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Mitte November war der Pianist Lorenz Kellhuber für neun Tage in New York. Jede Nacht hörte er vier, fünf Stunden Jazz, und tagsüber nahm er bei Koryphäen wie dem Pianisten Fred Hersh und Aaron Goldberg oder dem Schlagzeuger Ari Hoenig Unterricht. Wieder im Lande, genauer in Berlin, wo der Regensburger Pianist seit 2006 am Jazz-Institut studiert, sagt er: „Nach dem Studium möchte ich für drei, vier Monate nach New York und Stunden nehmen. Am liebsten würde ich mir einen Lehrplan selber zusammenstellen.“ Für einen 18-Jährigen normalerweise ein unerfüllbarer Wunschtraum, nicht so für den Newcomer Lorenz Kellhuber. Er wird sein Studium nächstes Jahr, im Alter von 20 Jahren beenden. Doch seine Profikarriere hat schon lange begonnen. Klavier spielt er seit seinem fünften Lebensjahr, zunächst erhielt er Unterricht bei Brigitte Schmid, Klavierdozentin an der Regensburger Hochschule für Kirchenmusik, dann in München bei Professor Franz Massinger. „Ich profitiere davon, dass ich Klassik gemacht habe. Ich versuche von der Klassik viel vom Klang mitzunehmen. Der wird beim Jazz oft vergessen.“ An klassischer Literatur bevorzugt er bis heute die Romantiker Brahms und Liszt. Zum Jazz kam er relativ spät, vor etwa vier Jahren. Damals war der amerikanische Pianist Rob Bargad für ein Jahr nach Regensburg gekommen. Von dem bekam er seinen ersten Unterricht in Sachen Jazz. Die erste Begegnung mit dem Jazz hat er jedoch seinem Vater, Martin Kellhuber, zu verdanken – ebenso wie seine Mutter ein Kirchenmusiker und Konrektor der Kirchenmusikhochschule Regensburg. Der war in der Nähe von Burghausen aufgewachsen und hatte als ganz junger Bursche viele Größen des Jazz auf der damals noch jungen und innovativen Internationalen Jazzwoche Burghausen miterlebt. Seine Schallplattensammlung mit Musik von Count Basie und vielen anderen tat ein übriges. Die Profikarriere scheint für Kellhuber vorgezeichnet, aber noch studiert er an der Berliner Hochschule der Künste: die ersten vier Semester bei Wolfgang Köhler, seit dem Wintersemester 2008/09 bei Hubert Nuss, einem Pianisten, der sowohl in der Welt des Modern Jazz zuhause ist, als auch in der von Olivier Messiaen. Eine Analogie gewissermaßen zu Kellhuber, der sagt: „Klassik spielen ist mir heute noch wichtig.“ Nach seinen Vorbildern gefragt nennt er Keith Jarrett oder Miles Davis. Seine Lieblingsbesetzung ist das Trio: in der Klassik Klavier, Geige und Cello, im Jazz Klavier, Bass und Schlagzeug. Es überrascht nicht, wenn Kellhuber sagt: „Meine Wunschpartner für ein Klaviertrio wären Gary Peacock und Jack DeJohnette, oder Larry Grenadier (b) und Jorge Rossy (dr) vom alten Brad Mehldau Trio.“ Für eine Demo-CD stellte Kellhuber sein eigenes erstes Traumtrio zusammen: Am Bass Marc Muellbauer, der auch im Klaviertrio von Julia Hülsmann spielt, und am Schlagzeug Andi Haberl, bekannt aus der jungen experimentellen Szene, aber auch in der Band von Konstantin Wecker unterwegs. Stücke wie „Alone together“, „Ana Maria“, „Coral“, „Moon and Sand“, „Falling in Love with Love“ oder „So tender“ zeigen das Spektrum des jungen und vielversprechenden Klavierspielers. Im Gegensatz zu manchen Twens, die – ihm an Jahren weit voraus – doch bereits seine Vorbilder sein könnten und ihr Material aus Rock, E-Musik, Pop oder Schlager gewinnen, bevorzugt Kellhuber die guten, alten Standards. Warum? Die Antwort kommt ohne Zögern: „Standards sind das Schwerste und das Schönste, was es im Jazz gibt. Sie sind unerschöpflich. Mein Favorite momentan? – ‚Dolphin dance‘ von Herbie Hancock.“ Andreas Kolb |
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