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„Ohne 4, Spiel 5, Schneider 6…“ und dennoch gewonnen! Wer mit einem solchen Bandnamen – mit4spiel5 – ins Jazzkarussell einsteigt, kann gar nicht verlieren. Egal ob „mit“ oder „ohne“. Vor allem, wenn es sich beim Blatt – wie in vorliegendem Fall – um vier stramme Buben handelt, die bühnentechnisch auf fünf Instrumenten zu Hause sind. Im Grunde kann man sich in einer solchen Lage auch mal überreizen und käme garantiert mit einem blauen Auge davon.
So wie 2010, als das Ludwigsburger Quartett „unter einer großen Anzahl von Bewerbern immerhin ins Finale des 2. Europäischen Burghauser Nachwuchs-Jazzpreises gekommen ist“, wie Gitarrist Fabiano Pereira selbstsicher vermerkt – und generös darüber hinwegsieht, dass diesmal das Ziel verfehlt worden ist. Vor der Endrunde schieden die modern groovenden Fusionjazzer aus – überreizt! Trost stellte sich noch im gleichen Jahr mit dem Kulturförderpreis Ludwigsburg ein. Einer von etlichen Preisen, den die junge Band auf ihrem kurzen Karriereweg bereits erfolgreich ausgereizt hat. Den Anfang machte 2008 der Spitzenplatz beim Nachwuchswettwerb „Startbahn Jazz“ des niederbayerischen Festivals „Jazz an der Donau“. Ein Jahr später folgte ein Sieg beim internationalen Wettbewerb im belgischen Hoeilaart, der mit einer Tour und einem Festivalauftritt verbunden war. So gesehen, war Burghausen eher ein unvermeidlicher Dämpfer, der dafür sorgte, dass die Jungs mit den Füßen am Boden geblieben und mit ihrem pfiffigen musikalischen „Blatt“ nicht einfach abgehoben sind. Aber auch für diesen Fall hat das Kleeblatt Filter eingebaut, durch die es geerdet wird. Ganz vorne steht da das Publikum, an dessen Bedürfnissen sich die vier orientieren. „Auf Qualität, Poesie und anspruchsvollen Sound verzichten“ sie deshalb aber keineswegs, ganz im Gegenteil. „Vor Jazz muss niemand Angst haben“, gibt Schlagzeuger Jan-Philipp Wiesmann die Losung aus. Mit4spiel5, davon sind die Bandmitglieder felsenfest überzeugt, kann sich jeder anhören. Auch Musikfans, „die Duke Ellington, Charlie Parker, John Coltrane oder Keith Jarrett bislang nur vom Hörensagen kennen“, legt Pereira nach. Betont wird die demokratische Bandstruktur ohne herausgehobene Leadership. Das macht sich im vereint erarbeiteten Gruppensound bemerkbar, der sich durch eine kontinuierliche, intensive Gemeinschaftsarbeit herauskristallisiert hat. Alle Stücke, die von den einzelnen Mitgliedern im stillen Kämmerchen erdacht, kreiert und ausgeschwitzt worden sind, werden in einem streng kollektiven Prozess arrangiert – auf Linie gebracht sozusagen. Ein wiedererkennbarer Sound ist dadurch gewährleistet. Allerdings auch ein Sound, der unterschiedliche individuelle Hintergründe kennt und diese keineswegs ausblendet. Die gelegentlich eingängige Schlichtheit mancher Melodie wird dabei oft in einen spannenden Dialog mit komplex ausgearbeiteten Formen gebracht. Ein Mangel an Selbstbewusstsein ist bei den Jungs, auch wenn man tief gräbt, nirgends zu entdecken. „Mit4spiel5 mischt die deutsche Jazzszene ordentlich auf“, kann man in einem Video auf myspace.com nachhören. Die individuellen, wie kollektiven Voraussetzungen dafür sind da – Jugend, Heißhunger, Talent, Durchsetzungsvermögen und ein Können, das eine ganz solide, fundierte Basis hat. Eine klassische Ausbildung war es bei Jan-Philipp Wiesmann, bevor er aufs Schlagzeug wechselte und beim Landesjugendjazzorchester Baden-Württemberg Saxophonist Stefan Koschitzki traf. Der erlernte sein „Handwerk“ zunächst ebenfalls klassisch, bis schließlich das Saxophon ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit rückte. Später kam das elektronische EWI dazu und bringt seither zusammen mit Hammondorgel und Moog (Volker Engelberth) eine Vielzahl berauschender Klangfarben ins Spiel. Das BuJazzO (BundesJazzOrchester) gehörte für drei der Viererbande zur wichtigen Station. Nach fünfjähriger Vorarbeit, viel Unterwegssein, üben und spielen, „um sich zu verbessern, Neues auszuprobieren und zu entwickeln“, ist kürzlich das Debütalbum bei edel:Content erschienen. Darauf ist noch Martin Meixner auf der Hammond zu hören, den inzwischen Volker Engelberth ersetzt hat. Als Gäste fügen Steffen Schorn (Baritonsaxofon) und Sebastian Studnitzky (Trompete) dem erfrischenden, manchmal witzigen, dabei immer ins Ohr gehenden Retro-Sound des Albums zusätzliche Farben hinzu. Oft mit feiner Ironie empfiehlt die Musik, Alltagssituationen – wie den Autobahnstau – nicht allzu ernst zu nehmen. Es entsteht Raum, um den Moment zu genießen und sich über nichts aufzuregen. Zum Bandkonzept gehört auch ein äußerlicher Style, ein durchdachter Auftritt, der die Spritzigkeit und das Spiel mit Lässigkeit und Ironie, Coolness und Hotness wirkungsvoll unterstreicht. Skat allerdings spielen die Jungs nicht backstage in der Pause, obwohl Pereiras Großvater einst deutscher Meister war. Michael Scheiner Debüt-Album mit4spiel5 |
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