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Obwohl die Band nur aus zwei Musikern besteht, tourt sie im großen Bus. Der ist nötig zum Transport eines umfangreichen elektronischen Instrumentariums, in das die beiden eingebaut sind. Die Bühne als Maschinenpark. Vorn leucht das Apple-Notebook, diverse Gerätschaften blinken, Synthesizer und Dioden, Touchscreens und Loops, Samples und im Zentrum eine futuristische E-Trommel. Soundsystem nennt sich das Unternehmen Headfake im Untertitel. Es ist in diesem März unterwegs durch Europa und machte am Dienstag Station im Leipziger Jazzclub „Spizz“. „Hallo Laipsisch“, kam aus den Boxen, der Bass ließ das Zwerchfell vibrieren, knochentrockne Drums schlugen hart auf den Punkt und die Beine wippten. Sofort und anhaltend. „CIA, FBI, CNN: Terrorism“. Ist das Reggae? Punk? Es ist egal. Es ist laut und gut. „And We Trance ...“ Headfake sind der Bassist Doug Wimbish (46) und der Schlagzeuger Will Calhoun (39), zwei farbige Amerikaner mit langen Rastas. Beide haben eine weite Geschichte als gesuchte Rhythmussektion, als Solisten, als Bandleader, als Gastmusiker bei der Creme populärer Musik, als Grenzgänger zwischen HipHop, Drums & Bass, World, Pop, Jazz und Ambient. Obwohl sie als Rückgrat der legendären Rockband Living Colour einst CDs in zweistelliger Millionenhöhe unter die Leute brachten, darf man von ihnen keine Reproduktionen des Alten erwarten. Wimbish und Calhoun sind auf der Höhe der Zeit, indem sie mit modernen Sounds spielen. Und sie stehen meilenweit über dem Durchschnitt der gängigen Elektronikfrickler, weil sie ihr vorproduziertes Material durch exzellente Livemusik beseelen. Der Bass kreischt in den höchsten Lagen, das Schlagzeug treibt und treibt. Und es findet in einem langen Solo zu den eindringlich-archaischen Rhythmen Afrikas, über die der Bass irgendwann gediegen warme Improvisationslinien legt. Plötzlich sind zwei Großstadtschamanen bei ihrer Startrampe Jazz. Zurück in die Zukunft. Okay Computer. Ulrich Steinmetzger |
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