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Prag, Juli 2008, im renommierten Jazzclub „AghaRTA“: Drei Jazzdozenten des dortigen Konservatoriums musizieren in den Kellergewölben des Lokals. In der Pause entsteht ein Gespräch, der Autor wird gefragt, wo er herkommt. Aus der Gegend von München. Ob er Kurt Maas kenne, so die spontane Frage des Bassisten.
Man muss Kurt Maas kennen, wenn man in der Jazzszene aktiv ist. 65 ist er vor kurzem geworden, aufs Altenteil zieht er sich noch lange nicht zurück. Jüngst eröffnete er in Feldafing am Starnberger See einen neuen Vertrieb für Jazzmusik und mehr oder weniger verwandte Klänge. In lichten Räumen werden von seinen Mitarbeitern zahllose Titel vertrieben. Wie viele es sind, ist eigentlich uninteressant. Selbst wenn jemand im Laufe seines Lebens zwölf Stunden täglich alle Angebote vom Salonorchester bis zur Combo durchspielt, wird das Bewältigen des Repertoires eher eine Frage der Lebenserwartung. Das Gebäude sei in dieser Form sein Traum, so Maas, den ein Architekt nach seinen Vorstellungen verwirklicht habe. Träume hatte der Franke mit böhmischen Wurzeln des Öfteren gehabt. So wollte er nach seiner Ausbildung am Trossinger Hohner-Konservatorium und Studien am Berklee College of Music in München – mit Unterstützung der Amerikaner – vor über 35 Jahren eine vergleichbare Einrichtung auf privater Basis errichten. In Deutschland scheiterte ein derartiges Unterfangen aus zahlreichen bürokratischen Gründen: Studierende hätten kein BAföG bekommen, eine Bezuschussung der Einrichtung durch die öffentliche Hand wäre undenkbar gewesen. Also machte sich Maas auf den Marsch durch die Instanzen. Er begann zu einer Zeit, als der Begriff „Negermusik“ als Jazz-Synonym erst langsam verblasste, am Richard-Strauss-Konservatorium zunächst in kleinem Rahmen, bevor der Nachfolger von Peter Jona Korn, Martin Maria Krüger, geprägt von seiner Würzburger Zeit, einen eigenen kompletten Studiengang Jazz einrichtete. Daneben betreute Maas 25 Jahre lang an der Hochschule für Musik und Theater Generationen von Schulmusikern in den jazzharmonischen Grundlagen und im schulpraktischen Klavierspiel. Früchte seiner pädagogischen Arbeit sind unter anderem Harald Rüschenbaum, Claus Reichstaller, Franz Baumann oder Thomas Zoller. Von der von Maas geleiteten Jazzabteilung des Konservatoriums profitiert die süddeutsche Jazzszene auch im Mekka Burghausen seit Jahrzehnten. Musikalisch hat Maas seine Schäfchen ins Trockene gebracht. Ihm selbst geht es – auf Bayerisch gesagt und auf eigenen Wunsch – oft „nass rein“: Er liebt den Starnberger See und schwimmt dort morgens, soweit es das Wetter irgendwie zulässt. Etwas mehr Zeit hat er mittlerweile dafür, auch wenn ein Rückzug aufs Altenteil noch in weiter Ferne liegt. Nachfolger im eigenen Haus stehen noch aus: Sein Sohn aus erster Ehe strebt ins Finanzmanagement, die Kinder aus zweiter Ehe gehen noch zur Schule und frönen eher altersgemäßen Hobbys wie dem Fußball. Mit einem „Tribute und Farewell“ wurde Maas Anfang des Jahres von der Bigband des Konservatoriums, den McSingers, Dozenten und Gästen in gebührendem Rahmen und mit den Klängen, die er am Konservatorium geschaffen hatte, verabschiedet. Die CD wäre es von ihrer Qualität und Vielfalt her wert, in Maas’ Angebot aufgenommen zu werden, falls er sein Abschiedsgeschenk mit anderen Jazzfreunden teilen will. Niko Firnkees
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