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Der Name Essen kann längst in einem Atemzug mit Berkeley, Köln
oder Hilversum genannt werden, wenn es um führende Talentschmieden
in Sachen improvisierter Klänge geht. Seit 1984 machten sich der
Komponist und Bandleader Peter Herborn zusammen mit Thomas Hufschmidt
dafür stark, den Jazz als eigenen Studiengang in die Lehrpläne
der Folkwang-Musikhochschule aufzunehmen. Im Wintersemester 1988 schrieben
sich dann die ersten angehenden Diplom-Jazzmusiker in Essen-Werden ein.
Zwei Jahrzehnte danach durfte nun gefeiert werden. Mit prominenten Gästen,
die – phasenweise gemeinsam auf der Bühne der Essener Philharmonie
vereint – dem Jazzstudiengang am renommierten Ruhrgebietskonservatorium
ein absolut würdiges Geburtstagsgeschenk erwiesen: Der britische
Pianist John Taylor und der Trompeter Markus Stockhausen haben vielfältige
Bezüge zu dieser 1988 offiziell gegründeten Institution. Vorbildhafte
Ausstrahlung auf viele jüngere Künstler, die mittlerweile längst
ihr Folkwang-Studium absolviert haben, ist ohnehin satt vorhanden. Und Taylors Trio hob den Abend im Essener Konzertsaal sogleich auf Ausnahme-Nivau: Auf Samtpfoten tasteten sich John Taylor, Palle Danielssohn (Bass) und Martin France (Schlagzeug) in ihr sphärisch dahinfließendes Spiel hinein. Hitzig tobten modale Spannungsgeflechte, setzten lyrische Passagen intensive Gefühlswogen frei. Alles wird hier genährt von Taylors unerschöpflichem Ideenreservoir, mit dem er Töne zu beredten Figuren modelliert, harmonische Farbtupfer setzt und Momente voll mysteriöser Spannung kreiert. Dann definierte Markus Stockhausen als jazz-basierter Trompetensolist zusammen mit dem Folkwang-Streichorchester die Gattung eines genreübergreifenden Solokonzerts auf faszinierende Weise neu. Mit betont fahlen, von Chromatik durchtränkten und zuweilen an Bartók erinnernde Orchesterfarben boten die Streicher eine Konfrontationsfläche für Stockhausens expressive Fanfaren-Linien, die er auf Flügelhorn, gestopfter und alterierter Trompete abfeuerte. Und schließlich lenkten Taylor und Stockhausen die Richtung für Ansgar Striepens Bigband, die sich ebenfalls in Bestform präsentierte. Sie kochte mit rollenden Synkopen-Grooves die temperamentvollen Duelle der Solisten auf Höchstlevel hoch, schüttete ekstatische Klangmassen aus. Allein – dieser Abend hätte mehr Publikum verdient. So sehr, wie im Essener Konzertsaal die Folkwang-Jazzer weitgehend unter sich blieben, so sind diese es im Musikleben glücklicherweise schon längst nicht mehr! Stefan Pieper |
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