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Jazzzeitung
2009/04 ::: seite 18
jazz heute
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Die Bundeskonferenz Jazz (BKJazz) hat im Vorfeld der Bundestagswahl
alle im Bundestag vertretenen Parteien nach Ihren Vorstellungen zur Förderung
von Jazz und Improvisierter Musik befragt. Die Antworten sind komplett
auf der Webseite www.bkjazz.de abrufbar. Der Sprecher der Bundeskonferenz
Jazz, Peter Schulze, sagte dazu „Es freut uns, dass alle Parteien
Jazz als eine besonders wichtige Kunstform anerkennen und sie in Zukunft
noch stärker unterstützen wollen.“ Die Jazzzeitung veröffentlicht
im Anschluss Auszüge. Die Fragen lauteten:
- Sehen Sie eine Verantwortung für die Förderung von
Jazz und Improvisierter Musik auf bundeskulturpolitischer Ebene?
- Inwiefern sehen Sie eine Notwendigkeit für eine spezifische
kulturpolitische Förderung im Bereich des Jazz und der Improvisierten
Musik?
- Welche Schwerpunkte müssen Ihrer Auffassung nach bei
einer solchen Förderung gelegt werden und welche Akzente werden
Sie setzen?
- Welche Rolle spielen dabei die folgenden Bereiche und
welche Maßnahmen
werden Sie hier ergreifen: Nachwuchsförderung, Spitzenförderung,
Exportförderung, Spielstättenförderung?
- Halten Sie
die bestehenden Förderinstitutionen für ausreichend,
um Jazz und Improvisierte Musik angemessen zu fördern?
- Wenn
nein, welche Änderungen an bestehenden bzw. welche zusätzlichen
Institutionen werden Sie umsetzen bzw. auf den Weg bringen?
- Sehen
Sie für den Bereich des Jazz und der Improvisierten Musik
bezogen auf Urheberrechtsabgaben im Live-Bereich eine spezifische Situation
und wenn ja, wie muss dieser Rechnung getragen werden?
CDU/CSU
zu 2.: Die Förderung von Kunst und Kultur ist für die Union
keine Subvention, sondern eine unverzichtbare Investition in die Zukunft
unserer Gesellschaft. Wir bekennen uns zur Förderung von Kunst und
Kultur als einer öffentlichen Aufgabe, an der Kommunen, Länder
und Bund unter Beachtung ihrer jeweiligen besonderen Zuständigkeiten
mitwirken. Deutschland ist heute mehr denn je darauf angewiesen, Kreativität
zu entfalten, um Wohlstand in Zukunft zu sichern. Die Kultur- und Kreativwirtschaft
ist ein entscheidender Standortfaktor unseres Landes und zunehmend auch
ein Motor für Wachstum und Beschäftigung.
zu 4.: Die Jazzmusik ist ein wichtiger Bereich der deutschen Kreativwirtschaft.
Sie transportiert darüber hinaus ein positives Bild Deutschlands
im Ausland. Insbesondere improvisierte Musik besitzt die Fähigkeit,
Menschen über alle Sprachbarrieren hinweg zusammenzubringen. Das
Musizieren ist gleichzeitig hervorragend dazu geeignet, die persönliche
Entwicklung zu fördern und Identität zu stiften.
zu 6.: Alles, was gut ist, lässt sich noch verbessern. Die 2007
gestartete „Initiative Musik“ hat bereits nach kurzer Zeit
erste Erfolge erzielt. Auch in Zukunft werden wir bei der staatlichen
Kulturförderung nicht nachlassen und werben zusätzlich für
privates Engagement.
zu 7.: Wir müssen Menschen die Freiheit und die Sicherheit geben,
dass sie sich durch ihren künstlerischen Gestaltungswillen eine
auch wirtschaftlich erfolgreiche Existenz schaffen und andere kulturell
bereichern können. SPD
zu 1.: Als SPD sehen wir eine klare politische Verantwortung für
die Förderung von Jazz und improvisierter Musik. Bundeskulturpolitisch
geht es neben der Förderung einzelner Leuchtturmprojekte in erster
Linie darum, möglichst positive Rahmenbedingungen für Kunst
und Kultur zu schaffen. Wir setzen uns unter anderem dafür ein,
die soziale Absicherung für Kultur- und Medienschaffende zu verbessern,
das geistige Eigentum zu schützen und angemessen zu vergüten
und die Bedingungen für bürgerschaftliches Engagement und ehrenamtliche
Arbeit zu stärken, sowie Kultur auch innerhalb der Außenpolitik
einen wichtigen Schwerpunkt zukommen zu lassen.
zu 2.: In den vergangenen Jahren hat sich immer wieder gezeigt, dass
die Förderung von Jazz und improvisierter Musik spezifisch ausgerichteter
kulturpolitischer Maßnahmen bedarf, um Wirksamkeit zu zeigen. Die
vorherrschende Kategorisierung von Ernster Musik auf der einen und Unterhaltungsmusik
auf der anderen Seite verkennt die Besonderheiten des Jazz und führte
in der Vergangenheit häufig dazu, dass dieser Bereich kulturpolitisch
nicht ausreichend berücksichtigt wurde.
zu 3.: Improvisierte Musik entsteht und lebt in erster Linie durch die
Live-Darbietung. Deswegen brauchen die vielen sehr gut ausgebildeten
Jazz-Musikerinnen und -musiker mehr und qualitativ hochwertigere Auftrittsorte
als auch Auftrittsbedingungen. Diese zu fördern, fällt zuallererst
in die Kulturhoheit der Bundesländer und Kommunen, deren Engagement
stärker werden muss...
zu 4.: (...) Wir wollen eine Revitalisierung und Verbesserung der Spielstättenlandschaft
in Deutschland, weil diese für die Ausbildung des Nachwuchses und
für die Präsenz von etablierten Musikern gleichermaßen
elementar ist. Aus diesem Grund wollen wir einen Bundespreis ins Leben
rufen, durch den Spielstätten und Initiativen, die eine besonders
herausragende künstlerische Arbeit leisten, prämiert werden
können... FDP
zu 2.: Jazz tut sich – nicht nur in Deutschland – schwer,
ohne jede öffentliche Förderung sichtbar (und hörbar)
zu sein. Er bedarf flankierender Hilfen. Jazz gehört zur zeitgenössischen
Musik und bewegt sich zwischen U-Musik und E-Musik. Die U-Musik wird
traditionsgemäß wesentlich weniger gefördert als die
E-Musik. Gerade der Jazz benötigt aber positive Rahmenbedingungen,
um sich entfalten zu können. Statt direkter Künstlerförderung
steht hier eine Strukturförderung im Vordergrund. Schlussendlich
benötigen Jazz-Musiker Auftrittsmöglichkeiten, um ihre Musik
einem Publikum präsentieren zu können. Jazz lebt von der Improvisation
auf der Bühne. Hier können die von der Initiative Musik avisierte
direkte Spielstättenförderung sowie der Spielstättenpreis
greifen.
zu 7.: Grundsätzlich hat der Urheber eines Musikwerkes für
die Zustimmung zur Aufführung seiner Musik Anspruch auf eine Lizenzgebühr.
Sofern der Komponist Mitglied oder Wahrnehmungsberechtigter der GEMA
ist, ist die Vergütung an die GEMA zu bezahlen. Dieses Prinzip gilt
unabhängig von der Musikrichtung, also auch für Jazz... Die Linke
zu 1.: Jazz aus der Bundesrepublik Deutschland hat ein hohes internationales
Ansehen. Seine Förderung ist von nationaler Bedeutung. Die Förderbedingungen
aber halten mit der wachsenden Bedeutung dieser Musikrichtung nicht
Schritt. Wir sehen eindeutige Disproportionen in der jetzigen Musik-Förderung
durch den Bund. Diese ist immer noch vorwiegend auf den Bereich der
sogenannten „Klassischen Musik“ ausgerichtet. Sie vernachlässigt
die zeitgenössische Musik insgesamt und insbesondere den Jazz
als eine Kunstform, die sich nicht so ohne weiteres der sogenannten „Ernsten
Musik“ oder der „Unterhaltungsmusik“ zuordnen lässt.
zu 2.: Im Jazz haben Spielstätten eine besondere Relevanz. Sie sind
als Schnittstelle zwischen Künstler und Publikum Orte der lebendigen
Auseinandersetzung mit Musik. Zudem finden Musiker ihre primäre
Einnahmequelle in der Live-Performance. Deshalb ist es besonders wichtig,
Strukturen zu fördern und sich nicht allein auf die Förderung
einzelner Künstler zu konzentrieren.
zu 4.: Alle vier genannten Bereiche sind wichtig. Ich sehe auch keinen
Gegensatz zwischen Nachwuchs- und Spitzenförderung. Ohne breite
Förderung musikalischen Nachwuchses wird es auch keine Spitzenkünstler
geben... Bündnis 90/Die Grünen
zu 1.: Die deutsche Jazzszene und die Szene Improvisierter Musik sind
in ihrer Vielfalt und Produktivität etwas, auf das wir stolz sein
können. Zugleich handelt es sich – bis auf Ausnahmen – um
ein Genre, das sich nicht unmittelbar kommerziell verwerten lässt.
Staatliche Unterstützung und Förderung – auch durch
den Bund – sind deshalb erforderlich, wenn wir diese Vielfalt
erhalten wollen.
zu 3.: Wichtig erscheint uns eine flexib-le Förderung, die kurzfristig
auf die Bedürfnisse von Musikern und Veranstaltern reagieren kann. Über
die Unterstützung von CD-Produktionen, den Ausbau von Wettbewerben,
die systematische Förderung von ausgewählten Spielstätten
ist dabei auch auf Bundesebene nachzudenken.
zu 4.: Generell gilt: Was Jugendliche beim gemeinsamen Musizieren erleben – Kreativität,
Empathie und Teamdenken – sind gerade in Zeiten der Globalisierung
und des interkulturellen Austauschs wichtige Fähigkeiten. Kulturelle
Bildung und Teamgeist werden auch im Jazz und im gemeinsamen Improvisieren
spielerisch vermittelt, man kann nicht „gegeneinander“ Musik
machen. Nachwuchsförderung steht für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
deshalb an erster Stelle, in Form von Wettbewerben oder durch den Ausbau
von „Jedem Kind ein Instrument“. (...) Ein Spielstättenprogrammpreis
für Jazzclubs etc. ist eine gute Idee...
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