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Viele schwarze Musiker hatten ihre Lehrjahre in Rhythm & Blues Bands und mit diesem Fundament entwickelten sie sich bis in die Avantgarde (wie z.B. John Coltrane). Der Tenor-Saxophonist Eddie Chamblee blieb aber während seiner gesamten musikalischen Laufbahn seinen Wurzeln treu und überwiegend in R&B Bands, unter eigenem Namen und als Sideman. Das hinderte ihn aber nicht daran, viele Jahre mit Lionel Hampton in dessen verschiedenen Orchestern zu spielen. Hampton‘s Musik war ja auch stark von Blues und Boogie beeinflusst, und das Saxophon von Eddie Chamblee war hier genau am richtigen Platz. Lange war er auch ein wichtiger Solist in den Begleitbands von Dinah Washington, mit der er zu der Zeit verheiratet war. Dadurch kam er auch zu dem Label EmArCy und konnte zwei Alben mit einer eigenen Band aufnehmen. Eines davon ist: Eddie Chamblee and his Orchestra: Doodlin (EmArCy MG 36131) Eddie Chamblee and his Orchestra: Doodlin (EmArCy MG 36131) Fünf der Musiker kommen aus Chicago und haben teilweise schon bei Sun Ra gespielt, sind also durchaus Avantgarde verdächtig. Die Musik dieser LP ist aber swingender Jazz mit einem kräftigen Schuss R&B. Schon Doodlin‘, von Horace Silver, beginnt mit einer rockigen Boogie Figur, um dann ins Thema überzugehen. Hier zeigt sich schon die gelungene Mischung von typischen R&B-Elementen und den erstaunlich modernen Soli der wesentlich jüngeren Mitglieder der Band. Priester, Wilson und Slaughter sind gerade mal 23, 22 und 24 Jahre alt. Back Street, eine von zwei Eigenkompositionen des Bandleaders auf dieser LP, ist ein typisches Beispiel für die Jump-Musik, wie man sie von Eddie Chamblee kennt und auch erwartet. Ganz anders klingt Stardust von Hoagy Carmichael. Im ersten Teil ist dieser Titel die wunderschöne Ballade, als die sie geschrieben wurde. Das Saxophon trägt die Melodie und die übrigen Bläser geben einen melodischen Hintergrund. Dann wird das Tempo verdoppelt, aus der Ballade wird eine Jump-Nummer und Chamblee singt einen launigen Text mit einer Verbeugung vor dem Komponisten . Robbin‘s Nest, ein Titel, der viel von Bebop-Musikern gespielt wurde, hat auch hier durchaus Bop-Feeling. Ganz anders Duke Ellington‘s Solitude. Die typische Stimmung des Stückes wird sehr gut getroffen. Das liegt aber vor allen Dingen am Arragement von Eddie Chamblee. Alle Stücke der LP wurde von Chamblee arrangiert und sie klingen erstaunlich modern. Obwohl es sich nur um ein Septett handelt, ist der Sound oft wie der einer kleinen Bigband. Long Gone, die zweite Komposition von Eddie Chamblee, beginnt mit einer Pianofigur wie von Meade Lux Lewis, und ist wieder ein typischer R&B Titel. Auch Strollin‘ Sax ist, wie es der Name schon vermuten lässt, ein echtes Vehikel für das rockige Spiel von Eddie Chamblee. Es fällt übrigens in allen Titel auf, das Chamblee seiner R&B geschulten Spielweise treu bleibt. Im Gegensatz zu Trompete, Posuane und Bariton, deren Soli wesentlich moderner klingen. Ein echtes Bebop-Schlachtross ist das von Buck Clayton als Co-Autor geschriebene „Lester Leaps In“, das auch hier als richtige Bop-Nummer vorgestellt wird. Den einzelnen Soli werden Bop-Riffs unterlegt. Fip Ricard und Charles Davis spielen in bester Bop Tradition. Die letzten beiden Titel der LP, „Swing A Little Taste“ und „Village Square“ sind eher verhaltene Nummern. Alle Musiker haben Ihre Soli, aber sie bestechen vor allen Dingen durch die interessanten, sehr modern klingenden Arrangements. Noch eine kleine Anmerkung am Rande. Aufgefallen ist mir die Platte in einem Antiquariat durch das Cover. EmArCy hat zwar immer eine interessante Gestaltung der LP-Hüllen gehabt und die Musik war meist ebenso spannend. Abgebildet sind die Musiker in Aktion, und daneben steht eine elegante Lady in Dirigenten-Pose, und das ist keine Geringere als Dinah Washington. Ich konnte zwar schnell feststellen, dass sie auf der Platte gar nicht mitwirkt, aber es ist doch sehr nett, wenn Eddie Chamblee seine Ehefrau wenigstens mit auf das Cover nahm. Manfred Scheffner |
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