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Nicht nur eitel Freude herrscht bei den Machern des Moers-Festivals angesichts der kommunalen Spar-Debatten am Niederrhein. Denn das alljährliche Festival für kreative Musik steht zur Disposition – und ist zugleich ein internationales Aushängeschild. Aktuell hat Reiner Michalke die vereinbarten Sparvorgaben eingehalten. Darauf verwies der Festivalleiter beim Pressegespräch zur Programmbekanntgabe. Dass dies nicht zu Lasten des künstlerischen Profils gehen soll, zeigt die Auswahl der Musiker und Bands für das vom 25. bis 27. Mai stattfindende Festival. Am vierten Tag soll – wie schon für letztes Jahre geplant – Helge Schneider einen „Heimatabend“ im Festivalzelt im Schlosspark bestreiten. Carla Bley. Foto: Bill Strode/Moers Eine große Gestalt der Jazz-Historie ist zu Pfingsten gleich zweimal zu erleben: US-Pianistin Carla Bley kommt im Trio mit Steve Swallow und dem Saxofonisten Andy Shepphard. Und es gibt die Uraufführung von Carla Bleys neuen Jazz-Oper „Une Lection Francaise“ für Bigband und Chor. Ein anderer Großer ist der Funkgitarrist James Blood Ulmer, der in großer Besetzung die Tanzbeine in Bewegung bringen will. Aber das Moers Festival bezieht seine weltweite Ausstrahlung ja nur zum Teil über etablierte Namen. Reiner Michalkes Forschungen nach neuen Trends hat auch unmittelbar vor der Haustür Früchte getragen: Schlagzeuger Jonas Burgwinkel und Bassisten Robert Landferman kommen aus dem Ruhrgebiet und sind zurzeit eine der heißesten Rhythmusgruppen im Lande. Für feine leise Klänge ist Moers ebenso ein Markenzeichen: Das Spiel des US-Cellisten Erik Friedlander illustriert eingeblendete Bildsequenzen von Traum-Landschaften in den USA – sein Vater war ein berühmter Fotograf. Ordentlich das Festzelt aufmischen will die Saxofonistin Ingrid Laubrock, die zurzeit als „Improvisor in Residence“ am Niederrhein weilt. Neue Formationen aus Frankreich und New York sowie die frei improvisierten Vormittagsprojekte, Nachtsessions und Konzerte im Dunkeln wollen die Gegenwart – nicht nur – des Jazz hautnah abbilden. Die Inuit Sängerin Tanya Tagac aus dem ganz hohen Norden Kanadas vollführt die spirituelle Kunst des Throat Singing. Und das „Myanmar meets Europe“-Projekt schickt sich an, die faszinierende Musikkultur Südostasiens einem großen Publikum erfahrbar zu machen. Es geht also wieder einiges bei dieser 41. Festivalausgabe. Was hinreichend belegt, dass dieses Kulturereignis viel mehr ist als ein „überflüssiges Nischenfestival“, wie es von einigen wirtschaftlich denkenden Kommunalpolitikern unlängst abqualifiziert wurde. Dieser Einsicht folgt – neben den zahlreichen privaten Förderern – auch das Land NRW, das seinen Zuschuss in diesem Jahr erhöht hat, um die von Michalke einzusparenden Beiträge wieder aufzufangen. Stefan Pieper |
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