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Ein wichtiges Element einer Künstlerkarriere ist der Zufall. Je nachdem, wo man angespült wird, bleibt man womöglich dauerhaft hängen und richtet sich sein Leben ein. Lajos Dudas wurde im Februar 1941 in Budapest geboren, in einer der dunkelsten Epochen der europäische Geschichte, wuchs auf in einem Land, das sich zwischen seinen Machtzonen arrangieren wollte und dessen Freiheitswillen 1956 von Sowjet-Russland blutig unterdrückt wurde. Der Teenager konzentrierte sich auf Klarinette und Saxophon, studierte von 1958 an fünf Jahre am Konservatorium und der Musikhochschule seiner Heimatstadt. Lajos Dudas spielte Stravinsky und Glasunow, aber auch Swing, Bop und Rockmusikalisches. Louis Bellson engagierte ihn für eine Konzerttournee, er durfte in den Westen reisen und ließ sich schließlich 1973 im rheinischen Neuss wieder. Dort engagierte man ihn an die örtliche Musikschule, zwei Jahre später auch an die Pädagogische Hochschule und so war Lajos Dudas schließlich im Lehrdienst gelandet. Fasziniert von der klassischen Musik ebenso wie von der improvisierenden, konzentrierte er sich mal auf die eine, mal auf die andere Sparte und machte es damit Veranstaltern und Publikum, die zur damaligen Zeit das stilistische Multitasking noch nicht gewohnt waren, nicht leicht. „Ich habe viele verschiedene Stile gespielt“, meint er selbst in einem Kommentar zu seinem Jubiläums-Doppel-Album 50 Years With Jazzclarinet, „und habe immer genossen, nach einiger Zeit um 90 Grad von meiner letzten Produktion abzuweichen. Dadurch ist eine stilistische Einordnung kaum möglich, der Hörer, der Veranstalter, aber auch der Kritiker wird verunsichert“. Auf der einen Seite ist diese musikalische Vielfalt ein Gewinn, auf der anderen aber hat sie auch verhindert, dass Lajos Dudas über eine gewisse Grenze der Bekanntheit hinaus die internationale Würdigung erfahren hat, die ihm angesichts seiner musikalischen Fähigkeiten und Verdienste eigentlich zugestanden hätte. Mit einer Prise Wehmut charakterisiert er sich daher selbst weiterhin als Geheimtipp und hat konsequenterweise sein Geburtstagsalbum mit sperrigen Kompositionen bestückt, die während der vergangenen drei Jahrzehnte zu sehr unterschiedlichen Gelegenheiten in Europa aufgenommen wurden. Manches führt ihn mit langjährigen Partnern wie dem Kölner Gitarristen Philipp van Endert zusammen, manches mit internationalen Kollegen wie dem Saxophonisten Howard Johnson oder dem Geiger Manfred Niehaus. Querdenker wie Albert Mangelsdorff und Attila Zoller gehören ebenso zur Gästeliste der Aufnahmen wie das Jazz Ensemble des Hessischen Rundfunks oder die Vibrafonisten Karl Berger und Tommy Vig. Und Bearbeitungen von Johann Sebastian Bach stehen neben eigenen Kompositionen, Songs von George Gershwin oder Shorty Rogers. 50 Years With Jazzclarinet ist eine bunte Mischung, eine kompakte Werkschau, für die sich Lajos Dudas noch immer nicht an den vermeintlichen Publikumsgeschmack anpasst. Warum auch. Er hat ein halbes Jahrhundert als Geheimtipp hinter sich gebracht und er wird auch weiterhin ein Musiker bleiben, den die Musiker und ein erlauchter Zirkel von Connaisseuren zu schätzen wissen. Ralf Dombrowski CD-TippLajos Dudas: The Best Of Lajos Dudas – 50 Years With Jazzclarinet (Jazzsick Records 5037 JS) |
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