Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Seit 1992 engagiert sich das Hotel Bayerischer Hof als Mitveranstalter beim ehemaligen Münchner Klaviersommer. Seit 2007 setzt der Jazz Sommer im Bayerischen Hof die Tradition dieses ersten großen Münchner Jazzfestivals fort. Die ästhetische Nische, die man besetzt hält, und die eigentlich kein Jazzfestival in Deutschland derart konsequent pflegt, könnte man etwas salopp, aber treffend mit Worten des Lautpoeten Ernst Jandl umschreiben: „u.s.a., u.s.a., u.s.a, u.s.w.“. Der transkontinentale Zungenschlag des Jazz Sommers harmoniert gut mit dem internationalen Flair eines ersten Hauses am Platze und der künstlerische Leiter Brane Ronchel Branko trifft nach wie vor eine Musikauswahl, die eine Trennung in Entertainment und modernen Jazz nicht kennt.
Einen groovenden Eröffnungsabend mit drei längst zu Jazzmythen gewordenen Bandleadern im Trio vereint, boten Larry Coryell, Alphonse Mouzon und Joey DeFrancesco, der an seiner Hammond B3 wie immer auch gleich die Rolle des virtuosen Bassisten innehatte. Ihre Programmmischung aus Blues, Swing, Soul und Jazzrock klang nicht eingeübt, sondern tatsächlich so lebendig und spontan, wie man das von einem Jazzkonzert erwarten sollte. Vom Sound der siebziger Jahre direkt in die frühen Neunziger: Den zweiten Abend des Jazz Sommers bestritten die Hip Hop-Jazzer US3 – richtig, diejenigen, die Herbie Hancocks Jazz-Klassiker „Cantaloupe Island“ 1993 einen Hip Hop-Rhythmus verpassten und damit die Charts stürmten. Tanzen, Texten und krasse Soli mit Saxophon, Trompete oder Turntables abliefern – diese Art virtuoser Fusionjazz begeisterte ein tanzwütiges Publikum. David Sanborns Konzert war ein opus summum seiner Fusion aus Pop und Jazz – eine wesentlich gediegenere Sache, als das Hip Hop-Feuerwerk von US3 am Vortag. Sanborn hatte sein Quintett um Posaune, Saxophon und Trompete zu einem Oktett erweitert. Beinahe schon Aufsehen erregend stach der junge Trompeter Nicolas Gradel mit seinen Chorussen aus dem perfekt aufspielenden Ensemble Sanborns hervor. Ob er wohl bald mit eigener Band über den Atlantik nach München kommt? Dass man das Wichtigste auch mit drei Akkorden sagen kann, bewies im Anschluss an Sanborn in einem Nachtkonzert Ronnie Baker Brooks mit seinem Quartett. Brooks präsentierte den Chicago Blues von heute in immer neuen, nie enden wollenden und nie langweilig werdenden Variationen. Komplexere Gitarrensounds durfte man von Mike Stern erwarten und die hochgespannten Erwartungen des Publikums wurden nicht enttäuscht. Die Live-Performance der Mike Stern Band war mitreißend: die Kenner hörten gebannt zu, die Enthusiasten ließen sich auf den Dancefloor locken. Der letzte Tag des Jazz Sommers brachte noch einmal anspruchsvolle Tanzmusik: Oscar Hernández und das von ihm geleitete „Spanish Harlem Orchestra“ brachten den Sound und die komplexen Rhythmen des New York Salsa in den Festsaal des Bayerischen Hofs: Das Konzert des „Spanish Harlem Orchestra“ war ein überzeugendes Plädoyer für den modernen Salsa, der oft genug mit seinem Image als simple Party-Mucke zu kämpfen hat. Getanzt wurde auch zu den Grooves von Roy Ayers im Night Club. Die Band der Acid-Jazz-Legende war in Höchstform und produzierte eine Partystimmung, wie sie eben nur in einem Jazz Club funktioniert. US-amerikanischer Jazz im Bayerischen Hof – so konzentriert und hochwertig wie beim Münchner Jazz Sommer kann man das „Original“ derzeit nirgends bekommen. Andreas Kolb |
|