Anzeige

Startseite der Jazzzeitung

Anzeige

Startseite der JazzzeitungZum Archiv der Jazzzeitung (Datenbanken und pdf)Zur Rezensionsdatenbank der JazzzeitungZur Link-Datenbank der JazzzeitungClubs & Initiativen Die Jazzzeitung abonnierenWie kann ich Kontakt zur Jazzzeitung aufnehmen
 

Jazzzeitung

2009/01  ::: seite 17

rezensionen

 

Inhalt 2009/01

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig / R.I.P. / Carter, Ron / Abschied von Klaus Weiss / Dave McKenna


TITEL - Über das Lächeln
Bühnenperformance und Publikum


DOSSIER
- Jazz in NRW

Berichte
Dutch Jazz Meeting 2008 // Klaus Doldinger zu seiner neuen Doppel-CD im Interview // Jazz-Herbst in Dresden // Bilanz: Münsters Jazzfestival // Jazz Orchester Regensburg mit Jones, Lewis & Brookmeyer // Südtirol Jazzfestival Alto Adige


Portraits

Der Saxophonist Charly Augschöll // Cymin Samawatie und ihr Quartett Cyminology // Pianist Lorenz Kellhuber // Joshua Redman // Das Berliner Quartett Triband // Pianistin Antje Uhle


Jazz heute und Education
Der Verein „Jazz am Rhein“: Vorbildfunktion für die Szene // Kurt Maas und seine Engegement für den Jazz // Klingender Nachruf auf einen großen Trompeter: Freddie Hubbards Solo über „Little One“

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

 

Gegenwart und Zukunft des Jazz

Autoren diskutieren aktuelle Fragen und ein Fletcher Henderson-Buch

Yuval Taylor (Hsg.): The Future Of Jazz, A Cappella Books, Chicago, 241 Seiten

Zehn vom Herausgeber sorgfältig nach verschiedenen Kriterien (Vielseitigkeit, relativ jung, enge Kontakte zur Jazzszene, gründliche Kenntnisse der gesamten Jazzgeschichte, Vertrautheit mit der Musik außerhalb des Jazz) ausgesuchte amerikanische Jazzkritiker diskutieren, meist per E-Mail, Gegenwart und Zukunft des Jazz: Will Friedwald, Ted Gioia, Jim Macnie, Peter Margasak, Stuart Nicholson (Engländer), Ben Ratliff, John F. Szwed, Greg Tate, Peter Watrous und K. Leander Williams.

Jeder Autor hatte zunächst die Aufgabe, über einen bestimmten Aspekt einen mehrseitigen Aufsatz zu schreiben, zu dem dann die übrigen ihre Meinung äußern sollten. Zudem hatten die Autoren die Gelegenheit, nachdem alle Aufsätze und Stellungnahmen vorlagen, weitere Kommentare hinzuzufügen.

Fünf der Aspekte betrafen stilistische Fragen: Mainstream, Jazzrock, Repertory Jazz, Vocal Jazz und Free Jazz, die restlichen fünf Themen wie Improvisation/Komposition, Schwarz/Weiß, Jazz-Business, Institutionen und Medien, Jazz/Nichtjazz.

Herausgekommen ist ein intelligentes, spannend zu lesendes Buch mit viel Tiefgang und mit vielen bemerkenswerten Gedanken. Es ist hier nicht der Platz, auch nur auf einige von ihnen näher einzugehen; dazu bedürfte es im Grunde einer ganzen Aufsatzreihe (ein Vorschlag an die Redaktion der Jazzzeitung!). Hier nur als Resümee: im großen und ganzen sind die Autoren optimistisch. Dazu ein Zitat von Stuart Nicholson zur wachsenden Bedeutung Europas für den Jazz: „The jazz party is not yet over, it is simply moving to a new address.“ (S. 105) Und noch ein zweites von Peter Watrous: „Jazz is so big that the east and west sides of it hardly know they‘re part of the same continent.“ (S. 106)

Jeffrey Magee: The Uncrowned King of Swing – Fletcher Henderson and Big Band Jazz, Oxford University Press, New York, 322 Seiten

Fletcher Henderson leitete von 1923 bis 1939 die erste bedeutende Big Band des Jazz; seine späteren Besetzungen hatten nicht mehr diese Qualität, die vor allem durch die Arrangements von Don Redman (bis zu seinem Ausscheiden 1927) und später durch Hendersons eigene und die seines Bruders Horace bestimmt wurde; dazu kam der swing, den Louis Armstrong 1924/25 in die Band brachte und eine Fülle großer Solisten mit Armstrong und Coleman Hawkins an der Spitze.

Zunächst war es ein reines Studioensemble für Plattenaufnahmen (in wechselnder Besetzung). Ab 1924 folgten öffentliche Auftritte (Hausorchester im New Yorker „Roseland Ballroom“ bis 1930/31) und eine schrittweise Erweiterung der Besetzung. Don Redman trennte in seinen Arrangements die einzelnen Bläsersections und arbeitete viel mit Call & Response. Er verfeinerte häufig die damals üblichen simplen Druckarrangements für normale Tanzbesetzungen und fügte Kontraste ein, um mehr Spannung zu erzeugen. Damit schuf er Grundlagen des Big-Band-Swing, der nach 1927 im Henderson-Orchester durch die beiden Hendersons und auch durch andere (John Nesbitt, Benny Carter, Bill Challis, Nat Leslie, Archie Bleyer) ausgebaut wurde.

Leider war Fletcher Henderson in den 30er-Jahren als Bandleader und Geschäftsmann nicht mehr so erfolgreich wie zuvor. Dass Benny Goodman ab 1934 Arrangements von ihm spielte, verdient Anerkennung, nicht Kritik. Goodman holte auch mit strengerer Probendisziplin in punkto Satzarbeit mehr heraus als Henderson. Im Übrigen arbeitete Goodman auch mit anderen Arrangeuren, so mit Deane Kincaide, Spud Murphy, Jimmy Mundy und Edgar Sampson. Titel wie „King Porter Stomp“, „Blue Skies“, „Between the devil and the deep blue sea“, „Sometimes I‘m happy“, „When Buddha smiles“, „Sugar Foot Stomp“ und „Honeysuckle Rose“, alle von Henderson arrangiert, gehören freilich zu den Glanzstücken des Goodman-Repertoires jener Zeit.

In den 40er-Jahren hatte Fletcher Henderson zunehmend mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. 1952 starb er im Alter von nur 55 Jahren. Rund 220 seiner Partituren sind heute in den Benny Goodman-Archiven der Yale Music Library und der New York Public Library zu finden (Verzeichnis mit Kurzbeschreibung im Anhang).

Das vorliegende Buch bietet eine hervorragende, detaillierte Werkanalyse in charakteristischen Ausschnitten – eine ideale Ergänzung zu Walter C. Allens „Hendersonia“. Schade nur, dass es keine Begleit-CD gibt, denn es ist derzeit schwierig, die in Frage kommenden Aufnahmen zu beschaffen.

Das Internet bietet keinen brauchbaren Ersatz – falls man die Aufnahmen überhaupt findet, ist die Tonqualität höchst bescheiden.

Joe Viera

| home | aktuell | archiv | links | rezensionen | abonnement | kontakt | impressum
© alle texte sind urheberrechtlich geschützt / alle rechte vorbehalten / Technik: Martin Hufner