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Jazzzeitung

2011/01  ::: seite 18

jazz heute

 

Inhalt 2011/01

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig Jazzlexikon: Stan Levey Farewell: James Moody // Richard Wiedamann


TITEL -
Marie Laveaus Vermächtnis
Versuch über Voodoo und Jazz – von Hans-Jürgen Schaal


Berichte

Jazzfest Berlin 2010 // 41. Deutsches Jazzfestival Frankfurt // Berliner Festival präsentiert Musiker-Vereinigungen aus ganz Europa // Festival der Jazzmusiker-Initiative München // Zur „Europäischen Jazzakademie Birdland Neuburg“ // Bass und Cello im Jazzclub Unterfahrt // 17. Thüringer Jazzmeile


Portraits

Lajos Dudas // Die Sängerin Maria Farantouri // Jessica Pilnäs // Der Saxophonist Karl Seglem


Jazz heute und Education
Thomas Muderlak, Leiter BMW Welt, im Gespräch // Steffi Denk und ihr Education-Projekt „Swing for Kids“ // Musikhochschule Nürnberg: Steffen Schorn im Interview Abgehört: Letzte Nächte in Kopenhagen: Stan Getz‘ Solo über Night and Day

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

Freude an Ästhetik und Kunst

Thomas Muderlak, Leiter BMW Welt, im Gespräch

In unmittelbarer Nähe zur Konzernzentrale, dem 1972 gebauten „Vierzylinder“, eröffnete 2008 die BMW Welt, das neue Portal der Marke. Das von dem avantgardistischen Architekturbüro COOP HIMMELB(L)AU entworfene Gebäude dient als Auslieferungszentrum von BMW Automobilen für Neuwagenkunden und ist gleichzeitig Schauraum fürs interessierte Publikum. Kulturveranstaltungen unterschiedlicher Art wurden inzwischen etabliert. Seit 2009 vergibt die BMW Welt jährlich einen Jazz Award. Die jazzZeitung sprach mit dem Leiter der BMW Welt, Thomas Muderlak, über die dritte Auflage des mit 15.000 Euro dotierten Preises.

JazzZeitung: Das futuristische Gebäude der BMW Welt zählt zu den meistbesuchten Münchner Sehenswürdigkeiten. Seither reißt der Menschenstrom nicht ab. Woher rührt dieser Erfolg?
Thomas Muderlak: Ich muss immer ein wenig an Neuschwanstein denken, das ja weltweit als d a s bayerische Touristenziel gilt und jährlich ca. 1,4 Millionen Besucher anzieht. Wir hatten in diesem Jahr (2010) sogar 1,9 Millionen Besucher, mit steigender Tendenz, und rechnen für 2011 erstmals mit über 2 Millionen Besuchern. Seit der Eröffnung im Jahr 2007 sind insgesamt 6,5 Millionen gekommen. Steigende Besucherzahlen auch drei Jahre nach Eröffnung hängen sicher damit zusammen, dass wir mehr sein wollen als nur „Architektur & Fahrzeugausstellung“, sondern „Erlebniszentrum“, nicht nur für die Münchner, und zwar mit dem Ziel, nicht nur in der Automobil-Branche, sondern auch in der Stadt zur festen Institution zu werden.

Thomas Muderlak. Foto: BMW Welt

Bild vergrößernThomas Muderlak. Foto: BMW Welt

JazzZeitung: Im Rahmen des Kulturprogramms tritt die BMW Welt als Veranstalter und Sponsor auf. Die Kultur braucht fraglos Förderer. Wieso aber braucht man Kultur, um Autos zu verkaufen?
Muderlak: In diesem Standort verkaufen wir nicht, sondern liefern aus. In erster Linie dient die BMW Welt zur Entwicklung, Präsentation und Pflege unseres Image. Zur Wahrung dieses Images und zur Positionierung als „Good Corporate Citizen“ in München engagieren wir uns seit vielen Jahrzehnten für Kunst und Kultur. Die BMW Welt hat dabei kein massentaugliches Programm als oberstes Ziel im Blick, aber die Freude an Ästhetik, Kreativität und Kunst ergänzt das BMW Image hervorragend. Aus dieser Position heraus wollen wir durch Veranstaltungen und Aktionen BMW positionieren und präsent halten, ohne die Marke selbst in den Vordergrund zu stellen. Es geht darum, den „Erlebnisort BMW“ zu entwickeln und nachhaltig zu fördern. Ein ausdrückliches Bekenntnis der BMW Group zu unserer Verantwortung am Standort wird hier deutlich, und in diesem Zusammenhang ist auch das Engagement beim Jazz Award zu sehen.

JazzZeitung: In der BMW Welt wurden inzwischen Veranstaltungen unterschiedlicher Art durchgeführt. Welche Rolle spielt die Musik?
Muderlak: BMW engagiert sich nicht erst seit den Zeiten von BMW Welt in verschiedenen Kooperationen. Ich nenne als Beispiele „Spielmotor“, „Oper für alle“, die Zusammenarbeit mit der Berliner „Staatsoper Unter den Linden“ (seit 2007), dem Bayerischen Rundfunk und dem Münchner Kammerorchester oder den Bayerischen Kompositionspreis für junge Komponisten. Dieses Engagement setzt sich fort in der BMW Welt. Der hier architektonisch integrierte Konzertsaal ist der einzige BMW-eigene Konzertsaal weltweit und wird quer durch die Musik­richtungen hindurch genutzt. Er soll durchaus auch musikalischen Experimenten zur Verfügung stehen, etwa für die neue „Classical Lounge“ Ende dieses Jahres. In diese Tradition, offen auch für Neues zu sein, passt Jazz sehr gut.

JazzZeitung: Zwei Jahre gibt es nun den BMW Welt Jazz Award und die dritte Saison beginnt. Wie fällt Ihr Fazit aus? Und wie Ihre Vision?
Muderlak: Die ersten beiden Konzerte waren ausgesprochen erfolgreich; so musste wegen des Besucherandrangs live in die BMW Welt übertragen werden – trotz des ungewöhnlichen Termins am Sonntagvormittag. Meines Erachtens hat sich der mit 15.000 Euro dotierte Jazz Award auch innerhalb der Jazzszene zu einer anerkannten Institution entwickelt. Der Jazz Award wird weitergeführt, im Jahr 2011 erstmals unter Einbeziehung auch größerer Ensembles mit mindestens zwei Blasinstrumenten, mit dem Motto „Two Horns and More“. Das Procedere ist bekannt: Es gibt sechs Vorausscheidungskonzerte, dann ein Finale, das voraussichtlich wieder schnell ausverkauft sein wird. Langfristiges Ziel ist die international noch stärkere Beachtung und Etablierung.

JazzZeitung: Sprechen Sie mit Jazzkonzerten eine bestimmte Zielgruppe unter Ihren Kunden an?
Muderlak: Versucht man, Musikkategorien einmal nach Lebenseinstellungen zu „sortieren“, dann träfe man bei den Besuchern der BMW Welt Jazz Award Konzerte wohl auf ein großes Spektrum. Ins „BMW Händler Vokabular“ übersetzt: „Vom 1er bis zum 7er sieht man alles.“ Insofern kann ich Ihre Frage mit „nein“ beantworten, wir sprechen keine spezielle Zielgruppe an.

JazzZeitung: Welche Rolle spielt für Sie ein Kulturpartner wie das Kulturreferat München?
Muderlak: Die Zusammenarbeit mit dem Münchner Kulturreferat verläuft sehr gut und kooperativ. Hier spielt sicher auch eine Rolle, dass München daran interessiert ist, die in letzter Zeit etwas eingeschlafene Jazz-Szene der Stadt wiederzubeleben. München hat ja eine ausgeprägte Jazz-Tradition. Der Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers hat zudem in seiner Amtszeit bisher erstaunlich viel geleistet, um die freie Szene in München auf festere Beine zu stellen, davon profitiert München als Jazz-Stadt enorm, wofür wir sehr dankbar sind. Hinzu kommen noch die persönlichen musikalischen Vorlieben von OB Christian Ude, der selbst Jazz-Fan ist. Ebenfalls bestehen enge Kontakte zum Tourismusamt der Stadt.
Dass die Jazz-Zeitung ebenso wie BR-Klassik oder Schloss Elmau beim Jazz Award unsere Partner sind, ist natürlich ein großer Vorteil.

JazzZeitung: Was erwartet den kulturell interessierten Besucher beim Kulturprogramm 2011 in der BMW Welt?
Muderlak: Neben Standardveranstaltungen wie Poetry Slam, Faschings- oder Kinderferienprogramm wären folgende Formate und Reihen zu nennen: „Drehmoment“ ist ein neues Clubbing-Format – hier werden voraussichtlich alle zwei Monate prämierte Kurzfilme gezeigt, daran anschließend Liveband und DJ.
Dann die neue Klassik-Reihe Ende 2011, „Classical Lounge“, in dieser Form Neuland für BMW. Und natürlich eine Neuauflage der 2010 erfolgreich gestarteten Silvester-Gala.

JazzZeitung: Welchen Bezug haben Sie persönlich zum Jazz?
Muderlak: Als höchst mittelmäßiger Schlagzeuger habe ich mich nie aktiv an Jazz herangewagt, höre ihn aber sehr gerne.

JazzZeitung: Wenn Sie zehn CDs auf eine einsame Insel mitnehmen könnten, wäre auch etwas Jazziges dabei?
Muderlak: Meine Musikvorlieben sind sehr breit gestreut, vom „Tannhäuser“ bis zu AC/DC. Speziell in der Rubrik „Jazz“ würde ich auf die einsame Insel mitnehmen: Musik von Paco de Lucia sowie „The Köln Concert“ von Keith Jarrett; außerdem vielleicht etwas von Michel Petrucciani oder Axel Zwingenberger – wie Sie sehen, tendiere ich zu den Solisten.

JazzZeitung: Vielen Dank für das Gespräch.

 

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