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Jazzzeitung
2003/06 ::: seite 17
rezensionen
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Bernhard G. Hofmann: Arrangement & Orchestration (Das A &
O für Arrangeure und alle, die es werden wollen), Alfred Publishing,
319 Seiten, mit CD (50 Min.), Euro 49,80
Auf dem Cover steht viel, im Buch steht viel, auf der CD ist viel. Erster
Eindruck: rein quantitativ überzeugend. Und was bietet uns der Inhalt?
Wie es scheint, eine Menge Gutes. Jedes Kapitel wäre eine eigene
Besprechung wert. Um es komprimiert vorwegzunehmen: Hier werden die Techniken
des Schreibens für Combo im Jazz, Rock, Pop, Soul, Fusion und Latin
im Detail vorgestellt. Und zwar vor dem Hintergrund der Jazz-Rhythmik,
-Melodik, -Harmonik und -Klangfarben. Dabei sprechen wir hier bereits
über die neu überarbeitete, verbesserte Version der 93er Erstausgabe,
die in der Zwischenzeit in der Praxis der Jazz & Rock Schule Freiburg
auf Herz und Nieren geprüft wurde.
Beim Einstieg ins Thema helfen das sensationell umfangreiche und übersichtliche
Inhaltsverzeichnis und das entsprechend üppige Stichwortverzeichnis,
das sogar zum kuriosen Suchwort „Zweck der Musik“ einen Eintrag
hat. Für das (Stil-übergreifende) erfolgreiche Training im Arrangieren
setzt der Autor neben der Aufforderung zum „Hören, hören,
hören“ (nothing beats the real thing) allgemeine Musik- und
Notationskenntnisse voraus – bitte unbedingt! Noten- und Pausenwerte
sind im Kapitel „Rhythmik“ zwar von Null an erklärt,
aber wer sich das erst einverleiben muss, denkt wahrscheinlich noch nicht
wirklich ans Orchestrieren. Mit Fleiß und gutem Willen geht’s
aber in jedem Fall voran. Für den Autor dürfte es bei diesem
so umfangreichen Werk schwer gewesen sein, vorab die Reihenfolge der Kapitel
festzulegen. Die Praxis zeigt ja doch immer, dass jeder anders damit arbeitet.
Derjenige, der schnell praktisch arrangieren, komponieren oder orchestrieren
möchte, wird sich möglicherweise nur ungern durch die Theorie
der Tritonus-Substitution, Modal Interchange und funktionsharmonische
Analyse quälen. Und trotzdem: All diese Bausteine setzen sich zu
einem umfassenden Gebilde, man könnte sagen: Arrangement, zusammen,
in dem die Elemente jederzeit individuell gewichtet und variiert werden
können. Ganz nach Laune, Anforderungen und Fähigkeiten. Das
Arrangieren am PC wurde hier ausdrücklich ausgeklammert, da dieses
umfangreiche Thema eine eigene Veröffentlich bräuchte. Im Angebot
dieser Ausgabe sind folgende Themenbereiche: Instrumente (21 Seiten; Holz-,
Blech-, Tasten-, Saiten-, Schlaginstrumente), Rhythmik (19), Harmonik
(47), Melodik (23), homophone Satztechniken (62), kompositorische Bearbeitung
(36), Notation (35), Konzeption und Ausarbeitung eines Arrangements (11),
plus Anhang, etwa mit der zusätzlichen praktischen Hilfestellung
„Einführung in das Schreiben für Big Band, Blasorchester,
Streicher und Sänger“ (11). In Aufbau und Gesamtausrichtung
mündet das Buch logisch in das inoffizielle Hauptkapitel: Die Konzeption
und Ausarbeitung eines konkreten Arrangements muss einfach sein in diesem
Buch, erfreulicherweise demonstriert an einem langen Beispiel-Arrangement.
Es beginnt mit praktischen Überlegungen: Wer wird spielen? Besetzung?
Zweck des Arrangements? und schreitet nach dem Studium des Originals (Hören
der Original-Aufnahme, Transkription und Analyse et cetera) und Planung
des formalen Designs (Entwurf einer Formskizze) schließlich zur
Tat im abgedruckten Arrangement. Kann natürlich nur ein Leitfaden
sein für die individuelle Arbeit. Dem einen oder anderen mögen
einzelne Themen nicht umfassend genug sein; hier offenbart sich zugleich
wieder mal ein universaler Grundsatz: individuell ergänzen, abwandeln,
ausdehnen, kürzen, eben kreativ sein, darauf kommt’s (auch)
an. Und wer im Selbststudium mit dem Buch nicht immer zurechtkommen sollte,
kann sich mit einem Lehrer oder anderen Arrangierfreudigen zusammentun.
Fazit: Sehr praktisch orientiert, inhaltlich fundiert, mit ausreichend
theoretischem Hintergrund; durch zahlreiche Beispiele und Abbildungen
nicht zu textlastig gesetzt. Die beiliegende CD bietet auf 77 Tracks über
100 Hörbeispiele zu den einzelnen Themenbereichen und ist sehr gut
und abwechslungsreich von Big-Band-Musikern eingespielt. Man könnte
das Buch in einer nächsten Auflage durchaus mit zusätzlichen
Blöcken Notenpapier, Stift und Radiergummi als Paket anbieten –
nahe läg’s, hier wird so viel gearbeitet. (Wahrscheinlich lag
es an den üblichen Turbulenzen des Redaktionsschlusses, dass im Text
Details wie dreierlei Schreibweisen von „Kontrabass“ auftauchen.
Wird beim nächsten Mal sicher jemand ein Auge drauf werfen. Eventuell
auch mit einem Hinweis auf den „Double Bass“?) Der Autor Bernhard
G. Hofmann, Jahrgang 1965, ist seit 1995 künstlerischer Leiter der
Jazz & Rock Schule Freiburg. Seine Arbeiten als Komponist und Arrangeur
umfassen ein stilistisch breit gefächertes Spektrum: Werke für
Sinfonieorchester, Blasorchester, Chor, Big Band, Jazz-, Latin-, Funk-
und Soul-Bands. Außerdem ist er als Studio- und Live-Musiker sowie
als Workshop-Dozent gefragt.
Monika Krämer
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