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Jazzzeitung

2011/01 ::: seite 8

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Inhalt 2011/01

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig Jazzlexikon: Stan Levey Farewell: James Moody // Richard Wiedamann


TITEL -
Marie Laveaus Vermächtnis
Versuch über Voodoo und Jazz – von Hans-Jürgen Schaal


Berichte

Jazzfest Berlin 2010 // 41. Deutsches Jazzfestival Frankfurt // Berliner Festival präsentiert Musiker-Vereinigungen aus ganz Europa // Festival der Jazzmusiker-Initiative München // Zur „Europäischen Jazzakademie Birdland Neuburg“ // Bass und Cello im Jazzclub Unterfahrt // 17. Thüringer Jazzmeile


Portraits

Lajos Dudas // Die Sängerin Maria Farantouri // Jessica Pilnäs // Der Saxophonist Karl Seglem


Jazz heute und Education
Thomas Muderlak, Leiter BMW Welt, im Gespräch // Steffi Denk und ihr Education-Projekt „Swing for Kids“ // Musikhochschule Nürnberg: Steffen Schorn im Interview Abgehört: Letzte Nächte in Kopenhagen: Stan Getz‘ Solo über Night and Day

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

Musik ist der Kern meines Lebens

Die Sängerin Maria Farantouri im Interview

Die Sängerin Maria Farantouri wird als die größte Stimme Griechenlands bezeichnet. Häufig in einem Atemzug mit Mikis Theodorakis genannt, ist sie bis heute die einzige Sängerin, der Theodorakis einen eigenen Liederzyklus widmete. Farantouri geht aber auch bis heute stets eigene Wege, beteiligt sich im Namen von Frieden und Völkerverständigung an unterschiedlichsten künstlerischen Projekten. Mit ihrer musikalischen Biographie, aber auch der Geschichte hinter einigen Jahren des Rückzugs aus der Welt der Musik ließen sich Bücher füllen. Ganz aktuell singt Maria Farantouri nun, eingespielt gemeinsam unter anderem mit dem „Berlin Chamber Orchestra“, Kompositionen des türkischen Komponisten und Baglama-Spielers Taner Akyol: erneut eine türkisch-griechische Zusammenarbeit, die Grenzen überschreitet. Und ein so künstlerisch wertvolles wie spannendes Unterfangen …

Maria Farantouri. Foto: enja

Bild vergrößernMaria Farantouri. Foto: enja

JazzZeitung: Frau Farantouri, Sie haben von Beginn an, aus „einer Sehnsucht nach Frieden und Freundschaft zwischen Griechen und Türken“, gemeinschaftliche Projekte zwischen türkischen und griechischen Musikern initiiert. Betrifft Ihr Engagement im Wesentlichen den historisch bedingten Antagonismus zwischen Griechenland und der Türkei, die ja dennoch viele gemeinsame Wurzeln besitzen? Oder muss man das Ganze doch globaler verstehen?
Maria Farantouri: Es ist global zu verstehen. Von Anfang an wollte ich mit meinem Gesang Menschen aus allen Völkern unterstützen – aus Palästina, dem Iran, aus Lateinamerika. Menschen, die um Frieden kämpfen. Aber selbstverständlich ist des friedliche Zusammenleben zwischen Griechen und Türken mir eine Herzensangelegenheit, aufgrund der uralten Feindseligkeit zwischen den beiden Nationen. Die Lieder von Livaneli, basierend auf Gedichten von Nazim Hikmet und anderer Dichter, waren es, die mich dazu bewegten, während der frühen 80er-Jahre mit ihm zu arbeiten. Daraus ergab sich eine griechisch-türkische Freundschaft, die kurz danach auch durch Mikis Theodorakis maßgeblich unterstützt wurde.

JazzZeitung: Ist dieses politische Engagement, dieser Aktivismus etwas Eigenes, oder erwächst es direkt aus Ihrem Musikertum? Sind Sie, anders ausgedrückt, eine „politische“ Künstlerin?
Farantouri: Das ganz sicher nicht. Andererseits ist jede Position, die wir im Leben einnehmen, in gewisser Hinsicht politisch. Mein Kanon bezüglich der Kunst waren schon immer: Wahrheit, Echtheit, Wertigkeit. Mein Leben und meine Kunst können nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Sie bedingen einander.

JazzZeitung: Ebenso ist Ihre aktuelle CD ja ein türkisch-griechisches Gemeinschaftsprojekt. Sie singen Lieder des türkischen Komponisten Taner Akyol. Wie kamen Sie miteinander in Verbindung?
Farantouri: Es war der griechische Dirigent Simos Ioannidis, der uns zusammenbrachte. Er leitet auch das Orchester auf der CD. Ich hörte mir Akyols Melodien an und sie gefielen mir. Ioannidis schrieb Texte dafür, die sich an die Zeilen der Originale anlehnten. Es sind ja einige sehr alte überlieferte Lieder dabei, die aufs vierzehnte Jahrhundert zurückdatieren. Taner und Simos trafen sich häufig in Griechenland und arbeiteten an ihnen, bevor wir schließlich ins Studio gingen.

JazzZeitung: Wo sehen Sie Gemeinsamkeiten zwischen türkischer und griechischer Musik, vielleicht, was Tradition und Kultur betrifft? Geht das alles ganz leicht zusammen, oder müssen auch diverse Befindlichkeiten berücksichtigt werden?
Farantouri: Was die Menschen, die Kunst und die Kultur angeht, das funktioniert problemlos. Ich bin sehr häufig gebeten worden, selbst Konzerte in der Türkei zu geben, weil das türkische Volk meine Bestrebungen für Frieden und Freundschaft anerkennt. Was die Politiker und die Politik angeht, sieht die Sache leider anders aus.

JazzZeitung: Das Album wurde unter Mitwirkung des „Berlin Chamber Orchestra“ aufgenommen. Wäre die Musik auch ohne ein größeres Ensemble möglich gewesen? Wie wichtig sind eigentlich Arrangement und Orchestrierung, um ein Lied „genau richtig“ zu präsentieren?
Farantouri: Dem Komponisten schwebte hier ein klassisches Timbre vor, eine klassische Dimension, die er mit diesem großen Ensemble zu erreichen suchte. In ihm vereinen sich ja klassische Tradition mit Erfahrung in Neuer Musik. Generell, so finde ich, bringt ein traditionelles Arrangement die Substanz und Authentizität eines Songs stärker zur Geltung.

JazzZeitung: Wenn Sie singen, lassen Sie sich vom Klang des Orchesters tragen? Oder sind sie so vertieft in den Song, dass Sie das Orchester gar nicht wirklich zur Kenntnis nehmen können?
Farantouri: Natürlich ist mein Ansatz, meine Art zu Singen, etwas sehr Persönliches. Aber ich bin dabei nicht autark! Einen Song zu interpretieren ist immer eine gemeinschaftliche Sache, es entsteht aus der kollektiven Zusammenarbeit vieler Leute. Ich kann mich nicht getrennt betrachten von den Musikern, die die Melodien spielen und das Fundament legen, auf das ich baue.

Carina Prange

CD-Tipp

Maria Farantouri: Sings Taner Akyol
Enja ENJ-9561 2

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