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Till Martin Quartet Till Martins Horizont ist weit gespannt. Kein Tellerrand beschränkt
seinen Blick, keine Berührungsängste stilistischer Natur engen
ihn ein. Er zeigt Klasse in Satz und Solo als prägendes Mitglied
von Al Porcinos Big Band, spielt weltmusikalisch im Ensemble Sarband “Die
Arabische Passion nach J.S. Bach”, abenteuert mit Amorphous durch
jazzig-elektronische Landschaften, erforscht mit dem Rosebud Trio gemeinsam
mit Geoff Goddman und Johannes Herrlich Jazz, Filmmusik und Cowboysongs,
bleibt dem Grundrauschen auf der Spur und dabei zugleich ganz alltagsbezogen
mit seiner Musik für Wohnzimmer. Die neue – sechste – CD
des Müncheners, live aufgenommen bei zwei Gelegenheiten im Januar
und Mai 2008, repräsentiert die große Bandbreite des Tenorsaxophonisten
mit dem so sachlich schlanken wie ästhetisch kultivierten Ton. Moderne
Mainstream Orientierung, der elektrische Jazz der 70er und Impulse aus
der mittelöstlichen Musik werden in der musikalischen Sprache hörbar.
Die CD enthält ausschließlich Eigenkompositionen: Sensible
Transparenz und stete Beweglichkeit in klar bemessenen Räumen, die
weder beengen noch beängstigen, Luft zum Atmen lassen und zugleich
zum Rundgang auffordern. Mit Henning Sieverts an Bass und Cello sowie
Bastian Jütte, dr, hat Martin ein sensibel aufeinander eingespieltes
Rhythmusgespann an seiner Seite, mit Christian Elsässer einen erstaunlich
flexiblen und variantenreich aufspielenden Pianisten, der auch dem Fender
Rhodes markante Eigenständigkeit entlockt. Mayra Andrade Sesshaftigkeit liegt Mayra Andrade nicht gerade im Blut. Die 24-Jährige
stammt aus Kuba, wuchs heran auf den Kapverden, in Senegal, Angola und
Deutschland; derzeit lebt sie in Paris. Kein Wunder, dass sich auch in
ihrer Musik ganz verschiedene Einflüsse treffen. Grundlage ist die
kapverdische Folklore, die ihrerseits afrikanische und portugiesische
Traditionen vereint. Auf ihrem zweiten Album „Stória, Stória“ verknüpft
die Sängerin den musikalischen Facettenreichtum der Atlantikinseln
mit Stilen aus Westafrika und Lateinamerika. Die temperamentvolle kapverdische
Funaná hat hier etwas von einer Samba an sich; die melancholische
Morna klingt nach „Buena Vista Social Club“. Eine Bandera,
den kapverdischen Walzer, unterlegt Mayra Andrade mit eleganten Jazz-Bläserchören.
Federleicht wie ein französisches Chanson kommt die kapverdische
Mazurka mit ihrer Akkordeon-Begleitung daher. Und ein Jazzpiano ergänzt
den leichtfüßigen rituellen Tanz namens Batuku. Die Begleitung
für Mayra Andrades interessant überhauchte Stimme besteht aus
Gitarre, Bass und Perkussion. Hinzu gesellen sich diverse Gäste:
ein Kora-Spieler aus Guinea, die Perkussionisten einer Sambaschule, der
kubanische Pianist Roberto Fonseca und ein brasilianischer Kinderchor.
Mayra Andrade hat Talent fürs Songwriting. Luftig und beschwingt
sind ihre Lieder. „Seu“ etwa, eine Ode an die Kraft der Musik,
hat eine bittersüße, melancholische Melodie, die von Trompete
und Cello umtänzelt wird. Das Album erfrischt wie ein Himbeer-Sorbet. Rainer Tempel Der Strom kommt aus der Steckdose. Gute Musik braucht mehr als das.
Für solches Mehr gibt’s Komponisten, Arrangeure, Musiker wie
Rainer Tempel. Der 37-jährige Wahl-Tübinger, nach seinem Studium
in Nürnberg auch ohne Wanderjahre binnen einer Dekade zu einem der
wichtigen Jazzschreiber und Projektausdenker des Landes avanciert, legt
immerhin schon sein 14. Album unter eigenem Namen vor. Immer wieder was
Neues, diesmal im optimal besetzten Septett! Axel Schlosser, tp, Christian
Weidner, as, Nils Wogram, tb, Frank Möbus, g, Jim Black, dr, und
Wolfgang Zwiauer, b, Tempels Professorenkollege an der Musikhochschule
Luzern, sind mit von der Partie, garantieren für eine Elektrizität,
die mehr in der Musik als an den Instrumenten liegt. Tempel sinniert
im Klappentext über die Möglichkeiten moderner Synthesizer,
bekennt sich dann aber klar zu einem elektrischen Instrument, dessen
Stärke es eben nicht ist, Natursounds zu imitieren, sondern am eigenen
Sound erkennbar zu sein: Das Fender Rhodes harmoniere ohnehin zuweilen
besser mit Blasinstrumenten. Zugleich differenziert und kraftvoll ist
die Musik auf der neuen Scheibe, erinnert durchaus an die gute alte Zeit,
in der das Rhodes neben den ersten polyphonen Synthies noch unangefochten
die Bühnen zierte, gibt bei aller durchgearbeiteten Struktur der
Phantasie der Solisten genügend Raum und überrascht mit herrlichen
Farben und kurvenreich wendigem Drive. Da schlägt das Spannungsmessgerät
schon mal oben an. Jaime Cuadra Globalista funktioniert! Man muss nur die richtigen Kontakte haben,
am besten nach Hollywood. Wie Jaime Cuadra aus Peru, dessen Musik den
James-Bond-Film „Ein Quantum Trost“ polstert. Mit diesem
Popularitätsschub kann der Komponist, Multiinstrumentalist und Produzent
gelassen durchstarten. Dabei bekennt er sich zu „Cholo Soy“,
nämlich ein Mestize und unabhängig zu sein. Und so ist seine
Musik auch eine ziemlich eigenwillige Fusion aus Latino-Tristeza und
Rap-Gesang in „Cariño mala“, wo ein Bassklarinetten-Motiv
sich quer zum Elektrobeat stellt. Die Lounge-Atmosphäre seiner Songs
wird oft von solchen fremden Timbres gesprenkelt, etwa wenn Klangfetzen
eines Akkordeons seine schmachtende Stimme im peruanischen Hit der 1970er „Regresa“ begleiten.
Oder Step-Perkussion das Samba-Ambiente in „La Valse créole“ unterstützt.
Typischer Chanson-Stil für „La noche de tu ausencia“ bekommt
einen Dreh zum Jazz durch improvisierende Flöte und zu „Cardo
o ceniza“ schmücken elegante Gitarrenornamente den Latinswing.
Prominente Gefährten auf seinem Album sind die Sängerinnen
Eva Ayllón und Susana Baca sowie der 80-jährige Vokalist
Luis Abanto Morales, der im modern aufgepeppten „Cholo Soy“ nostalgische
Tupfer hinzufügt. Nichts ist eindeutig, denn Jaime Cuadra versucht
offenbar, der konservierten Gefühls- und Klangwelt der Andenkultur
einen Kick zur postmodernen Gegenwart zu geben. Das gelingt ihm zwar
technisch perfekt, aber sein Konzept ist doch manchmal zu oberflächlich. Eldar:
Virtue Der mittlerweile 22-jährige, in Kirgisistan geborene Pianist Eldar
Djangirov ist schon lange kein unbeschriebenes musikalisches Blatt mehr.
Als dreijähriger begann er Klavier zu spielen, debütierte bereits
mit neun Jahren und zog mit seinen Eltern kurz danach in die USA. Anfänglich
noch verhaftet in einer klassisch geprägten Ausbildung, folgte Eldar
der Vorliebe seines Vaters für Jazz und orientierte sich stilistisch
zuerst an Oscar Peterson und Bill Evans. „Virtue“, sein mittlerweile
viertes Album bei Sony Music, wird Mitte September auch in Deutschland
erscheinen. Nach seinem Grammy-nominierten Album „re-imagination“ von
2008 ein gelungener Nachfolger! Eldar präsentiert auf „Virtue“ überwiegend
eigene Kompositionen im Trio mit Jose Armando Gola und Ludwig Alfonso,
zu denen sich Nicholas Payton, Joshua Redman und Felipe Lamoglia als
Gastmusiker gesellen. Im Vergleich zu seinen vorigen Alben hat er sich
beachtlich weiter entwickelt, obwohl nicht zuletzt Virtuosität auch
auf „Virtue“ immer wieder hervorsticht. Bei allem Respekt
vor Können oder „Tugenden“ wären ab und zu ein
paar Töne oder Läufe weniger manchmal etwas mehr, aber Eldars
ungestümes Spiel sei ihm angesichts seiner Jugend noch verziehen.
Die Stücke sind trotz allem ausgewogen, beseelt, vor allem aber
im harmonischen Kontext mit den Musikern. Das Zusammenspiel funktioniert
intuitiv, man folgt einander gemeinsam, so wie es sich entwickelt. Sara Tavares Ihre kapverdischen Eltern kamen einst als Gastarbeiter nach Portugal – Sara
Tavares gehört also zu jenen Einwanderern zweiter Generation, die
sich oft weder im Geburtsland noch in der Heimat der Vorfahren wirklich
zuhause fühlen. Inzwischen ist Sara Tavares 30 Jahre alt und beutet
als Musikerin ihre vermeintlich gebrochene Identität kreativ aus.
Auf „Xinti“, ihrem nunmehr sechsten Album, demonstriert die
Sängerin und Gitarristin einen individuellen, multikulturell globalisierten,
urbanen Sound. Jazz und Soul spielen darin eine Rolle, die melancholische
kapverdische Morna, portugiesischer Fado und westafrikanische Rhythmen.
Sara Tavares’ Herkunft spiegelt sich auch im gesungenen Sprachenmischmasch
wider: Portugiesisch ist auf der Platte zu hören, das kapverdische
Kreol und der Lissaboner Straßenslang der Exil-Afrikaner. Sara
Tavares hat die Stücke allesamt selbst geschrieben. Mal geht es
ausgelassen zu, dann wieder melancholisch. Die Lieder tragen poetische
Titel wie „Voz di Vento“ (Stimme des Windes), wo sich eine
schwermütige Melodie über einem langsamen Samba-Rhythmus entfaltet;
dazu tropfen kühle Vibraphontöne. Zum Tanzen lädt das
perkussionslastige und funkig angehauchten „Keda Livre“ (Im
freien Fall) ein. Der letzte Track enthält eine Tonspur mit dem
Straßentreiben Lissabons: Wortfetzen, Hundegebell und Autohupen
gesellen sich zur Lagerfeuer-Gitarre; darüber kreiselt elegisch
die Stimme... Anne Czichowsky Jazzpartout „Mein Instrument ist die Stimme“, sagt Anne Czichowsky entschieden.
Vergangenes Jahr hat die Stuttgarter Sängerin sich beim „Jazz
Singer Contest“ in Finnland gegen 16 Sängerinnen aus 15 Ländern
behauptet. Gleichzeitig legte Anne Czichowsky mit ihrem Quintett Jazzpartout
ihr Debüt vor. Dem instrumental orientierten Gesang, der mit eigenen
Texten unterlegt wird, kommt Czichowsky sehr nah. Sie intoniert perfekt,
phrasiert mit viel Gespür, besticht durch geschmeidige instrumentale
Führung, solistisch stets stilsicher. Es wäre verfehlt, einzig
den Stimmumfang als Maßstab zu nehmen. Versteht sich, dass sich
die Sängerin intensiv mit den Texten auseinandergesetzt hat. Kompositionen
wie Pat Metheny´s „As It Is“, Chick Corea´s “Spain” oder
Miles Davis´ “Some New Flamenco Sketches” bekommen
eine neue Note. Eindrücklich setzt Czichowsky ihre Stimme als Instrument
ein, rückt dem Bebop mit Scats, ideenreichen Vokaleinlagen, zu Leibe.
Ihr unbedingter Gestaltungswillen ist bewundernswert. Die Fähigkeit,
derartige Originalkompositionen der Großen des Jazz sich zu eigen
zu machen, mit gutem Gespür für das Wesentliche und großer
Feinfühligkeit, bescheinigte Lauren Kinhan von den New York Voices
im Covertext der CD. Mit Vokalisen jeglicher Art, dem Hinzufügen
von Texten zu einem vorher nur als Instrumental bekannten Titel, kennt
sich Anne Czichowky eben aus. Mit Jazzpartout ist sie auf dem richtigen
Weg. Marc Brenken Trio Unerbittlich treibend und federleicht zugleich rotieren rasche Sechsachtel,
ein plakatives melodisches Thema baut sich auf – fast so, als wenn
gerade der Vorspann eines Films zu inszenieren wäre. Geschmeidig
lässt Marc Brenken seine die rasanten Klavierläufe wie die
Tropfen eines warmen Sommerregens dahin perlen. Dann wird im satten Crescendo
noch mehr Gas gegeben – bzw. im Falle des Essener Pianisten – wohl
eher fest in die Pedale getreten! Leidenschaftlich mag er nämlich
nach eigenem Bekunden das Radfahren durch die Landschaft. „Durch
den Regen fahren“ heißt dann auch der überaus stimmige
Opener seiner aktuellen zweiten CD, diesmal im „klassischen“ Trioformat.
In Musik gegossene persönliche Stimmungen, rhythmisch trickreich
servierte Modern-Jazz- Arrangements oder auch ein bodenständig beginnender,
aber dann sich spannend verästelnder Blues sowie Balladen und frischer
Uptempo-Swing – Marc Brenkens Trio übertrifft sich darin,
solches Vokabular mit individueller Note auszuformen und trickreich gegen
den Strich zu bürsten. Bassist Alex Morsey hält mit abgrundtiefen,
ausdrucksstarken Linien bei der Stange, Schlagzeuger Marcus Rieck befeuert
all dies mit spontanen Impulsen, wird Marc Brenkens Vorliebe für
aufbrausende Crescendi mehr als gerecht. Herausgekommen ist – wieder
in Eigenproduktion! – ein entspanntes, ja sehr aufgeräumtes
Jazzalbum. Otis Taylor Otis Taylor ist ein außergewöhnlicher Bluesman. Bereits in
den siebziger Jahren war er musikalisch aktiv, orientierte sich beruflich
dann allerdings anderweitig, um 1995 wieder zum Blues zurückzukehren
und zu beweisen: musikalischer Stillstand ist überhaupt nicht sein
Ding. Was könnte seine Fans nach grandiosen Alben wie “Truth
Is Not Fiction” oder dem gelungenen 2008er Coup „Recapturing
The Banjo” nun interessieren? Die Antwort: Love Songs! So legt
Taylor mit seinen 61 Lenzen auf der aktuellen CD „Pentatonic Wars & Love
Songs“ ein Album mit Liebesliedern vor. Gute Idee - vor allem aber
noch bessere Umsetzung: Man begegnet in seinen Songs einem Lover der
seine Geliebte umbringt, lauscht dem Verliebtsein eines achtjährigen
farbigen Jungen in ein gleichaltriges weißes Mädchen, erfährt
von verzweifelten Liebesbeweisen oder hört die Geschichte über
einen Silberdollar, der Schmerzen nimmt, wenn man ihn auf die Stirn legt.
Otis Taylors Blues zeichnet sich aber nicht nur durch intensive Texte
aus, gerade seine musikalische Umsetzung ist einzigartig und erfrischend
abwechslungsreich für ein Blues Album. Mit von der Partie ist hier
das Jason Moran Trio (!) mit Tarus Mateen & Nasheet Waits. Gary Moore
oder Ron Miles sorgen für weitere geniale Überraschungsmomente
und auch Tochter Cassie Taylor übernimmt wieder einfühlsam
einige Gesangsparts. Genau diese Vielfältigkeit macht seinen Blues
so reizvoll. Sebastian Sternal Trio EINS, ein einfacher wie nahe liegender Titel für die erste CD
einer Band, gleichzeitig ein versteckter Hinweis auf das bereits siebenjährige
Einssein des Trios. Was es präsentiert, ist einzig in seiner harmonischen
Verquickung von eingängigen Melodien mit rhythmischen Brüchen.
Vordergründige Leichtigkeit und ein facettenreiches Melodienspiel
sowie komplexe Wechsel der Rhythmen verbinden sich hier zu einer spannenden
atmosphärischen Dichte, die den Hörer einstimmt auf eine abenteuerliche
Reise in seiner eigenen Gedankenwelt. Beeinflusst ist die musikalische
Welt des Sternal Trios von der Klassik (Debussy, Brahms Mendelssohn)
wie von Miles Davis, Brad Mehldau, dem Filmkomponisten John Williams
sowie folkloristischen Einflüssen. „Die Kraft und Vitalität
folkloristischer Musik finde ich faszinierend – sie ist oft einfach,
ohne simpel zu sein“, sagt der Mainzer Pianist Sebastian Sternal
(*1983), der fast alle Stücke des Trios komponiert. Bereits im Alter
von sechs hat Sternal mit einer klassischen Klavierausbildung angefangen
und ist bereits mit elf über seinen Lehrer zum Jazz gekommen. Als
frühes Mitglied des Landesjazzorchesters Rheinland-Pfalz, des Bujazzo
unter der Leitung von Peter Herbolzheimer folgten zahlreiche Konzertreisen
ins In- und Ausland. Außerdem hat er bereits mit Jazz-Größen
wie John Ruocco, David Binney und Dee Dee Bridgewater gespielt. Seit
2003 an der Hochschule für Musik Köln, studierte er bei John
Taylor und Hubert Nuss Jazz-Piano, machte 2007 sein Diplom und setzt
nun sein in Paris begonnenes Kompositionsstudium bei Joachim Ullrich
fort; gleichzeitig hat er einen Lehrauftrag für Harmonielehre und
unterrichtet an den Hochschulen von Mainz und Osnabrück Jazz-Piano.
Auch Sebastian Klose (b) und Axel Pape (dr) haben sich Namen als hervorragende
Musiker
gemacht, sie gelten als eine der meist gefragten Rhythmusgruppen im Rhein-Main-Gebiet.
Eindeutig profitiert das musikalische Zusammenspiel der Drei von der
langen gemeinsamen Entwicklung, „die Dinge werden selbstverständlich
und man kann sich ganz auf die Musik konzentrieren“, so Sternal.
Das hört man: Der Funke springt über! Tubby Hayes England ist Europas ,,Tenor Country“. Nirgendwo sonst gab es soviele
exzellente Tenorsaxophonisten: Don Rendell, Ronnie Scott, Danny Moss,
Jimmy und Allan Skidmore, Kathleen Stobart, Tony Coe, Andy Sheppard,
Barbara Thompson, Courtney Pine…Doch der bedeutendste von allen
war wohl Tubby Hayes, in Ton wie Phrasierung, Technik wie Spielleidenschaft.
71 Aufnahmen zwischen 1954 und 1956 (wieder ein Pluspunkt für PROPER)
demonstrieren eindrucksvoll, welche erstaunlichen Fortschritte er in
dieser kurzen Zeit machte. Sein Oktett von 1955 dürfte damals in
Europa fast konkurrenzlos gewesen sein. Man höre sich dazu etwa
,,Final Selection“ an mit den Solos von Tubby Hayes, Derek Humble
und vor allem auch Jimmy Deuchar. Tubbys allzufrüher Tod 1973 im
Alter von nur 38 Jahren war ein großer Verlust für den europäischen
Jazz. Sputnik 27 Der Name des Percussionisten und Schlagzeugers Bernd Settelmeyer taucht
immer wieder auf, wenn sich ein neues Projekt aus dem Stuttgarter Raum
zu Wort meldet. Phon B, As You Like It oder Limes X sind einige weitere
Bands, mit denen der vielseitige und rege Musiker arbeitet. Liebhaber
des schottischen Künstlers Andy Goldsworthy kennen seine Musik als
Soundtrack des beeindruckenden Dokumentarfilms „River and tides“.
Bei „Sputnik 27“ mit Jo Ambros an der Gitarre – akustisch/elektrisch – Michael
Deak am Bass und Carsten Netz an Saxofon und Klarinette ist der Name
Programm. Das versteht aber wiederum nur, wer eine Live-Performance mit
Spracherzieher Urs Klebe aus Stuttgart miterleben konnte, der Texte des
Warmbronner Bauern und Poeten Christian Wagner über ferne Planeten,
das Weltall, die Entstehung von Gestirnen und das dortige Leben zur Musik
des Quartetts vorträgt. Entstanden vor rund hundert Jahren, stehen
die teils seltsam skurrilen und anrührenden Texte der komplexen,
rhythmisch und klanglich differenzierten Musik Settelmeyers kaum nach.
Von den zehn Titeln stammen acht aus der Feder des kreativen Schlagzeugers
, darunter die Bearbeitung eines makedonischen Reigenliedes, zwei sind
Kollektivkompositionen. Stilistisch deckt die Band ein breites Spektrum
von östlichen Folksounds über Klezmer bis hin zu freien Klangexkursionen
ab. Zwischen hingetupften, fast verloren wirkenden Klang- und Tonmalereien
und heftig erregten Ausbrüchen tut sich eine faszinierende Fülle
von Sinneseindrücken auf. Stefan Grasse Von innen und von außen nimmt Stefan Grasse die „Echos einer
Stadt“ wahr. In seinem Auftrag entstand die „Nürnberg-Suite“ für
Gitarre solo. Fünf ortsansässige Komponisten haben historische
Momente ausgewählt, die zusammen ein signifikantes Porträt
ergeben. Ein “Welscher Tanz mit absonderlichen Variationen” von
Heinrich Hartl moduliert untypisch zu Jazzrhythmen, ein suchender Impetus
in weiten Intervallen symbolisiert für Volker Blumenthaler wie “Dürer
zählt”, Johann Pachelbel wird von Vivienne Olive in “Another
One For J. P.” zitiert , synkopierte Motive reiben sich in der “Toccata
meccanica” als Etüde für Gitarre und Metronom, die Nationalhymne
wird von Stefan Hippe” mit dissonant nervösen Akkorden durch
den “Marsch 1933-1945” geschickt und über die Stadt
der Menschenrechte hat nochmals Heinrich Hartl polystilistisch nachgedacht.
Diese Miniaturen präsentiert Stefan Grasse als Gitarrenmeister vieler
Genres, die er trotz aller Unterschiede subtil gestalten kann. Peter Schärli Trio feat. Ithamara Koorax Der musikalische „Dank“ an den großartigen brasilianischen
Schlagzeuger-Percussionisten Dom Um Romão weist einerseits auf
dessen Bedeutung für die Arbeit des Schweizer Trompeters Peter Schärli
und auf seinen Einfluss auf die populäre Musik Brasiliens überhaupt
hin. Der frühere Weather Report und Musiker von Sergio Mendes war
es auch, der Schärli mit der in Brasilien und den USA sehr populären
Sängerin Ithamara Koorax bekannt gemacht hat. Kurz vor einer gemeinsamen
Tour verstarb Dom Um Romão 2005 und die Band blieb auch für
die Aufnahmen zum aktuellen Album schlagzeuglos. Lediglich auf einem
Titel, das neben Klassikern von Cole Porters „Love for sale“ und
Sergei Rachmaninoffs „Vocalise“ Traditionals und nur ein
Original von Schärli enthält, ist Dom Um auf der Berimbao – dem
typischen brasilianischen Musikbogen – zu hören. Wenn der
Schweizer mit der Brasilianerin – dann kommen keineswegs unversöhnliche
Gegensätze heraus, sondern ein herrlich beflügeltes, sinnliches
Album voller Charme und tänzerischer Anmut. Auf exquisitem Niveau
fabriziert Peter Schärli in Besetzung mit Thomas Dürst (bass),
Markus Stadler (guitar) und Sängerin Koorax fließenden „Brazilian
Jazz“ zwischen melancholischer Coolness und mitreißender
Lust. Die beiden ergänzen sich hervorragend. Schärli umgarnt
Koorax, diese hebt zum Höhenflug mit dem Poeten auf der Trompete
an. Ihre Stimmen ranken sich in- und umeinander voller Poesie, Raffinesse,
hauchzarter Melancholie, das so typische Gefühl der saudade eben.
Großartig. |
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