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Aufatmen. Nachdem viele Zuhörer sich im Matinee-Konzert des japanischen Performers Hoppy Kamiyama kürzlich irritiert zeigten, gab es beim BMW Welt Jazz Award nun wieder „richtigen“ Jazz zu hören. Gespielt hat ihn das Trio des New Yorker Pianisten Dan Tepfer. Das Dan Tepfer Trio beim BMW Welt Jazz Award. Foto: Ssirus W. Pakzad Komisch, dass man ihn hierzulande noch nicht kennt, diesen jungen Mann, der in der Stadt der Liebe zur Welt kam und im Big Apple lebt. Dabei hat er in Deutschland schon mal im Duo mit dem legendären Altsaxophonisten Lee Konitz getourt und seine Vita ist so imposant, dass man in der Heimat seines Lieblingsmusikers Johann Sebastian Bach längst etwas von ihm gehört haben müsste. So gewann Dan Tepfer 2006 in Montreux die Solo Piano Competition gegen heftige Konkurrenz und auch die „American Pianists Association“ zeichnete den Klavierspieler aus. Der arbeitete bereits mit namhaften Dirigenten, tat sich an Elite-Anstalten wie der Royal Academy of Music als Pädagoge hervor, studierte nebenher mal eben Astrophysik (mit Abschluss natürlich) und veröffentlichte in kurzer Folge mehrere Alben, von denen es manch eines in Top-Ten-Listen amerikanischer Kritiker schaffte. Zu allem Überfluss ist der Kerl, das mussten wir von der launigen BMW Welt Jazz Award-Moderatorin Beate Sampson erfahren, auch noch ein Mädchenschwarm. Ist ja widerlich. Nicht alles auf dieser Welt ist gerecht verteilt. Mal ganz im Ernst: den Erfolg hat sich Dan Tepfer mit intensiver Arbeit redlich verdient. So macht sich der 30-Jährige, der über eine solch schöne Anschlagskultur verfügt, mit der unermüdlichen Annäherung zweier Welten verdient. Ein Tepfer Kurs: Bach swingt plötzlich und lässt sich auf neoromantische Anwandlungen ein, und aus einer mit leichtem Unbehagen Miles Davis zugeschrieben Komposition macht der Pianist eine ganz neue „Solar“-Anlage, die auf klassischen Strukturen fußt. Sogar die Goldberg-Variationen hat er umgedeutet und variiert; er bricht die Formstrenge im Konzert immer wieder auf, indem er Bachs Noten mit pointierten Improvisationen anreichert, die den Zeitfluss ändern und sich harmonisch in andere Welten bewegen. Die Grenzen zwischen Original und Originellem sind sehr fließend. Ovationen. Wie soll man Tepfer einordnen? Vor allem in der Unabhängigkeit, mit der er beide Hände einsetzt, mit der Kontrapunktik in Phasen seines Spiels wirkt er wie ein kleiner Bruder Brad Mehldaus. Aber er eifert ihm nicht unangenehm aufdringlich nach, sondern bewahrt sich gewisse Eigenheiten. Die kommen im Zusammenspiel mit dem aus Peru stammenden und selbst in höchsten Lagen verblüffend intonationssicheren Bassisten Jorge Roeder sowie dem sensiblen (ursprünglich aus Ungarn stammenden) Schlagzeuger Frank Nemeth (mit Nasenbinde) wunderbar zur Geltung. Wir werden noch hören von Dan Tepfer in den nächsten Jahren. Dabei ist nicht alles Gold, was er musikalisch anfasst: das seltsam hopsende Intro zu „Body & Soul“ war vielleicht etwas fragwürdig und die Fassung von Micheal Jackson’s „Billy Jean“ möglicherweise eine Spur zu unangemessen, zu ambitioniert. Es spricht aber für Dan Tepfer, dass er die kleinen Geschmacklosigkeiten, die er sich leistet, spätestens im ersten Chorus mit höchst delikaten Wendungen und Akzentuierungen wieder wettmacht. Text/Foto: Ssirus W. Pakzad
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