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Stephan Schulz: What a Wonderful World – Als Louis Armstrong durch den Osten tourte, Verlag Neues Leben, Berlin 2010, 256 Seiten, 14,95 Euro Ein neues Kapitel von Louis Armstrong schlägt Stephan Schulz auf. Der Hörfunkredakteur des Mitteldeutschen Rundfunks hat sich auf die Spuren des Trompeters begeben, die im März 1965 in die inzwischen untergegangene DDR führten. Seine 17 Konzerte „in diesem weltpolitisch bedeutsamen Monat“ waren mitten im Kalten Krieg „eine Sensation“. Armstrong „baute mit seiner Musik Brücken und öffnete wichtige diplomatische Türen“, schreibt Schulz. Armstrong wurde als „Sendbote des guten Amerika“ gehandelt, die Akzeptanz des Jazz, der nicht länger als „Affenmusik“ abgetan wurde, vergrößerte sich. Erstmals wurde positiv über Jazz berichtet, auch wenn ihn das Regime instrumentalisierte. Dies ist das Fazit des Buches, für das der Autor zwei Jahre lang recherchiert, Zeitzeugen befragt sowie seltene Fotos und Dokumente ausgegraben hat. Die Faszination, die von Louis Armstrong ausging, wird vielfältig geschildert. Einen weiteren Aspekt fördert Schulz zu Tage. Die Hintergründe dieser Tournee lichten sich zwar nicht ganz, doch entschieden rückt „ein Schweizer Geschäftsmann und gewiefter Unternehmer“ in den Mittelpunkt. Werner Schmid, Armstrongs Osteuropa-Manager, hat alles eingefädelt und finanziert. Was er mit seinem Ost-Lohn gekauft, welche Tauschgeschäfte er getätigt hat, ob Waffen oder ein Observatorium, „bleibt Spekulation“. Auf alle Fälle hat Stephan Schulz ein Stück Zeitgeschichte verdienstvoll aufgearbeitet. Er rekonstruiert anschaulich den einzigen Aufenthalt eines der renommiertesten Jazzmusiker in der DDR. Auch wenn neue Facetten auftauchen, bleibt sein Mythos bestehen. Louis Armstrong bleibt der Entertainer, der er immer war, freilich nie unpolitisch. Reiner Kobe |
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