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Die Klazz Brothers sind vor allem eins: begnadete Entertainer, Verblüffungskünstler. Was zunächst bieder und nicht sonderlich originell klingt, die „Verjazzung“ von Klassikern, die Verwandlung von Kunst- in Gebrauchsmusik, die Wiederentdeckung von Straßenhits im längst endgelagerten Kulturgut, dem geben sie einen schrägen Dreh: Mozart und Beethoven, ja sogar Bach und Schubert waren, wenn sie komponierten, Kubaner, der Rhythmus steckte ihnen im Blut, die Noten in ihren Partituren bestanden aus Tanzbeinen, ja selbst das Ungarn des Herrn Brahms war in Wahrheit eine Insel — und im heißen Wind wehten nicht die Paprikastauden, sondern die Palmen. Heiß war es auch im Leeren Beutel, der bei diesem Fusions- und Verbrüderungskonzert so voll wie selten war. Und bis auf ein paar jugend-ernste Vertreter der reinen Lehre schienen alle glücklich, wenn die legendäre 40. Sinfonie des Früh-Punk aus Salzburg plötzlich mambozart daherkam. Selbst der Skeptischste bekam im Verlauf des Konzerts mit, was die Klassiker zu bieten haben: herrliche Jazz-Themen, die zur Variation und Improvisation einladen und sich mit beseelter karibischer Percussion zum tropischen Event verbinden. Merkwürdigerweise funktioniert das, was „live“ mitriss und alle Bedenken wegswingte, auf der Sony Classical-CD der Klazz Brothers bei weitem nicht mehr so gut. Da wird aus dem best of der Klassik-Themen ein mal mehr, mal weniger inspiriertes easy listening, bei dem man sich vor allem eins wünscht: die seligen Klazz Brothers-Schunkler möchten am Ende den Mut zur Entdeckung finden, dass die noch nicht zu Ende verjazzten und kubanisierten Originale von Beethovens Fünfter von Bachs Air komplexer und lebendiger sind als diese Instant-Versionen vom CD-Discounter. Helmut Hein |
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