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Klaus Widmann fürchtet nicht vieles. Nur das Wetter macht ihm zu schaffen. Denn man kann sich das schönste Festival ausdenken, an wunderbaren Orten - wenn es dann regnet und der Wind bläst, ist alles für die Katz.
Im vergangenen Jahr hatte das Südtirol Jazz Festival derart Pech, dass Widmann sich kurzerhand entschloss, die ganze Veranstaltung anno 2009 drei Wochen später anfangen zu lassen. Und die Entscheidung war weise. Zwar gab es auch diesmal hie und da ein wenig Niederschlag, insgesamt aber war es viel freundlicher und so kamen die erhofften Leute, um die Künstler zu bewundern, die sich für Konzerte nach Meran, Bozen, Sterzing oder auch nach Kaltern, Tscherms, Völs oder Feldthurns begeben hatten. Das war wichtig, denn zur ursprünglichen Intention, dem Jazz überhaupt ein Forum in der Südtiroler Kulturlandschaft zu bieten, haben sich touristische Aspekte gesellt, die dem Land durch Musik mehr Attraktivität und Weltoffenheit verordnen. Und nicht zuletzt hat sich auch inhaltlich einiges verändert, denn Klaus Widmann, der das Festival seit vier Jahren leitet, hat der Veranstaltung den Insiderstatus genommen, den es durch die avantgardistische Musik der frühen Jahre hatte, und die Konzerte für ein neues, größeres Publikum geöffnet. Und so ging nach zehn Tagen, gut 80 Konzertveranstaltungen an 45 Orten mit 150 Musikern aus 17 Nationen und rund 15.000 Besuchern die 27. Ausgabe des Festivals erfolgreich zu Ende. Viel Ungewöhnliches gab es zu erleben, Konzerte auf Berghütten und in Weingütern, mit Dolomiten-Panorama oder dem Flair der Südtiroler Metropolen. Großartige Künstler von Brad Mehldau bis Rebekka Bakken und Paolo Fresu bis Wolfgang Muthspiel gaben sich die Ehre und präsentierten viel Neues und vor allem anspruchsvollen modern europäischen Jazz. Einer der unterhaltsamen Höhepunkte war dabei das Eröffnungskonzert im Bozener Stadttheater. Der Pianist Stefano Bollani lud zum musikalischen Meeting und stellte sich auf der Bühne mit zahlreichen wechselnden Formationen vor. Thema des Abends war die Klangwelt Brasiliens, die von den einzelnen Gästen sehr unterschiedlich ausgelegt wurde. Da gab es zurückhaltende Charaktere wie den Sänger Marcos Sacramento, dessen samtener Bariton dezent mit Intonationsproblemen kämpfte und darüber hinaus die Spannung über mehrere Lieder hinweg nicht zu halten vermochte. Großartig hingegen waren die Duos und Ensemblestücke mit dem Mandolinen-Spieler Hamilton de Holanda (der dann am folgenden Abend auch ein eigenes, gefeiertes Konzert in Sterzing gab). Hier sprühten die Musiker vor Vitalität, ließen sich auf humorvolle und zuweilen auch herausfordernde Zwiegespräche ein, die wiederum von Stefano Bollani temperamentvoll in famos fließende Musik im Stile der jazzigen Ableger der Musicá Popular Brasileira verwandelt wurden. Für das Südtirol Jazz Festival Alto Adige jedenfalls wurde von diesem Konzert das Motto ausgegeben: Lasst euch nicht unterkriegen und genießt die Schönheit und den Spaß, den gute Musik bieten kann. Ralf Dombrowski Das Jazz-Piano stand im Mittelpunkt des Südtiroler Jazzfestivals 2009. Zu Gast waren Uri Caine, Stefano Bollani und Brad Mehldau, der das Schlusskonzert im Stadttheater Bozen bestritt, unter anderem mit seiner Sicht auf die Songs von Radiohead, Massive Attack und Nick Drake. Höchstes pianistisches Niveau also beim 27. Südtiroler Jazzfestival. Besonders aufhorchen ließ dieses Jahr ein gerade 17-jähriger Pianist aus Florenz: Alessandro Lanzoni. Im Trio mit Ares Tavolazzi (b) und Walter Paoli (dr) wusste er sein Publikum auf dem Messnerhof, einem Weingut oberhalb von Bozen, mit einer Mischung aus Standards und Eigenem zu faszinieren. Nach dem Konzert nutzte Andreas Kolb die Gelegenheit, sich mit dem jüngsten Musiker des Festivals zu unterhalten. Jazzzeitung: Ares Tavolazzi, der Bassist in deinem Trio, war vor 27
Jahren als Musiker bei der ersten Ausgabe des Südtiroler Festivals
dabei, jetzt präsentierte er dich als Newcomer... Jazzzeitung: Wenn du die Wahl hättest: Welchen der anwesenden Pianisten
hättest Du Dir als Professor oder Mentor ausgesucht? Stefano Bollani,
Brad Mehldau oder Uri Caine? Jazzzeitung: Mit Mehldau hast Du die Liebe zur klassischen
Musik gemeinsam. Jazzzeitung: Hast Du dich schon endgültig entschieden zwischen Jazz
und Klassik? Jazzzeitung: Deine Eltern kommen von der Klassik. Sind
sie traurig, dass du dich für den Jazz entschieden hast? Jazzzeitung: Wie bist du auf den Jazz gestoßen? Jazzzeitung: Seit wann gibt es dein Trio? Wenn
man dein Trio hört,
hat man den Eindruck, ihr versteht euch blind. Jazzzeitung: Die Aufnahme mit Konitz ist einem Deiner Vorbilder gewidmet,
Bill Evans. Du schreibst auch eigene Musik. Wie gehst Du vor? Jazzzeitung: Deine Zukunft: welche Pläne hast du? |
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