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Jazzzeitung

2009/01  ::: seite 4

jazzlexikom

 

Inhalt 2009/01

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig / R.I.P. / Carter, Ron / Abschied von Klaus Weiss / Dave McKenna


TITEL - Über das Lächeln
Bühnenperformance und Publikum


DOSSIER
- Jazz in NRW

Berichte
Dutch Jazz Meeting 2008 // Klaus Doldinger zu seiner neuen Doppel-CD im Interview // Jazz-Herbst in Dresden // Bilanz: Münsters Jazzfestival // Jazz Orchester Regensburg mit Jones, Lewis & Brookmeyer // Südtirol Jazzfestival Alto Adige


Portraits

Der Saxophonist Charly Augschöll // Cymin Samawatie und ihr Quartett Cyminology // Pianist Lorenz Kellhuber // Joshua Redman // Das Berliner Quartett Triband // Pianistin Antje Uhle


Jazz heute und Education
Der Verein „Jazz am Rhein“: Vorbildfunktion für die Szene // Kurt Maas und seine Engegement für den Jazz // Klingender Nachruf auf einen großen Trompeter: Freddie Hubbards Solo über „Little One“

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

 

Carter, Ron

geboren 4. Mai 1937 Ferndale, Michigan

Nachdem sich in den letzten Jahren durch den Tod von Größen wie Ray Brown oder Niels-Henning Ørsted Pedersen die Reihen der großen Jazzbassissten bedenklich gelichtet haben, ist sicherlich der 71-jährige Ron Carter die große Legende unter den aktiven Jazz-Bassisten.

Ronald Levin Carter begann im Alter von 10 Jahren Cello zu spielen. Das Ziel klassischer Cellist zu werden, hatte er im Hinterkopf. Dennoch wurde 1954 der Kontrabass sein Hauptinstrument. Eine wachsende Leidenschaft für den Jazz führte ihn nach New York, wo er an der Eastman School Of Music in Rochester, N.Y., studierte. Er spielte mit dem Eastman Philharmonic Orchestra, bevor er bei Chico Hamilton, wo auch Eric Dolphy bekannt wurde, erstmals größere Aufmerksamkeit erregte. Schon die Aufnahmen mit Eric Dolphy, auf denen er auch als Cellist zu hören ist, gehören zu Klassikern der neueren Jazzgeschichte. Als Free Lancer arbeitete er während seines Studiums an der Manhattan School of Music in den frühen 60er-Jahren mit Randy Weston, Thelonious Monk und Cannonball Adderley. Nach einer kurzen Mitgliedschaft in der Gruppe des Trompeters Art Farmer hat Ron Carter 1963 – wie so viele Musiker – bei Miles Davis den Durchbruch. Zum legendären Quintett des wegweisenden Trompeters gehörten auch der Pianist Herbie Hancock, der Drummer Tony Williams und der Saxophonist Wayne Shorter. Fünf Jahre musizierten die fünf zusammen und spielten dabei so unvergessene Alben wie „Miles Smiles“ oder „Nerfertiti“ ein. Miles Davis’ Rhythmusgruppe mit Herbie Hancock, Tony Williams und Ron Carter war Mitte der 60er-Jahre die wohl berühmteste Rhythmusgruppe des Jazz gewesen, ähnlich wie die All American Rhythm Section Count Basies. Kein Wunder, dass diese Musiker auch lange nach ihrer Zeit beim dark magus immer wieder zusammen musizierten.

Nach seiner 1968 beendigten Zeit bei Miles Davis wurde Ron Carter zum begehrtesten Bassisten der Jazz-Szene. Unter anderem musizierte er mit Sonny Rollins, Herbie Hancock und Wynton Marsalis. Hervorzuheben ist aber sein Maßstäbe setzendes Duo mit dem Gitarristen Jim Hall. Ihr gemeinsamer Erfolg (nicht etwa nur die Tatsache, dass zwei Musiker Veranstalter weniger kosten als größere Bands) ist sicher einer der Gründe dafür, dass sich ab den 70er-Jahren Duo-Formate im Jazz zunehmender Beliebtheit erfreuten. Ab 1972 arbeitete Ron Carter immer häufiger als Leiter eigener Gruppen. In ihnen kam gern der sogenannte Piccolo-Bass zum Einsatz. Dieses Instrument, dessen Saiten wie beim Cello auf c, g, d und a gestimmt sind, ist etwa dreiviertel so groß wie ein Bass und kann die Töne wesentlich länger halten als ein Bass. Manchmal beschäftigte Ron Carter einen zweiten Bassisten, um selbst mit dem Piccolo-Bass an die Frontline zu gehen. Pädagogische Tätigkeiten, verstärkte Beteiligung an klassichen Projekten, aber auch vertieftes Interesse an brasilianischer Musik kennzeichnen die letzten Jahre.
Beliebt wurde Ron Carter zunächst einmal durch eine große stilistische und instrumentale Vielseitigkeit. Hervorgetreten ist er mit Bass, Cello und Baby-Bass (all das nicht nur pizzicato, sondern auch con arco) sowie seltener E-Bass. Trotz dieser Vielseitigkeit besitzt er ein hohes Maß an Individualität. Sein Sound ist aus dem von Hunderten von Bassisten sofort herauszuhören. Allein schon sein flüssiges, einfallsreiches Walking-Bass-Spiel ist von einer seltenen Eleganz und hohem Einfallsreichtum. Ron Carter ist, was bei Bassisten ja nicht immer der Fall ist, zugleich ein begnadeter Begleiter und Solist und hat beides als Sideman und als Leader unter Beweis gestellt. Er hat sowohl die ältere Funktion des Basses als Stütze als auch die jüngere Konzeption des Basses als Frontline-Instrument vorangetrieben.

Marcus A. Woelfle

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