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Zur Eröffnung der Konzerte in der Wackerhalle im Rahmen der „41. Internationalen Jazzwoche Burghausen“ bewies die Siegerband des „2. Europäischen Burghauser Nachwuchs-Jazzpreises“, dass sie ein würdiger Sieger ist. Denn wie beim Endausscheidungskonzert am Abend zuvor, beeindruckte die französische Formation „Exultet“ im Rahmen ihres rund einstündigen Auftritts erneut durch innovative Kompositionen und Klangfarben sowie durch eine individuelle musikalische Reife jedes einzelnen Mitglieds des Trios, aber auch durch eine hervorragend abgestimmte Bühnenkommunikation.
Allstar-Formationen sind hingegen selten wirklich eingespielte Ensembles und weisen oft eher sessionartigen Charakter auf. Das gilt auch für die „CTI All Star Band“, die nach „Exultet“ die Bühne betrat. So lag die Wirkung dieser Formation vor allem an den berauschend virtuosen Einzelleistungen von Solisten wie dem Trompeter Brian Lynch, dem Tenorsaxophonisten Bob Malach oder dem Gitarristen Russel Malone. Erwähnenswert sind aber auch die nur im Duo von Gitarrist Malone und Flötist Hubert Laws innig vorgetragenen Balladen. Special Guest Curtis Stigers kam erst ganz zum Schluss auf die Bühne, war erkältet und nicht nur deshalb weder durch seinen abgehackten Gesang noch durch sein Spiel auf dem Tenorsaxophon an diesem Abend eine echte Bereicherung. Die neunköpfige Formation um den österreichischen Organisator,
Komponisten, Arrangeur, Bandleader, Labelchef und Posaunisten Paul Zauner
leitete den Donnerstag abend in der Wackerhalle ein. Die Weltmusikformation
präsentierte einige packende Bläsersätze und Grooves wie
in Peter Massinks Eigenkomposition „Peti’s Calypso“ oder
Abdulla Ibrahims Dauerbrenner „African Market Place“. Die
Gesangsnummern von Pianist Donald Smith oder Perkussionist Mansur Scott,
inkusive der Interpretation des Standards „Round Midnight“,
waren allerdings in hohem Maße „gewöhnungsbedürftig“. Unbedingt erwähnenswert ist auch das Doppelkonzert am Freitag abend in der Wackerhalle. Denn wo erlebt man das schon, dass ein Akkordeonist in seinem großen Solo mit sattem, kirchenorgelartigem Klang über Passagen von Johann Sebastian Bach improvisiert, dann auf mitreißende Art zu Astor Piazzollas „Libertango“ überleitet und dabei dem Ganzen immer auch seine persönliche Note verleiht, die vor Kreativität nur so strotzt. Richard Gallianos Tangaria Quartet bewies im Ausdruck große künstlerische Reife. Nicht minder faszinierend ließ es danach die siebenköpfige „Squeezeband“ um den schweizerischen Perkussionisten Reto Weber angehen. Hier erlebte man ein Paradebeispiel dafür, was sich alles durch eine lebendige Bühnenkommunikation entwickeln kann. Neben dem virtuos und ausdrucksstark agierenden Altsaxophonisten Gilad Atzmon enttäuschte auch Tenorsaxophonist Chico Freeman als „alter Bekannter“ auf dem Burghauser Festival sein Publikum nicht. Was Reto Weber auf exotischen Instrumenten, wie dem von ihm mitentwickelten Hang oder auf einer ganz normalen Djembé hier ablieferte, war Weltklasse. Das gilt auch für Nino G, der als menschliche „Beatbox“ mit dem Mund während des gesamten Auftritts das Drum-Set imitierte und darüber hinaus auch noch musikkabarettistische Einlagen bot. Einen Blues-Nachmittag, der mit wirklichem Blues soviel zu tun hatte wie ein Fisch mit einem Fahrrad, erlebten rund 1000 Besucher in der Burghauser Wackerhalle am Samstag nachmittag. Das allein ist schon schade, wäre aber vielleicht noch nicht einmal das Schlimmste gewesen. Dass das Niveau der beiden Bands aber auch noch weit unter dem Level dieses renommierten Festivals war, sollte wirklich zu denken geben. So vernahm man bei der Sängerin Sharrie Williams und ihren „Wiseguys“ einen meist hart gestampften und hauptsächlich geschrienen mittelmäßigen Soul-Rock, der, wenn er überhaupt einmal wie beim Zwölftakter „Jealousy“ in Bluesnähe kam, vom Blues-Feeling dennoch weit entfernt war. Die Hoffnung dass es bei „Nathan & The Zydeco Cha Chas“ besser würde, erfüllte sich nicht. Im Gegenteil, denn das Quintett um Akkordeonist und Sänger Nathan J. Williams präsentierte einen eineinhalbstündigen Klangbrei, rund 50 der Besucher verließen während der Veranstaltung fluchend den Saal, der Großteil hielt allerdings durch und beteiligte sich sogar noch an den zahlreichen Animationen und Aufforderungen der Bühnenakteure zum Mitklatschen und Tanzen. Man könnte noch viel Erwähnenswertes aufzählen wie etwa die verblüffend raffinierte Performance der sechs Kontrabassisten des französischen „L`Orchestre de Contrebasses“ am Samstag abend im Stadtsaal oder den hochkarätigen „Next Generation“-Nachwuchssonntag. Insgesamt machte das Festival seinem guten Ruf in Bezug auf das hohe Niveau und die stilistische Vielfalt auch in diesem Jahr alle Ehre. Stefan Rimek |
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