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Paquito D’Rivera
Improvise – One. Was für ein überragender Reeds-Spieler Paquito D’Rivera ist, kann man gleich zu Beginn dieses fulminanten Mitschnitts von 2007 erleben. Da geht zu seiner furiosen Nummer „Chico“ gleich gewaltig der Fusion los; Karolina Strassmayer und Olivier Peters von der WDR Big Band versuchen wacker, mit D’Riveras geschmeidigen Linien mitzuhalten, aber sie wirken immer eine Spur verkrampfter als der lässige Altmeister. Dann das Kontrastprogramm: Michael Abene lässt das WDR Rundfunkorchester in Bert Joris’ Komposition „Atonal“ Akkordwolken von Messiaenscher Erhabenheit ins Gebälk der Kölner Philharmonie aufsteigen, Fay Claassen legt feine Vokalisen darüber, ehe das Stück sich dann doch nicht ganz so atonal weiterentwickelt. Symphonisch auch der Anspruch in Abenes halbstündigem „Piece for Paquito“, einer mehrteiligen, orchestral veredelten Hommage an die Vielseitigkeit des kubanischen Klarinettisten samt Drums-Percussion-Battle. D’Riveras Nummern „La Dama y el vagabundo“ und „Como un bolero“ runden ein Programm ab, das klanglich in den dynamischen Spitzen ein wenig nivelliert erscheint. „Como un bolero“ kann man auf dem üppigen Bonus-Mitschnitt
noch einmal, weniger überladen und mit einem überragenden Solo
D’Riveras hören. Knapp zwei Stunden dauerte das Konzert „Latin
Rhythm“, mit dem sich Bill Dobbins am 22. Juni 2002 als Chef der
WDR Big Band verabschiedete. Mit von der Partie ist Claudio Roditi, der
feine Flügelhorn-Soli und mit „Annette’s For Sure“ auch
eine eigene Nummer beisteuert. Sehr vielfältig und originell ist
das weitere Programm, unter anderem mit Arrangements von Stücken
Ernesto Lecuonas und der „Danza característica“ von
Leo Brouwer (hier glänzt Gitarrist Paul Shigihara). Sie zeigen,
dass es abseits der üblichen Bossanummern ein reiches musikalisches
Erbe Lateinamerikas gibt, das sich im Big-Band-Kontext wunderbar entfalten
kann. Am Ende ein aberwitziges Kontrapunkt-Duo D’Riveras mit Frank
Chastenier („To Brenda with Love“) und insgesamt ein Bonus-Programm,
das mindestens so lohnend ist wie der Hauptfilm. Clark Terry: Quintet/Big Band in Concert Die sechs Quintett-Titel mit einer kongenialen englischen Rhythmusgruppe wurden 1965 in London von der BBC aufgenommen. Das Team Terry-Brookmeyer harmoniert wunderbar zusammen, mit großem melodischen Gespür und viel Geschmack (eine Komponente des Jazz, die niemand gering schätzen sollte). In „Things ain‘t what they used to be“ glänzt Clark Terry auch als Sänger. Acht Titel mit seiner Big Band (London 1974) bilden den Hauptteil der DVD. Er ist ein souveräner, erfahrener Bandleader – kein Wunder nach seiner Big Band-Karriere bei Lionel Hampton, Charlie Barnet, Count Basie, Duke Ellington, Quincy Jones und Gerry Mulligan. Ein sehr swingendes Orchester ist das, mit Horace Parlan, Eddie Jones und Grady Tate als kompakter Basis, und mit Solisten wie Jimmy Heath, Chris Woods, Arnie Lawrence, Richard Williams und natürlich Clark Terry selbst. Hinreißend „Mumbles“ (die wievielte Version?) im Duett (!) mit Richard Boone. Und dann gibt es noch zwei Bonus-Tracks (Kopenhagen 1977) mit einer anderen Besetzung (mit Pepper Adams). Joe Viera |
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