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Live-Jazz verbindet man gemeinhin mit den großstädtischen Metropolen New York, London, Paris, in Deutschland die „Jazzstädte“ Berlin, Köln, Frankfurt und München, die sich gerne mal als mehr oder weniger heimliche Jazzhauptstadt sehen. Hier gibt es die bekannten großen und kleinen Clubs, das eine oder andere bedeutende Festival, hier machen die eher seltenen Tourneen der Jazzstars Station. Ausnahmen wie Burghausen und Moers scheinen die Regel zu bestätigen. Doch blüht, für die breite Jazz- Multiinstrumentalist Jiri Stivin trat bereits zusammen mit Ali Haurand bei „JazzIt“ auf. Foto: Godehard Lutz Die Jazzzeitung möchte in einer losen Serie Clubs, Gemeinden, Vereine und Einzelpersonen mit ihren Jazzinitiativen vorstellen. Sie soll aufzeigen, wer und was hinter den Programmen auf dem mehr oder weniger flachen Land steckt und wo der Jazzfan auf Reisen fündig werden kann. Die Vorstellungen sollen durchaus auch dazu dienen, vielleicht einen Ausflug in die Natur und zur Kultur zu planen, der mit einem Jazzkonzert ausklingt, also sozusagen eine Jazzlandpartie zu unternehmen. Die erste führt heute nur an den westlichen Stadtrand Münchens, in die Stadt Germering und ihre Stadthalle, die auch mit der S-Bahnlinie 8 bequem zu erreichen ist. Dort gab es eine alte Jazztradition mit den Germeringer Jazztagen, die aber aus finanziellen Gründen vor vielen Jahren wieder verschwand. Als Medea Schmitt 2004 ihr Amt als Leiterin des städtischen Kulturamts und der wirtschaftlich selbständigen Stadthalle übernahm, vermisste sie den Jazz im Kulturangebot. „Außerdem halte ich es für wichtig, auch jungen Jazz zu fördern“, betont sie. Da traf es sich gut, dass sie in Germering durch Zufall ihren Studienkollegen Hans-Jürgen Schaal wieder traf. Sie konnte den ausgewiesenen Jazzkenner als künstlerischen Berater für die von ihr konzipierte Konzertreihe „JazzIt“ gewinnen, die es seit knapp fünf Jahren gibt. Der Wahl-Germeringer ist freier Rundfunk- und Presse-Journalist sowie Herausgeber und Autor verschiedener Jazzbücher, zum Beispiel des preisgekrönten Werks „Jazz Standards“ über berühmte Jazzkompositionen. Einige Jahre arbeitete er auch für das Münchener Jazz-Plattenlabel Enja Records und ist durch seine Tätigkeit bestens mit der lokalen wie internationalen Jazzszene vertraut. Ideale Voraussetzungen also für ein abwechslungsreiches und ambitioniertes Jazzprogramm, das HJS von Anfang an selbstständig auf die Beine stellt, „von der Auswahl der Acts bis zur Vertragsreife.“ „JazzIt!“ startete am 27. April 2007 mit einem Pilotkonzert des Aki Takase Quintetts mit dem Fats-Waller-Programm, das ein voller Erfolg wurde. Schaal: „Wir planten daraufhin eine erste Saison mit fünf Konzerten von Herbst 2007 bis Frühjahr 2008; die Abonnenten-Nachfrage war aber sofort so groß, dass wir schon beim ersten Konzert (Dusko Goykovich im Oktober) beschlossen, künftig zweimal fünf Konzerte pro Jahr zu machen und ein Halbjahres-Abo anzubieten.“ Das weitgefächerte Programm bietet eine große Bandbreite des modernen Jazz, von groovendem Mainstream-Jazz bis Avantgarde und World-Jazz. Die lange und beeindruckende Liste der bisherigen Konzerte reicht von Atzmon (& Orient House) bis „Vein“. Neben arrivierten Gruppen gastieren entsprechendem dem Konzept von „JazzIt!“ oft auch weniger bekannte, junge Musiker bei „JazzIt!“. Dabei kommen immer wieder mal Bands zum Zug, die in der CD-Reihe Next Generation von Jazzthing und Double Moon Records vorgestellt wurden, wie das Trio „tré“ aus der Schweiz, „Croomp“ mit der Salzburger Posaunistin Petra Kramphuber, das Lisbeth Quartett aus Berlin und das Münchener Benny Schaefer Trio. Zu den Höhepunkten zählten, auch für Schaal, Monk’s Casino mit Alex von Schlippenbach & Die Enttäuschung, Larry Coryell solo, Joachim Kühn solo, das Abraham Burton-Eric & McPherson Quartet, Jiri Stivin & Ali Haurand und Angelika Niescier & Sublim. Auch Michael Riessler & Jean-Louis Matinier, Conny Bauer & Nils Wogram, das Susi Hyldgaard Trio und Lisa Bassenge & Band fanden den Weg auf die Bühne der Stadtrandgemeinde. Für viele neu zu entdecken gab es zum Beispiel Jazz aus Österreich mit dem radio.string.quartet.vienna oder dem Andy Manndorff Trio, die vier Basssaxophonisten von Deep Schrott, das Mary Halvorson Trio aus New York und zum Jahresausklang das Lucien Dubuis Trio aus der Schweiz. „JazzIt“ gibt also einen sehr guten Überblick über die aktuelle Jazzszene. Nach welchen Kriterien sucht Schaal dabei die Bands aus? „Die stilistische Ausrichtung der Reihe zielte von Anfang an in den gemäßigt abenteuerlichen Bereich – also keine Swing-Nostalgie, aber auch kein reiner Free Jazz. Innerhalb dieser Grenzen kann aber so ziemlich alles vertreten sein, auch Funk-Jazz, World-Jazz und so weiter. Das Publikum ist in der Regel dankbar für neue Impulse und bereit, sich zu ‚bewegen’. Die Bands werden immer als Abo-Block zusammengestellt, das heißt, das gesamte Programm 2012 musste im Sommer 2011 bereits feststehen. Ich versuche natürlich, so einen Block möglichst abwechslungsreich zu gestalten - sowohl in der Besetzungsgröße (von Solo bis Quintett) und Instrumentation (nicht nur Klaviertrios), aber auch in der Stilistik, im Alter und in der Nationalität der Musiker.“ Und wen wünscht sich HJS für die Zukunft? „Ich habe unendlich viele Wunschkandidaten... und hoffe natürlich immer auf Gelegenheiten, trotz unseres beschränkten Etats ‚große Namen’ verpflichten zu können. Weil wir immer so früh buchen, ist das allerdings schwierig. Ob Europatourneen von US-Musikern tatsächlich stattfinden, weiß man selten lange im Voraus. US-Musiker extra einzufliegen, ist finanziell nicht drin. Kurzfristige „Schnäppchen“ (z.B. Off-Days in Tourneen) sind bei der langfristigen Planung auch nicht möglich. Gerne präsentiere ich neben den jungen Musikern auch ‚lebende Legenden’. Bei Charlie Mariano hat es leider nicht geklappt, er sagte das Konzert aus Gesundheitsgründen zweimal kurzfristig ab. Geklappt hat es mit Dusko Goykovich, Perry Robinson. Vielleicht wird‘s noch was mit Emil Mangelsdorff, Wolfgang Schlüter, Don Friedman, Richie Beirach... Fingers crossed!“ Die JazzIt!-Konzerte finden bei angenehmer Club-Atmosphäre im kleinen Amadeussaal mit Bistrobestuhlung für 200 Gäste, Kerzenlicht und Bewirtung statt. Wie im Club kennt man sich oft, denn die meisten Karten gehen an Stammgäste, die durch ihr (Halbjahres-) Abonnement für ein fast immer volles Haus sorgen. Das spricht für großes Vertrauen in die Programmgestaltung und macht eine zeitige Kartenbestellung ratsam. Auch 2012 finden wieder zehn Konzerte zum günstigen Preis statt, immer zum Auftakt des Wochenendes freitags, um zur für Jazzverhältnisse frühen Zeit um 19.30 Uhr. Man kann also auch Kinder mitnehmen und kommt rechtzeitig wieder nach Hause. Einzelheiten zu den Bands und ihrer Musik finden sich auf der Homepage www.stadthalle-germering.de. Das Jahres-Abonnement für zehn Konzerte kostet sensationell günstige 125 Euro. Einzelkarten gibt es jeweils eine Woche vor dem Konzert im Vorverkauf zu 18,50 Euro, an der Abendkasse für 20 Euro. Godehard Lutz Die Termin von „JazzIt! 2012“
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