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Thematische Konzertreihen gehören seit vielen Jahren zu den besonderen Programmschwerpunkten des Jazzclub Unterfahrt in München. Da sind alljährlich die Munich Sommer Jazz Weeks in den Ferienmonaten, die einem Musiker oder einer Band die seltene Gelegenheit bieten, sich vor Publikum in verschiedenen Besetzungen oder mit unterschiedlichen Konzepten intensiv darzustellen oder über fünf Tage hinweg zu entwickeln. Da gibt es geografische Konzepte mit Jazz aus Europa oder bestimmten Ländern wie die Reihe „The Norway of Jazz“, die ihr mittlerweile 30. Konzert präsentierte. Und da gibt es Reihen, die bestimmten Instrumenten gewidmet sind. Begonnen haben die, wenn ich mich recht erinnere, 1999 mit dem sechstägigen Posaunenfestival „Tromb-only“. Im Herbst 2010 nun zog Christiane Böhnke-Geisse, die Programmgestalterin der Unterfahrt, wieder alle tiefen Register und gestaltete mit viel Herzblut „zehn Abende um den tragenden Bass und das poetische Cello im Jazzclub Unterfahrt“ unter dem Titel „gezupft und gestrichen, plugged & bowed“. Dabei standen Bassisten und Cellisten als Solisten und Bandleader musikalisch im Vordergrund, auch wenn sie oft, wie gewohnt, aus dem Hintergrund der Bühne agierten. Gleich ganz anders verlief der Soloauftritt des Schweizers Bänz Oester, der seinem Instrument (oder auch gleich zweien) zum Auftakt alles an Klängen und Geräuschen entlockte, was dieses herzugeben vermag. Ihm folgte im gleichen Konzert das minimalistische Duo „Frau contra Bass“ der Sängerin Katharina Debus mit Hanns Höhn, die das Publikum mit gekonnt eigenständigen Versionen der Songs von Jazz bis Pop und Chanson begeisterten. Am nächsten Tag ging es in eine ganz andere Richtung. Fusion-Funk-Rockjazz-E-Bassist Wolfgang Schmid beschenkte sich und das Publikum mit einem rundum gelungenen Geburtstagsauftritt seines Septetts „Latest Kick“. Die aktuelle Besetzung mit Benedikt Moser und (natürlich!) Peter Wölpl, den jungen Saxophonisten Heiko Giering und Steffen Dix und dem Beatboxer Luis Baltes riss vom ersten bis zum letzten Ton abwechslungsreich und in bester Spiellaune mit. Als Gratulant stieg kurz noch Kristian Schultze mit ein, musikalischer Gefährte aus Ur-Passport-Jahren. Heiri Känzig, bekannt geworden als Bassist des Vienna Art Orchestra, führte in ganz andere, ruhige und wehmütige musikalische Gefilde. Der Sohn einer Argentinierin spürte im Projekt „Buenos Aires“ zusammen mit dem versonnenen jungen argentinischen Bandoneonspieler Michael Zisman und dem ebenso verhaltenen Matthieu Michel am Flügelhorn zusammen mit Pianist Urs Bollhalder und Schlagzeuger Lionel Friedli kraftvoll diesem Teil seiner musikalischen Wurzeln nach. Henri Texier trat mit einem Nord-Süd- Quartett auf – der Gitarrist hatte den Flieger verpasst. So traten die beiden Saxophonisten Sébastien Texier und der besonders expressive Francesco Bearzatti noch stärker in den Vordergrund, angetrieben von Drummer Christophe Marguet und Vater Texier, dessen politisches Engagement sich auch musikalisch ausdrückte. Das Duo Miroslav Vitous und Franco Ambrosetti nahm mit intensivem und intimem Zusammenspiel gefangen. Der Zuspielungen des Bassisten von Streicherklängen und anderen Effekten hätte es da nicht bedurft, sie störten aber auch nicht weiter, weil Bassist und Trompeter darauf genauso spontan und mit Vergnügen eingingen wie aufeinander. Weiter strichen und zupften die 20 Streicher von „Bluestrings“ unter Frank Wunderer, Henning Sieverts auf Bass und Cello in seinem neuen Trio mit Achim Kaufmann und Matthias Gmelin, Cellist Diethard Krause im „DuoDezim“ und Maria Weber im „CelloLand“, Giulia Valle aus Katalonien mit ihrer Group und Ole Morten Vågan aus Norwegen mit „Motif“: Da kreuzte die Bass-Straße den „Norway of Jazz“, der im September und November außerdem das Helge Sunde Ensemble Denada und Karl Seglem mit seinem Quintett in die Unterfahrt geführt hatte. Godehard Lutz |
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