Anzeige |
||
Anzeige |
|
Musikkritiker spielen, Musiker bewerten: Die Idee eines Konzerts der Kritiker geht auf den Bassisten Wolfgang Schmid und die Musikmanagerin Katarina Ehmki zurück Der Idee folgte prompt ihre Ausführung: Als Podium bot sich der Night Club des Hotels Bayerischer Hof in München an, dessen Musikprogramm Katarina Ehmki gestaltet. Es brauchte eine Publikation, die die Musikertexte abdruckt, die Jazzzeitungsredaktion sagte spontan zu. Es brauchte weiter einen geduldigen und kompetenten Bandleader wie Wolfgang Schmid sowie Kritiker mit Traute (siehe Foto rechts). Und was kam nach vier Proben dabei heraus? Anderthalb Stunden Musik, Spaß und ein neues Gefühl für die Freiheit des Jazz. Workshops wie dieser sollten Pflicht für Jazzkritiker sein. ak Am 7. Juli um 21:30, übrigens sehr pünktlich, passierte im Nightclub des Bayerischen Hofes etwas Besonderes: Zu hören war ein Konzert von acht Musikkritikern und -journalisten, die sich mit Wolfgang Schmid zusammengetan und ein beinahe 1 1/2 - stündiges Programm mit Jazzstandards auf die Bühne gestellt hatten. Das alleine jedoch ist noch nicht das Besondere. Auch nicht, dass alle Acht in der Tat ihre Instrumente bedienen und sowohl Themen als auch Soli in Anlage als auch Ausführung korrekt, interessant und form- sowie klangschön darboten. Was keine große Überraschung ist, weil alle ihre Instrumente gelernt und teilweise sowieso sehr oft auf der Bühne stehen... Eigentlich auch nicht das wirklich Besondere war es, dass es diverse Momente gab, die man als (natürlich gespannt wartender) Musiker so nicht erwartet hätte: Lyrisches, Inniges, Bizarres - Dinge, die sich nicht unbedingt „mal eben so“ einstellen, sondern die passieren, wenn man sich auf die Musik und auf den speziellen Moment einlässt...Und zuletzt nichts Besonderes war, dass Wolfgang Schmid als souveräner Prinzipal den Abend genauso souverän leitete, musikalisch wie auch als Moderator. Nein, das Besondere war, dass diese acht Journalisten, namentlich Beate Sampson (Gesang), Klaus von Seckendorf (Piano), Oliver Hochkeppel (E-Piano), Ralf Dombrowski (Gitarre), Roland HH Biswurm (Perkussion, Vokalimprovisation), Andreas Kolb (Posaune), Ulrich Möller-Arnsberg (E-Violine) und Andreas Florek (Schlagzeug) sich trotz aller schon allein durch den Gegensatz Kritiker-Musiker zu erwartenden Unsicherheiten und Spannung auf die Bühne gestellt haben und dort sehr deutlich gezeigt haben, dass sie die Musik, über die (und über deren Ausführung) sie sonst schreiben, wirklich lieben. Und dieser Moment erklärt vieles über manchmal harsch erscheinende
Kritiken: Hier war sehr deutlich der Gegenentwurf zum Georg Kreisler´schen „Musikkritiker“ zu
hören und zu sehen. Jener ist ein armer, unmusikalischer und letzten Endes
die Musik zutiefst hassender Mensch, diese jedoch haben auf der Bühne
in aller Öffentlichkeit gezeigt, dass es bei ihnen um die Musik im Sinne
eines großen „Ja!Ja!Ja!“ geht. Um die Musik und nicht um
Befindlichkeiten oder gar Eitelkeiten - seltsam, es sind doch Journalisten... Gerne mehr davon! Alex Haas. Hier Schreiber. Sonst Bassist Oh je, jetzt gibt’s etwas auf die Ohren, die Journalisten auf
der Bühne scheinen sich einen Musiker von Metallica entliehen zu
haben, der Posaunist bläst zum Jüngsten Gericht und der Geiger,
dem beim Grübeln über all seine Verrisse die Haare ausgegangen
sind, spielt E-Geige – aber wie sollte er sich sonst gegen die
dröhnende Rhythmusgruppe durchsetzen. Aber dann, die Banda dröhnt
nicht nur, sie groovt, sie hat Spaß und kann diesen auch an das
Publikum übertragen. Perfektion ade – Musikspaß ist
angesagt. Schöner als am PC Kritiken zu schreiben ist es wohl, auf
er Bühne zu stehen und Musik zu machen, auch wenn nicht alles perfekt
und virtuos ist. Wohl zum ersten Mal weltweit wagten Musikjournalisten den Versuch, sich
der erstaunten Musikerwelt zu stellen und stürzten sich in die feucht-heiße „Höhle
des Löwen“ im Nightclub des Hotels Bayerischer Hof in München.
Unter der kompetenten und lockeren Leitung des „Altprofis“ und
Initiators dieses Projekts, dem renommierten Münchner Jazz-Bassisten
Wolfgang Schmid, präsentierten acht Kritiker das Beste, was sie
selbst an ihren Instrumenten musikalisch zu bieten haben, und boten mehr
(oder weniger) wohlgelaunt ein Potpourri aus Jazz-, Fusion-, Latin- und
Funk-Musik. Zum Konzept des Abends gehörte die ausdrückliche
Aufforderung an alle anwesenden Musiker, das Gebotene zu bewerten/kritisieren,
wohlwissend, dass die meisten - wie ich - nicht allzu hart vorgehen würden
anlässlich dieses doch sehr mutigen und lobenswerten „Selbstversuchs“. Nachdem die zahlreichen, rührend anmutenden Familienangehörigen
eine Zugabe herbeigebetet hatten, kam die Offenbarung! Ein atonales Chaos,
und das war das Ehrlichste und Überzeugendste, was diese Stümperformation
zu bieten hatte (mit Ausnahme der Rhythmusgruppe, in der lediglich der
Gitarrist durch seine Farblosigkeit sich ins zu ihm passende Abseits
setzte). Um aber den Auftritt umfassend zu würdigen, muss man schon
den grenzenlosen Mut bewundern, den die Dame und die Herren aufbrachten.
Hut ab und man hätte es dokumentieren sollen!
|
|