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Jazzzeitung
2008/04 ::: seite 6
portrait
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Nach „Irish Heart“ präsentiert der Gitarrist und Sänger
Torsten Goods mit „1980“ sein zweites Album beim Münchner
Label ACT. Wieder ist es eine Mischung aus selbst geschriebenen und neu
interpretierten Songs. Diesmal allerdings aus dem Pop-Fundus des Jahres,
in dem Goods das Licht der Welt erblickte. Eine Hommage an alte Soundideale.
jazzzeitung: In deinem letzten Album „Irish Heart“ hast
du deine irischen Wurzeln aufgegriffen, deine neue CD ist nach deinem
Geburtsjahr 1980 benannt. Hast du das Bedürfnis, deine Herkunft
und Vergangenheit musikalisch zu thematisieren?
Torsten Goods: Eigentlich hat sich das aus einem Zufall heraus ergeben.
Ich habe dem Produzenten Christian von Kaphengst meine neuen Songs vorgespielt
und der sagte: „Das klingt wie die Musik Anfang der 80er als du
geboren worden bist!“ Und das stimmt, denn ich stehe auf diese
Musik, höre und spiele sie gerne. Deshalb klingen meine Songs auch
danach. Wir haben das dann zum Thema gemacht und uns Songs gesucht, die
aus meinem Geburtsjahr stammen.
jazzzeitung: Bei „Irish Heart“ war es Siggi
Loch, der als Produzent die Fahrtrichtung bestimmt hat. Ist es manchmal
schwer, im
Wirkungskreis eines Labels eigene kreative Vorstellungen gegen Produzenten
zu behaupten?
Goods: Ich bin eigentlich froh über diese Anregungen, denn dafür
sind die Leute da. Meine Gedanken sind ganz auf die Musik konzentriert,
die ich schreibe und es ist gut, wenn jemand dem Ganzen einen Fahrplan
gibt. Bei „1980“ hatte ich meine eigenen Songs fertig, bevor
die Konzeptidee dazu kam. Das Album ist also durchaus in einem organischen
Prozess entstanden. jazzzeitung: Wenn du so auf die 80er-Jahre
stehst, sind die ausgewählten
Coversongs auf der Platte dann eine Hommage an deine alten Helden?
Goods: Absolut! Queen und Toto gehörten immer schon zu meinen Lieblingsbands.
Freddie war einer der größten Sänger überhaupt und
auch Billy Joel und Ivan Lins bewundere ich als Songwriter sehr. Für
die Platte haben wir dann nach Songs aus meinem Geburtsjahr gesucht,
die gleichzeitig das Potenzial für eine interessante Coverversion
hatten. Zur Original-Version von „We will Rock you“ hätten
wir zum Beispiel nichts hinzuzufügen gehabt, das kann man nicht
anders oder besser machen, aber „Crazy Little Thing Called Love“ konnten
wir umgestalten, relaxter interpretieren.
jazzzeitung: Das Line-up deiner Band hat komplett
gewechselt, nur Jan Miserre ist immer noch dabei und hat zudem an vielen
Songs mitgeschrieben.
Das klingt ganz nach einem eingespielten Team?
Goods: Ja, das funktioniert vor allem deshalb so gut,
weil Jan eine ganz andere Herangehensweise hat als ich. Er geht sehr
intelligent mit der
Harmonik um, während ich die Songs aus der Melodie heraus entwickle
und die bluesige Seite einbringe. In Verbindung mit Christian von Kaphengst,
der als Bassist von der Rhythmus-Seite kommt und Songs auf das Wesentliche
reduzieren kann, sind wir ein gut funktionierendes Trio.
jazzzeitung: Du bist kürzlich von Nürnberg nach Berlin gezogen.
Ist Nürnberg kulturelle Provinz oder war es der Reiz der Großstadt,
der dich fortgetrieben hat?
Goods: Natürlich ist das künstlerische Flair in Berlin größer
als in Nürnberg, keine Frage. Erfolgreiche Jazzmusiker aus Nürnberg,
wie zum Beispiel Wolfgang Haffner oder Lutz Häfner, sind mehr auf
Tour als zu Hause und in Berlin kenne ich einfach viel mehr Musiker,
mit denen ich arbeiten kann und möchte. Jan und Christian wohnen
auch dort und wir haben in einem Berliner Studio die Songs aufgenommen.
Wenn man ein neues Projekt startet, muss man schon vor Ort sein und kann
nicht ständig hin und her reisen. Abgesehen vom Musikalischen ist
für einen jungen Menschen wie mich in Berlin schon wesentlich mehr
geboten.
jazzzeitung: Als Künstler bist du weniger als Erneuerer bekannt,
als vielmehr für deinen virtuosen Umgang mit dem klassischen Jazzgitarren-Sound
der Großen. Ist dir das genug, oder werden deine künstlerischen
Ambitionen damit reduziert dargestellt?
Goods: Wer sagt das? Man muss sehr vorsichtig mit dem
Begriff „Erneuerung“ umgehen.
Die Musik ist heute in der Regel postmodern und besteht aus einem Crossover
von bereits Bekanntem. Ich würde auch nicht sagen, dass ich etwas
Neues erfinde, aber man kann das nicht erzwingen. Wenn es natürlich
aus mir rauskommt, werde ich eher meine eigene Stimme finden, als wenn
ich versuche, auf irgendeiner Welle mitzuschwimmen und es zu erzwingen.
Das Gespräch führte Jörg Lichtinger
Tourtermine
3.9. Aschaffenburg, Colos-Saal
13.9. Heilbronn, CAVE 61
16.9. München, Unterfahrt
17.9. Osnabrück, Blue Note
18.9. Hamburg, Fabrik
25.9. Berlin, Quasimodo
26.9. Bayreuth, Jazzforum
27.9. Minden, Jazzclub
28.9. Verden, Jazz- & Bluestage
11.10. Bühl, Bühler Jazztival
12.10. Bühl, Bühler Jazztival
18.10. Fürstenwalde, Jazzfest
21.10. Frankfurt, Jazzclub
22.10. Kaiserslautern, Kammgarn
23.10. Schweinfurt, Jazzival
24.10. Reutlingen Jazz Art Galerie
25.10. Neuburg, Birdland
29.10. Erlangen E-Werk
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