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Nachdem sich in den letzten Jahren durch den Tod von Größen wie Ray Brown oder Niels-Henning Ørsted Pedersen die Reihen der großen Jazzbassissten bedenklich gelichtet haben, ist sicherlich der 71-jährige Ron Carter die große Legende unter den aktiven Jazz-Bassisten. Ronald Levin Carter begann im Alter von 10 Jahren Cello zu spielen. Das Ziel klassischer Cellist zu werden, hatte er im Hinterkopf. Dennoch wurde 1954 der Kontrabass sein Hauptinstrument. Eine wachsende Leidenschaft für den Jazz führte ihn nach New York, wo er an der Eastman School Of Music in Rochester, N.Y., studierte. Er spielte mit dem Eastman Philharmonic Orchestra, bevor er bei Chico Hamilton, wo auch Eric Dolphy bekannt wurde, erstmals größere Aufmerksamkeit erregte. Schon die Aufnahmen mit Eric Dolphy, auf denen er auch als Cellist zu hören ist, gehören zu Klassikern der neueren Jazzgeschichte. Als Free Lancer arbeitete er während seines Studiums an der Manhattan School of Music in den frühen 60er-Jahren mit Randy Weston, Thelonious Monk und Cannonball Adderley. Nach einer kurzen Mitgliedschaft in der Gruppe des Trompeters Art Farmer hat Ron Carter 1963 – wie so viele Musiker – bei Miles Davis den Durchbruch. Zum legendären Quintett des wegweisenden Trompeters gehörten auch der Pianist Herbie Hancock, der Drummer Tony Williams und der Saxophonist Wayne Shorter. Fünf Jahre musizierten die fünf zusammen und spielten dabei so unvergessene Alben wie „Miles Smiles“ oder „Nerfertiti“ ein. Miles Davis’ Rhythmusgruppe mit Herbie Hancock, Tony Williams und Ron Carter war Mitte der 60er-Jahre die wohl berühmteste Rhythmusgruppe des Jazz gewesen, ähnlich wie die All American Rhythm Section Count Basies. Kein Wunder, dass diese Musiker auch lange nach ihrer Zeit beim dark magus immer wieder zusammen musizierten. Nach seiner 1968 beendigten Zeit bei
Miles Davis wurde Ron Carter zum begehrtesten Bassisten der Jazz-Szene.
Unter anderem musizierte er mit Sonny Rollins, Herbie Hancock und Wynton
Marsalis. Hervorzuheben ist aber sein Maßstäbe setzendes Duo
mit dem Gitarristen Jim Hall. Ihr gemeinsamer Erfolg (nicht etwa nur
die Tatsache, dass zwei Musiker Veranstalter weniger kosten als größere
Bands) ist sicher einer der Gründe dafür, dass sich ab den
70er-Jahren Duo-Formate im Jazz zunehmender Beliebtheit erfreuten. Ab
1972 arbeitete Ron Carter immer häufiger als Leiter eigener Gruppen.
In ihnen kam gern der sogenannte Piccolo-Bass zum Einsatz. Dieses Instrument,
dessen Saiten wie beim Cello auf c, g, d und a gestimmt sind, ist etwa
dreiviertel so groß wie ein Bass und kann die Töne wesentlich
länger halten als ein Bass. Manchmal beschäftigte Ron Carter
einen zweiten Bassisten, um selbst mit dem Piccolo-Bass an die Frontline
zu gehen. Pädagogische Tätigkeiten, verstärkte Beteiligung
an klassichen Projekten, aber auch vertieftes Interesse an brasilianischer
Musik kennzeichnen die letzten Jahre. Marcus A. Woelfle |
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