Sieben Jahre ist es her, dass die Brüder Wasserfuhr in der Kategorie „Amateure“ den „Yamaha
Trumpet Contest“ gewannen. Genauer gesagt: der damals sechzehnjährige
Julian gewann als Trompeter, Roman begleitete ihn am Flügel. Seit
damals sind die Brüder nicht nur auf der Bühne unzertrennlich,
sondern auch Profis geworden. „Gravity“, ihr drittes Album
unter eigenem Namen, stellt die Entwicklung der beiden unter Beweis.
Und die Nachwuchskünstler von damals dürfen sich nunmehr zu
den bekannteren Namen der deutschen Jazzszene zählen.
JazzZeitung: „Shootingstars der deutschen Jazzszene“ nennt
man euch. Empfindet ihr euch selbst so?
Roman: Als „Shootingstars“ bezeichnet man eher Personen,
die schlagartig Erfolg verzeichnen und Popularität genießen.
Ich sehe das bei uns anders, wir arbeiten kontinuierlich an unserer Musik
und bauen alles Schritt für Schritt auf, nicht von heut auf morgen!
Es war nicht immer leicht, aber wir haben uns von keinem verbiegen lassen.
JazzZeitung: Was empfehlt ihr jungen Musikern,
die noch am Anfang stehen?
Roman: Man sollte an sich glauben. Sich immer treu
bleiben und authentisch seine Musik machen. Egal was die Menschen rechts
und links davon halten.
JazzZeitung: Julian, wie schafft man es, bei
Vorbildern wie Chet oder Miles, den eigenen Sound zu finden?
Julian: Jeder Musiker hat seinen eigenen Sound! Es funktioniert
auch nicht, einen anderen hundertprozentig zu kopieren. Ich finde es
ganz
wichtig, zu Beginn Vorbilder zu haben und zu versuchen, diese so gut
wie möglich nachzuahmen. Nur so kann man lernen und verstehen, wo
man musikalisch hin möchte.
JazzZeitung: Roman, gilt ein Pianist neben
einem Trompetensolisten automatisch nur als Begleiter? Wie wahrt man
da seine Position?
Roman: Naturgemäß ist es so, dass der Trompeter als Frontmann
den solistischen Part übernimmt und der Pianist eher in den Hintergrund
rückt. Wir spielen uns die Bälle zu und funktionieren zusammen,
glaube ich, ganz gut. Jeder hat seine Stärken und Schwächen,
die der andere ergänzt. Auf der Bühne, aber auch beim Komponieren
ist das Teamplay.
JazzZeitung: Der Titel eures neuen Albums lautet „Gravity“,
was man ins Deutsche sowohl mit „Ernsthaftigkeit“ als auch
mit „Schwerkraft“ übersetzen könnte. Ist das so
zu verstehen, dass es euch jetzt „ernst ist“?
Julian: Wir sind auf jeden Fall älter geworden und haben viel erlebt.
Ich denke, man hört auf „Gravity“ zum ersten Mal wirklich
uns. Wir haben fast alle Stücke geschrieben und arrangiert. Es ist
natürlich auch bewusst in einer kleinen Besetzung umgesetzt worden,
weil wir die Musik so intim und persönlich wie möglich halten
wollten. Ich denke, der Name „Gravity“ passt gut zu dieser
CD. Wir versuchen bei allem, was wir machen, auf dem Boden zu bleiben.
Musikalisch gesehen ist es uns immer wichtig, dass es ehrlich klingt.
JazzZeitung: Ihr habt als Mitspieler Meister
des Jazz wie Lars Danielsson und Wolfgang Haffner dabei - wie hat sich
die Zusammenarbeit mit den
beiden angefühlt?
Roman: Super! Wir waren schon immer von Lars‘ Sound und seinem
melodiösen Spiel angetan. Außerdem spielt er super Cello,
das wir ebenfalls bei einigen Titeln eingesetzt haben. Bei Wolfgang mag
ich, dass er sehr „songdienlich“ spielt. Nicht zu viel und
nicht zu wenig. An den richtigen Stellen setzt er Akzente. Das war uns
wichtig. Die Stücke sollten immer im Vordergrund stehen.
JazzZeitung: Wolfgang Haffner ist auch Produzent – wie hat er seinen
Job gemacht?
Roman: Eigentlich haben wir die CD gemeinsam produziert.
Die Stücke
stammen fast ausschließlich aus unserer Feder und wir haben eine
klare Vorstellung von unserem Sound. Es ist aber immer wichtig, dass
jemand den Aufnahmeprozess als „Außenstehender“ bewertet
und entsprechend lenkt. Das hat Wolfgang prima gemacht und es war eine
angenehme Atmosphäre.
JazzZeitung: Julian, kamen dir auch mal Zweifel,
ob dein Weg der richtige ist?
Julian: Es gab schon Momente, wo ich die Trompete lieber
vor die Wand geworfen hätte. Aber ich denke, das ist bei jedem so. Es ist halt
nicht immer leicht, Musiker zu sein! Mittlerweile schätze ich aber
sowohl die positiven, als auch die negativen Momente. Und da ich nichts
anderes kann, kam es nie in Frage, etwas anderes zu machen. Carina Prange
CD-Tipp
Julian & Roman Wasserfuhr: Gravity ACT 9507-2
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