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„Hochsubventionierte Klassik – unterbezahlter Pop und Jazz? Die Zahl gut ausgebildeter, zu Höchstleistungen fähiger Pop-, Rock- und Jazzmusiker nimmt stetig zu, aber nur in der Klassik wird die Eintrittskarte subventioniert. Wie lange kann das noch gutgehen? Lösungen für die Zukunft“. Über dieses Thema diskutierten auf der Bühne des TV-Studios der neuen musikzeitung während der Frankfurter Musikmesse 2011: Ina Keßler, Geschäftsführerin der Initiative Musik, Udo Dahmen, künstlerischer Direktor und Geschäftsführer Popakademie Baden-Württemberg mit Peter Ortmann, Projektleiter „Jugend jazzt“ im Deutschen Musikrat, Bundeskonferenz Jazz, und Julia Hülsmann. Die Pianistin trat dort auch als Sprecherin der Bundeskonferenz Jazz auf, die Moderation übernahm Ursula Gaisa, Redaktionsleiterin der JazzZeitung.
Das Gespräch fand auch vor dem Hintergrund der Verleihung des LEA-Clubawards des Vereins Live Entertainment Award Committee e.V. am Abend vorher statt, der in diesem Jahr an drei Jazzclubs ging: das A-Trane Berlin erhielt den Hauptpreis über 20.000, der Jazzclub Hannover und die Neue Tonne Dresden jeweils 5.000 Euro. In einer Pressmitteilung erklärt die BKJazz dazu, sie würde die Vergabe begrüßen: „Gleichzeitig weisen wir jedoch darauf hin, dass das Preisgeld in Höhe von insgesamt 30.000 Euro bestenfalls der Tropfen auf einen heißen Stein ist...“ Dass es den Spielstätten besser geht und welche Rolle die Initiative Musik dabei spiele, dazu bemerkte Ina Keßler unter anderem: „Wir sind aktiv in der Künstlerförderung, das ist unsere Hauptaufgabe: Nachwuchs- und Exportförderung zu betreiben und Menschen mit Migrationshintergrund zu integrieren. Dabei bieten wir zwei Hauptförderprogramme an: die Künstlerförderung und die Infrastrukturförderung. Innerhalb dieser gibt es wiederum Schwerpunkte, denen wir besondere Aufmerksamkeit schenken, dazu gehört auch die Spielstättenförderung. Das heißt, wir haben die Möglichkeit, Spielstätten zu unterstützen: 60 Prozent müssen die Antragsteller selber mitbringen, 40 Prozent können wir mitfinanzieren. Die Förderung ist aber an Bedingungen geknüpft (...) Außerdem haben wir, neben dem Clubaward, auf der Basis von unterschiedlichen Ideen vier Spielstätten-Pilotprojekte aufgebaut, da geht es größtenteils um Marketing, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Programmprämien und Qualifizierungen.“ Auf die vorher erwähnte „Tropfen auf den heißen Stein-Frage“ angesprochen
meinte sie, das sei ein Anfang, „aber ein guter Anfang“,
mit dem sie augenblicklich ganz glücklich wären. Peter Ortmann erinnerte an die Forderung der UDJ von 1971 nach einer Mindestgage für Jazzmusiker: pro Abendveranstaltung sollten 300 DM zu Buche schlagen. Im Jahr 2011 sei man trotz einer viel besseren Qualifizierung der Musiker weit entfernt von solchen Realitäten. Auch Udo Dahmen stellte fest, dass im Bereich Pop, Jazz, Rock Existenzgründungsmodelle vonnöten seien, der Künstler sei heute auch Unternehmer. Förderprorgamme wie die Initiative Musik reichten nicht aus, um alle Schätze zu heben, „die wir im Lande haben“. Unabhängig vom Genre müsse man ein Bewusstsein quer durch alle Bundesländer wecken. Bund und Länder müssten Hand in Hand agieren, das bejahte auch Keßler, die an den Kongress PlanPop erinnerte, der von der Initiative Musik ins Leben gerufen wurde, um die Vernetzung Bund-Länder zu fördern. Zum Thema Exportförderung und German Jazz Meeting bemerkte Julia Hülsmann: „Viele europäische Länder haben eine Exportförderung, von der wir nur träumen können. Einladungen aus dem Ausland scheitern oft einfach an den Flugkosten. Der Wille ist da, Veranstalter würde gerne buchen, aber es könnte viel mehr in diese Richtung getan werden, da passiert viel zu wenig.“ Ina Keßler konterte mit der „Kurztour-Förderung“ der Initiative Musik, die bei der Finanzierung der Grundkosten helfe, pro Person würden 400/800 Euro gezahlt, die fünf Wochen vor Veranstaltung beantragt werden müssten, hinterher müsse nachgewiesen werden, dass man auch wirklich dort gewesen ist. Aber auch der Topf sei begrenzt, über 80 Bands wären 2010 so gefördert worden. Dahmen schlug vor, den Druck auf die Politik auszuweiten, Genreunterschiede seien dabei kontraproduktiv. Im Ausland gebe es etwa ein Grundgehalt für Auftritte in Schulen etc., falls ein Musiker einmal nicht so gut verdiene. Es fehle an Systematik, Verlinkung tue Not. Am Ende fasste Peter Ortmann das heiße Eisen Hochschulausbildung an: die höchste Zuwachsrate im Bereich Jazz/Rock/Pop stehe der eklatant schlechten Berufssituation nach dem Studium gegenüber: „Hier werden eigentlich viel zu viel Musiker produziert, während die Fördermöglichkeiten nicht mitwachsen.“
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