzZeitung: Was hat es mit dem Namen auf sich, wie spricht man den
eigentlich aus?
Le Bang Bang: Wir haben uns für eine französisch-englische
Mischaussprache entschieden: „Le Bäng Bäng!“ Eines
der ersten Stücke, die wir gemeinsam gespielt haben, war „Wake
Me Up Before You Go-Go“, im Original ein eigentlich fast unerträglicher
80er-Jahre-Hit. Wir fanden es aber amüsant, das mal zu versuchen.
In dem Stück gibt es eine Textzeile: Boom boom, bang bang. Stefanie
hat damit improvisiert, ich habe auf dem Bass dazu Perkussion geschlagen,
da kam uns die Idee: Wir sind Bang Bang. Das gab’s aber schon zu
oft, und so entstand die Frage, ob es nicht besser „The Bang Bang“ heißen
sollte. Schließlich kamen wir auf „Le Bang Bang“. Das
Titelstück der CD – „Bang Bang“ von Sonny Bono – kam
erst danach, das war uns aber natürlich willkommen.
JazzZeitung: Es ist überhaupt eine bemerkenswerte Mischung an Titeln,
die ihr euch ausgesucht habt.
Le Bang Bang: Wir haben
beide eine Plattensammlung ohne stilistische Vorbehalte. Es spielt für uns beide keine große Rolle, welchem
Stil ein Stück zugeordnet wird. Uns gefällt eben „Smells
Like Teen Spirit“ genauso wie „Sophisticated Lady“,
wir mögen „The Weight“ oder “Fifty Ways to Leave
Your Lover” genauso wie „God Bless The Child“.
Wir haben
daher vereinbart, dass wir einfach unsere Lieblingsstücke
spielen, das, was uns in den letzten Jahren bewegt hat, zum Teil aus
ganz verschiedenen Gründen. „Landslide“ zum Beispiel
habe ich zum ersten Mal mit 14 gehört, war ganz begeistert von Stevie
Nicks. Stefanie kennt den Song in einer Version von Stacey Kent.
Das Stück mögen wir beide sehr, und so haben wir unsere eigene
Version daraus gemacht.
JazzZeitung: Wie gleichberechtigt erfolgte
die Auswahl der Titel?
Le Bang Bang: Unsere Zusammenarbeit hat von Beginn an
sehr gut als Band funktioniert. Entstanden ist das Duo, weil wir zu einem
Auftritt angefragt
wurden in einem Raum, der ziemlich klein war. Weder ein Schlagzeug noch
ein Klavier passte rein.
Da haben wir uns gesagt: Spielen wir doch einfach zu zweit. Und das hat
sofort geklappt. Wir mussten kein Konzept schreiben, keine großen
Absprachen treffen. Wir konnten uns einfach so die Bälle zuwerfen,
auch in der Auswahl der Stücke. Nach dem Konzert haben wir gleich
die ersten Aufnahmen gemacht. Das war praktisch schon die Hälfte
der CD.
JazzZeitung: Bass und Stimme erlauben ein sehr
inniges Zusammenspiel.
Le Bang Bang: Was mir so gut gefällt, ist die Gleichwertigkeit,
das Gleichgewicht. Der Bass ist für die tiefen Töne zuständig,
die Stimme für die hohen. Da entsteht sehr viel Spannung, sehr viel
Nähe, denn es gibt ja nur einen, dem man zuhört. Das ist die
Quintessenz, die Songs werden auf ein sehr pures Minimum reduziert. Es
kommt auf jede Nuance an, auf jede einzelne Note, sei sie gespielt oder
auch nicht gespielt. Da hört man dann umso genauer zu. Es ist ein
ständiges gemeinsames Abstimmen. Man ist ständig gefragt und
gefordert, aber das macht auch wirklich viel Spaß. Tobias Böcker
CD-Tipp
Le Bang Bang: Bang Bang (GLM) |