Die in München lebende Sängerin Lisa Wahlandt begann ihre
Laufbahn „klassisch-romantisch als Teenager am Lagerfeuer“,
studierte am Bruckner Konservatorium Linz, hatte ein Stipendium für
die Manhattan School of Music New York und arbeitet seit fast 15 Jahren
als Vokalsolistin und Dozentin an verschiedenen Ausbildungsstätten
und in Ensembles mit Mulo Francel (Quadro Nuevo), oder in eigenen Projekten
wie „Marlene“ im Drum&Bass-Gewand. Ihre neueste CD „Stay
A While“ (enja) beschreibt in einem intimen Liederzyklus den Verlauf
einer Beziehung: vom ersten „Kiss“ (Prince) über das
Angekommen-Sein „Enjoy The Silence“ bis hin zur Trennung
und dem Neubeginn mit dem Gloria Gaynor-Klassiker „I Will survive“.
Ursula Gaisa sprach mit Lisa Wahlandt.
JazzZeitung: „Stay A While“, das ist ja im Grunde ein pessimistischer
Titel für einen Liederzyklus, der eine Beziehung umspannt. Das heißt
ja, dass alles endlich, zeitlich begrenzt ist, was Partnerschaften betrifft…
Lisa Wahlandt: Nicht nur was Partnerschaften betrifft. Ist nicht alles
einem Zyklus unterworfen? Frühling. Sommer. Herbst. Winter. Frühling...
und bei mir war es eben so, dass ich nicht schon mit 16 den Mann für’s
Leben gefunden habe. Diese Versuche und die Suche haben mich lange begleitet,
bis ich meinen Mann kennen gelernt habe. Für ihn habe ich auch das
Stück „Stay a While“ auf der CD komponiert und es ihm
gewidmet – natürlich auch der Band...
JazzZeitung: Wie, beziehungsweise wann kamst
du auf die Idee, einen Liederzyklus aufzunehmen?
Wahlandt: So etwas entsteht bei mir meist durch die
intensive Beschäftigung
mit einem Thema. In diesem Fall saß ich mit einem Freund zusammen,
einem Musikliebhaber, der selbst kein Musiker ist. Wir gingen die Stücke
durch, die mir für die CD vorschwebten, und so wurde die Idee mit
dem Liebeslogbuch und dem Zyklus geboren. Danke Karl.
JazzZeitung: Du scheust keine Grenzüberschreitungen: du versammelst
die „Doors“, Schubert, Prince und Gloria Gaynor auf deiner
CD. Was ist das verbindende Element.
Wahlandt: Wenn mich ein Lied anspricht und meine Seele
berührt.
JazzZeitung: Begleitet wirst du von den Musikern von
Trio Elf, Gerwin Eisenhauer an den Drums, Sven Faller, Bass, und dem
Pianisten Walter
Lang. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande? Du bezeichnest dich als
die „Mutter“ des Trios…
Wahlandt: „Die Mutter“ ist eher liebevoll-ironisch gemeint.
Mit Gerwin arbeite ich seit mehr als 15 Jahren zusammen. Wir haben uns
während einer Musicalproduktion kennen gelernt. Beim Soundcheck
war ich wohl die einzige Sängerin, die diese sehr bekannten Songs
komplett anders vortrug. Er hörte mich also jeden Tag irgendwie
anders singen. Dies und meine Stimme haben ihm gefallen. Leider ist in
dieser langen Zeit der live, live und nochmals live Zusammenarbeit nie
eine komplette CD entstanden. Walter Lang habe ich dann 2002 für
meine CD „Marlene“ gewinnen können, er brachte Sven
Faller ins Gespräch und so entstand meine absolute Traumband.
JazzZeitung: Wie kann man sich die Zusammenarbeit
mit den Dreien vorstellen? Wie oft trefft Ihr euch, bis eine Nummer steht?
Wahlandt: Da gibt es keine feste Regelzeit. Ich gehe
meist intensiv in die Vorarbeit. Ich weiß bereits vorher, wie ich ein Lied singen,
oder in welchem Stil ich den Song haben will. Und dann ist es unterschiedlich:
bei Eigenkompositionen sind die Noten wichtig, denn kein Mensch außer
mir kennt das Lied. Meistens deute ich den Song an und einer der Dreien
fängt schon mal an mich zu begleiten. Alles Weitere entsteht größtenteils über
das Hören und Ausprobieren… Dann schneide ich gerne bei den
Proben mit und höre mir alles in Ruhe an. Neue Ideen dazu setzen
wir dann in der nächsten Probe um.
JazzZeitung: Ihr seid auch live mit dem Projekt
auf Tournee, dabei setzt Ihr schon andere Schwerpunkte, stellt auch andere
Versionen der Nummern
vor...
Wahlandt: Live spielen wir mehr Songs. 50 oder 60 CD
Minuten wären
schon arg knapp für ein Konzert. Die CD folgt in ihrer Intimität
und Schlichtheit dem Konzept der Langsamkeit und Stille. Live bauen wir
natürlich in einer „dramaturgisch sinnvollen“ Reihenfolge
sowohl die Songs der CD als auch neue Coversongs sowie Eigenkompositionen
ein. Ja. Live kann man „Light my fire“ auch mal in 5/4 und
bedeutend schneller hören...
JazzZeitung: Hat deine Mutterrolle deine Stimme
oder deinen Umgang mit Musik verändert?
Wahlandt: Während meines ersten Auftritts knapp zweieinhalb Monate
nach der Geburt dachte ich – wieso bitteschön steh‘ ich
hier auf der Bühne? Das hat einfach nicht gepasst. Ich fühlte
mich noch so eins mit diesem kleinen Wesen in dieser für sich abgeschlossenen
schönen weichen Welt. Nach wenigen Auftritten bin ich dann sehr
schnell wieder in der Musikerwelt angekommen und fühle mich dort
so wohl wie eh und je. Unser Sohn wird bald 2 Jahre alt, er läuft
viel rum, spricht seine eigene selbstgebastelte Sprache und schläft
nicht mehr so viel (lacht). Ich merke wie eine neue Phase beginnt. Hallo
neuer Zyklus.... Wie war noch deine erste Interviewfrage?
JazzZeitung: Hast du keine Lust, einmal eine
CD mit lauter selbst komponierten Nummern zu konzipieren?
Wahlandt: Daran habe ich natürlich schon oft gedacht. Doch wie jedes
Lied seine eigene Seele hat, gibt es vielleicht auch für jedes Lied
den eigenen Zeitpunkt, zu dem es geschrieben, gesungen und gehört
werden will.
Tourtermine
30.5. Cafe Käthe/München
5.6. Striese/Augsburg
11.6. Cafe Corso/Dachau
26.6. Open Air /Kastell Windsor
30.6. Lé Pirate/Rosenheim
27.7. Palazzo/Regensburg.
28.7. Open Air Freilichtmuseum /Schliersee
Infos unter www.lisa-wahlandt.com
oder myspace.com/lisamuc
JazzZeit-Blog zum Thema „Jazz-Mütter“
http://blogs.nmz.de/jazz/2010/04/30/jazz-muetter |