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Rund um die Uhr, von früh um 10 bis abends gegen 20 Uhr, drehte sich alles um Musik. Darum, wie aus Skizzen ein vorzeigbares Ergebnis wird. 14 junge Frauen aus allen Teilen Deutschlands trafen sich das zweite Jahr in Folge zu einem Grundkurs in Sachen Komposition, Arrangement und Improvisation am Rande des Festivals „Women in Jazz“ in Halle. Foto: Eric Lieberwirth Einige als „Wiederholungstäter“, wie die Schlagzeugerin Eva Klesse, die extra aus Paris angereist war, oder die Sängerin Marion Fiedler aus Dresden. Die Jazzpianistin und Komponistin Julia Hülsmann war erneut als Dozentin dabei, freute sich schon Wochen vorher auf die am Ende genauso stress- wie ereignisreiche Woche und war begeistert vom „enormen Qualitätssprung” gegenüber der Erstauflage. Die Kursteilnehmerinnen waren mit unterschiedlichsten Voraussetzungen in Halle angereist. Einige, wie die Saxofonistin Julia Kriegsmann aus Bonn, konnten schon ein ganzes Paket fertiger Kompositionen vorweisen. Andere, wie der Geigerin Josefine Andronic aus Halle, betrat absolutes Neuland. „Ich schwanke immer noch ein bisschen zwischen Klassik und Jazz”, sagt Josefine, Tochter des stadtbekannten Schlagzeugers Stelian Andronic. Und so hatte sie dann auch nur eine ungefähre Vorstellung, wie aus einer fixen Idee ein Erstlingswerk entstehen könnte, noch dazu in der ungewöhnlichen Instrumentierung mit Flöte, Gesang, Geige sowie einem Rückhalt aus Klavier, Bass und Schlagzeug. Eine Woche lang zog sie sich immer wieder zum Proben an das Klavier auf dem Flur des Opernhauses zurück, fortlaufend Julia Hülsmann um Rat fragend. „Das für mich Wichtigste war, dass ich gelernt habe, Stimmungswechsel und auch mal ein paar Pausen in das Stück einzustreuen. So gesehen war der Workshop eine riesige Chance, meinen Horizont zu erweitern und neue Fertigkeiten zu entdecken”, sagt die junge Geigerin. Zum Workshopkonzert im Händelhaus trug sie dann unaufgeregt, fast schon professionell, ihr Stück vor, dass sie Bernate getauft und ihren Großeltern gewidmet hatte. Trotzdem ist sie auch nach dieser Woche immer noch unentschieden, wohin ihr künftiger Weg führen wird, weiter in Richtung Klassik oder doch mehr in die jazzige Ecke, die immer noch ein weit zu erforschendes Feld ist. „Ich freue mich jetzt erst einmal auf den lange geplanten Urlaub, vielleicht hilft mir das bei der Entscheidungsfindung”, sagt Josefine. Ein Stück weiter war da schon die Saxophonistin Julia Kriegsmann, die sich von einer Reise ins kalte, winterliche Rom inspirieren ließ, und eine Komposition über ein dort ungewöhnliches Schneegestöber schrieb. „Ich hatte schon eine ziemlich genaue Vorstellung, wie das am Ende aussieht, es sollte an meine musikalischen Vorbilder Kenny Wheeler und Seamus Blake angelehnt sein”, sagte Julia. Da sie schon reichlich Erfahrung im Komponieren hatte, war das Stück schnell fertig. Es wurde am Ende viel rasanter und feuriger als geplant, zu danken war das der Saxophonistin Angelika Niescier, der zweiten Dozentin des Workshops in Halle. Weil das mit dem Komponieren so schnell von der Hand ging, belegte dann Julia Kriegsmann praktisch noch einen Extrakurs. „Es wurde so etwas wie ein Bandworkshop. Ich habe genau zugehört, was die anderen Kursteilnehmerinnen sich so ausgedacht hatten, und dann versucht, mich in ihre Stücke einzubringen. Das war der eigentliche Gewinn der Woche in Halle”, sagt sie. Dazu hat sie viel in Sachen Bühnenpräsenz gelernt, von Angelika Niescier, vor allem aber vom Anne Lieberwirth Trio, das aus den USA zum Festival und zum Workshop angereist war. „Die Lockerheit, die vor allem der Gitarrist Jake Hertzog, bei jeder Probe an den Tag legte, die hat mir bislang noch gefehlt”, freut sich Julia Kriegsmann. Und die hat sie bestärkt, ihren künftigen Weg weiter und noch konsequenter als bislang im Jazz zu gehen, um damit Geld zu verdienen. „Es gibt in Europa unendlich viele Möglichkeiten, ich werde es ausprobieren”, verspricht sie. 14 junge Frauen aus den verschiedensten Musikhochschulen Deutschlands haben am Ende des Workshops im Händelhaus in Halle ebensoviele eigene Stücke vorgestellt, 14 Welt-Uraufführungen sozusagen. Ganz ohne Konkurrenzdruck. „Um den Nachwuchs im Jazz muss uns nicht bange sein”, sagte Julia Hülsmann abschließend. Dass dem so ist, darin hat die erfolgreiche Pianistin einen ganz entscheidenden Anteil. Gottfried Schalow
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