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Jörg Brinkmann Trio „HA!” ist ein äußerst interessantes Debut des
Jörg Brinkmann Trios in der konsequenten wie erfolgreichen Act-Label-Reihe „Young
German Jazz“. Mit der ersten Live-Version von „HA!“ gewannen
der Cellist Jörg Brinkmann und sein Trio verdientermaßen den
jazzwerkruhr Wettbewerb 2007. Nicht allein durch sein facettenreiches
Cellospiel hebt sich der Sound von einem klassischen Piano-Trio ab. Durch
das äußerst kreative Mitspiel des Schlagwerkers Dirk-Peter
Kölsch und den virtuosen Einsatz von Oliver Maas an Piano und Fender
Rhodes finden auch ungewöhnliche Klänge Einzug, die den Stücken
einen eigenen, selbstständigen Charakter verleihen. Musikalisch
lässt sich „HA!“ nicht in einer bestimmten Schublade
ablegen. Traditionelle Balladen wie „Sirius B“ oder „September“ wechseln
sich ab mit schrägen Salon-Miniaturen, jazz-rockigen Kompositionen
oder Hardbop-Anklängen. Dabei werden die Kompositionen immer wieder
unterbrochen von Intermezzi, um dann im nächsten Stück zu neuen
Stil-Ufern aufzubrechen. Eine „Introduktion“ zu „Ha!“ bekommt
der Hörer erst zum Schluss im vorletzten Stück, bevor die CD
mit einem wundervoll lyrischen „Song“ ausklingt. Irgendwie
ist das Album bewusst konzeptionell aufgebaut und konterkariert konventionelle
Hörgewohnheiten. Gleichzeitig sorgen intelligente Arrangements und
harmonische Brüche mit Witz, ohne ausufernde Soli, für musikalische
Abwechslung im Trio. „HA!“ ist der beste Beweis dafür,
dass man stilistisch sicher fortschreiten und dabei Horizonte weiter
spannen kann. Laia Genc & Liason Tonique Verstreut an einem Ort ist „Strandgut“, von einer ruhigen
Dünung ans Ufer gespült. Den Salzgeruch in den Klavierklängen,
wandert Laia Genc in spähender Erinnerung über den Sand, lässt
langsam Metaphern aus der Improvisation wachsen. Rund, vielleicht ist
erlaubt zu sagen: feminin spielt sie Töne, die sich empathisch ihrem
Thema zuneigen, gerade auch beim melodisch sanften Porträt „Ida
Lupino“ von Carla Bley. Lyrisch verführt Gastsaxophonist Christophe
Panzani „Sometimes Not“ zu angenehmen Gefühlen. Doch
Strandgut hat nicht nur impressionistische Stilistik parat, die kann „If
Love Leaves“ durchaus in einem Dreh zu repetitiven Deklamationen
im Crescendo vergeblich sein, zumal Nils Tegen am Schlagzeug die angestrebte
Erlösung durch impulsive Gegenrhythmen verweigert. Plötzliche
Wendungen sind typisch für die Triokonzeption der Liason Tonique,
so dass ein orientalisches Motiv zu „Shivas Traum“ im seufzenden
Bass von Matthias Novak per Accelerando zu entspanntem Cool Jazz mutiert.
Ebenso wird das rasante Postbopriff zu „Contemporis“ von
Hervé Sellin vertikal zu freien Assoziationen demontiert oder
ein vulkanisches Saxsolo sprüht „Bleu Liquide“ in ein
heftiges Bassostinato. Was zunächst willkürlich erscheint,
haben Laia Genc & Liason Tonique aus den Spektren des zeitgenössischen
Jazz zu einem kohärenten Konzept gefügt. Gleichberechtigt und
zugleich mit individuellen Freiheiten ausgestattet, hat sich dieses Jazzklaviertrio
zu einer stabilen Formation entwickelt. Zentralquartett/Synopsis: Auf der Elbe schwimmt ein rosa Krokodil Was wird aus Legenden, wenn sie plötzlich gegenwärtige Wirklichkeit
werden? Die Wiederbegegnung mit dem Ost-Berliner Free Jazz Quartett „Synopsis“ und
seiner ersten Aufnahme aus dem Jahr 1974 ist so ein Fall. Auch jenseits
der Mauer pflegte man die Auslotung der Grenzen für eine freie Improvisation
sehr nachhaltig und ernsthaft. Das kann man sich jetzt mit der neuerlichen
Wiederveröffentlichung der ursprünglichen FMP-LP vergegenwärtigen.
Was John Corbetts Reissues der alten Schlippenbach-, Brötzmann-
oder Schoof-Meilensteine war, wird in zunehmendem Maße Patrick
Landolts Intakt Records in Zürich für die Veröffentlichungen
des alten Kollektivs aus der DDR, das nach dem Auseinandergehen 1975
Ende der 80erJahre wiedererstand unter dem neuen und bis heute existierenden
Namen „Zentralquartett“. Die 1974er Aufnahme erschien nur
im Westen und dank Intakt auch die neuen und sehr überzeugenden
Aufnahmen des Quartetts schon mehrfach in Zürich. Vieles hat die
alte Aufnahme mit denen der West Free Jazzer gemein, die hemmungslose
Freiheit, die Spannung und Kraft, die allerdings durch fein gesponnene
Kanäle sich langsam aber stetig aufbaut. Große Virtuosität,
die das Spiel von Konrad Bauer, Ernst-Ludwig Petrowski, Ulrich Gumpert
und Günter Sommer bis heute auszeichnet, macht alles möglich
wie auch hymnenartige Ausbrüche, ganz im scheinbaren Gegensatz zu
dem dadaistischen Anstrich, der sich schon in den Titeln „Krisis
eines Krokodils“ oder dem Titelstück „Auf der Elbe schwimmt
ein rosa Krokodil“ ausdrückt. Mathias Eick Der Titel „The Door“ bezog sich im Grunde am Anfang lediglich
auf die eigene Tür in seinem kleinen Heimstudio. Interpretationen
wie „Door Opener“ kamen erst später mit dazu. Und dennoch:
mit dieser CD öffnet der norwegische Trompeter die Tür zur
Welt des europäischen Jazz nicht nur einen Spalt breit, er stößt
sie ganz weit auf! Eicks Vorbilder sind Keith Jarrett, aber auch Jan
Garbarek und Tomasz Stanko – alle genannten sind Repräsentanten
des Münchner Labels ECM. Da ist schnell klar, wieso es Eicks größter
Wunsch war, bei der Plattenfirma der so heißgeliebten Künstler
ein Album herauszubringen. Jetzt ist sein Traum Wirklichkeit geworden.
Hoffentlich hat Eick noch mehr Wünsche und Träume auf Lager,
damit ihm und uns nicht langweilig wird!? Denn mit „The Door“ stellt
Mathias Eick uns eine – ausschließlich seine eigene – geniale
Musik vor: es sind Instrumentalstücke, die ganz große Gefühle
transportieren – und Kitsch ist hier nicht gemeint! Von herzzerreißender
Melancholie über gelassene Langsamkeit ohne die Not zuvieler Töne
bis zu experimentellen Passagen überzeugt Eick als Komponist und
Bandleader. Ein Lob an dieser Stelle auch an Jon Balke, Audun Erlien,
Audun Kleive und Stian Carstensen, die gekonnt dazu beitragen, dass diese
Musik eine runde Sache ist. Nicht zu vergessen: Mathias Eicks mal schmachtendem,
mal kühl distanziertem Trompetenton wird sich wohl kaum jemand entziehen
können. Bei so einem kunstvoll-gekonnten Debüt verbleiben wir
in nahezu angstvoller Erwartung auf die Live-Konzerte und das nächste
Album – lässt sich das noch toppen? Quadro Nuevo Der Ruf, den sich Quadro Nuevo als Experten für folkloristische
Musik vieler Länder und Regionen erworben haben, hat dem Quartett
nun ein Filmprojekt eingebracht. Für den deutsch-türkischen
Regisseur Servet Ahmet Golbol vertonten die Musiker dessen Film „Zwei
halbe Leben sind kein Ganzes“, eine dokumentarische Geschichte über
Menschen in der türkischen Stadt Antakya. Gut ist ihnen das gelungen,
denn die Musik klingt, wie auch jedes Mal zuvor, überraschend authentisch.
Und damit ist nicht etwa eine hundertprozentige Übereinstimmung
mit traditioneller türkischer oder orientalischer Musik gemeint,
sondern die Leichtigkeit, mit der sich die Musiker in diese neue musikalische
Umgebung einpassen, als wäre sie ihnen seit langem vertraut. Die
Stücke sind einfach und wiederholen sich in den harmonischen Grundmustern,
wie es oft in Konzeptalben der Fall ist, wirken aber nie plump. Vielleicht
ist die Nähe zur Stadt Antakya der Schlüssel zu diesem Geheimnis,
denn die Musik ist direkt während eines Aufenthalts der Band in
Antakya, komponiert und dann an verschiedenen Orten der Stadt, wie zwei
antiken Kirchen, aufgenommen worden. Eine Inspirationsquelle, die sicher
wirksamer ist als ein steriles Münchner Studio. Beeindruckend ist,
wie Gitarrist Robert Wolf neben der Gitarre in recht überzeugender
Weise mit orientalischen Saiteninstrumenten wie Oud, Qanun, Cümbüs
oder auch der griechischen Bouzouki umgeht. Willie Nelson & Wynton Marsalis Zunächst waren es nur zwei Konzerte, gespielt Mitte Januar 2007
im Panoramasaal „Allen Room“ des New Yorker Lincoln Centers.
Angekündigt war der damals 73-jährige Willie Nelson, jener
unverwüstliche alte Herr der diskreten ästhetischen Verweigerung,
dem während seines wechselhaften Künstlerlebens gelungen war,
den Nashville-Zwängen erfolgreich die lange Nase zu zeigen. Nicht
mit auf dem Plakat stand jedoch, dass der Chef des Jazz@Lincoln Center-Departements
Wynton Marsalis ebenfalls mit seinem Quintett auf der Bühne stehen
würde. Natürlich war das eine kleine Sensation. Zwei Heroen
ihrer Sparten wagten den Schulterschluss, das versprach Neues. Nur bestand
das Frische in der Fundamentierung des Alten. Nelson und Marsalis einigten
sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner der amerikanischen Popularmusik
und spielten Blues und Standards à la „Georgia On My Mind“.
Das machten sie auf künstlerisch exzellentem Niveau, der eine raustimmig
die Authentizität der eigenen Person einfordernd, der andere schelmisch
mäandernd, mit plaudernden Linien das Country-Monument umgarnend.
Der Lonesome Rider und der urbane Networker trafen sich zum Sound der
Baumwollfelder. Aus der Perspektive der Alten Welt ist das vor allem
unterhaltsam, aus der der Neuen aber ein klingendes Zeichensystem, das
mit jeder Note nun auch auf CD in Richtung historischer Eigenständigkeit
weist. Georg Breinschmid Der österreichische Bassist Georg Breinschmid hat ein Album eingespielt,
dessen Bezug zu Wien und der Wiener Mundart nicht nur seine fixe Idee,
sondern ein intensiv geplantes Unterfangen darstellt. Seine eigenen Kompositionen
sind es, die, vom Dialektgedicht bis zum Bassinstrumental, Wiener Lebensart,
Wiener Schmäh und Wiener Lied in zeitgenössische Kunstmusik
verwandeln. Kunst im besten Sinne selbstverständlich. In unterschiedlichsten
Besetzungen wird auf „Wien bleibt Krk“ musiziert, gesungen,
gesprochen und geschmunzelt – Thomas Gansch, Agnes Heginger und
Stian Carstensen seien stellvertrend für alle übrigen Musiker
genannt. Das „Fußball-Aversions-Wienerlied“ sprach
sicher nicht allen aus der Seele, ist aber auch ein Stück Breinschmid‘sche
Befindlichkeit. Dass die Grenze zu Volksmusik und traditionellen Klängen
immer wieder von Neuem überschritten wird, versteht sich von selbst.
Insbesondere Stück fünf, „A klanes Brabitschek“ präsentiert
Breinschmids ungewöhnliche eigene Fantasiesprache, zu der er durch
Dialektgedichte von H.C. Artmann und Gerhard Rühm angeregt wurde.
Und die Zeile „Weu mi kana fasteht, weu so komisch ich red“ verdeutlicht,
dass wir Breinschmid sprachlich nicht überallhin folgen können
müssen, um an diesem Album unsere Freude zu haben: allein diese
fremden Worte und Klänge zu genießen, ist eine große
Inspiration. Und die Musik hat einen hohen Qualitätsgrad... Vince Mendoza Mit hochkarätigen Musikern wie Nguyên Lê, Peter Erskine und
Frank Sackenheim war Mendozas Ensemble auf dem Traumzeit-Festival 2007 besetzt,
zu dem er eine Auftragskomposition des WDR beisteuerte und deren Live-Aufnahme
jetzt vorliegt. Blauklang, eine Suite mit sechs Movements und Hommage an den
Maler Ernst Wilhelm Nay, gibt Zeugnis von Mendozas kunstvoller Tonmalerei,
seiner Fähigkeit, mit verschiedenen Klangfarben zu spielen und unterschiedliche
Stile miteinander zu verweben. „Bluesounds Mov. I“ lässt den
Hörer eintauchen in die Unendlichkeit der Farbe Blau. Gitarre, Streicher
und Harfe weben einen sphärischen Klangteppich, über den die von
Markus Stockhausen weich und melancholisch gespielte Trompete einen herrlichen
Bogen spannt. Kontrast- und abwechslungsreich setzt Mendoza seine Suite fort,
orchestrale Passagen wechseln sich ab mit Cool-Jazz und filmmusikalisch anmutenden
Abschnitten, bei denen die für den Jazz zum Teil ungewöhnlichen Instrumente
stets eine harmonische Synthese eingehen. Abschließend lässt Mendoza
sein 15-köpfiges Ensemble noch einmal jazzig wild grooven, fetzige Bläser
und Streicher wechseln sich hier ab mit improvisierender Gitarre. Klarinetten-,
Saxophon-, Bass-, Trompeten- und Schlagzeug-Soli münden in ein fulminantes
Tutti-Klangfeuerwerk. Abgerundet wird die Veröffentlichung durch die zum
Thema passenden Miles-Davis-Klassiker „All Blues“ und „Blues
For Pablo“. Sheila Cooper Es ist eine äußerst seltene Kombination – die singende
Altsaxophonistin Sheila Cooper und Österreichs „grand ole
man“ Fritz Pauer am Piano. Der Gedanke an Chet Baker taucht – fast
zwangsläufig – auf. Aber auch wenn das Duo mit den „Liebes-
und Sehnsuchtsliedern“ ein klassisches Repertoirealbum mit Standards
von Carmichael, Berlin, Hammerstein, Porter und Ellington bis hin zum
modernen Klassiker von Ornette Coleman (Lonely Woman) vorgelegt hat – bei
Cooper ist tatsächlich nur Cooper drin, weit entfernt vom coolen
James-Dean-Verschnitt. Dennoch ist ein Vergleich statthaft, hier wie
dort Balladen, ein lyrisch-warmer Ton und ein großes Gespür
für Melodien. Wobei auch nicht jede Ballade, das sei zugunsten von
Cooper-Pauer gesagt, in Melancholie versinkt. „How deep ist the
ocean“ ist ein gutes Beispiel für eine heitere, spielerisch
verliebte Interpretation, die Laune macht. Marc Ribot‘s Ceramic Dog Die Musik Ribots war immer schwer einzuordnen. Im Spektrum der populären
Musik war er überall zu finden, außer vielleicht beim Musical.
Was da aussehen könnte wie eine Art Unentschiedenheit ist in Wahrheit
ein entschiedenes Bekenntnis zur musikalischen Freiheit. So wird aus
den vielen Genres am Ende das Genre Ribot. „Party
Intellectuals“ ist eine Platte mit zwölf denkbar verschiedenen
Tracks, die alle vom Geist der Ironie tangiert sind. Nichts klingt so
wie es klingt. Die Musik ist wie eine Art Vexierbild: sie ist komplett
präsent, aber man sieht nichts. Ob da das Doors-Stück „Break
on through“ als Jazzpunk gecovert wird oder bei „Digital
Handshake“ eine sehr komplexe Geräuschreise über 10 Minuten
erfolgt oder in „Bateau“ ein Klangfenster nach dem nächsten
sich öffnet mit einer Wärme im Gitarrenklang, immer fühlt
man sich musikalisch zu Hause aber nicht daheim. Wenn dann in „For
Malena“ ganz offen ein Popsong hingekrümelt wird, dann weiß man
endgültig, dass man keinen einzigen Ton des Trios für sich
nehmen darf. Und das Trio mit Ches Smith (dr, percussion, electronics,
vocals) und Shahzad Ismaily (bass, vocals, moog) findet unglaublich viele
Töne, die ganz unverbraucht klingen oder so verbraucht, dass sie
in diesem Zusammenhang einen neuen musikalischen Gebrauchswert erhalten.
Doch wie immer man sich in diesem Klangstrom bewegt, es kommt irgendwo
dann die Stelle, wo einem die Musiker den Boden unter den Füßen
wegziehen. Wenn es eine Platte gibt, die man mit Grund ironisch nennen
kann, dann ist es diese. Frøy Aagre Offbeat Wunderschöne Melodien entlockt Frøy Aagre ihrem Saxophon
und stellt sich damit in eine mit jungen talentierten Skandinaviern,
die den europäischen Jazz auf so unverwechselbare Weise bereichern.
Beeinflusst von Kenny Wheeler und Wayne Shorter ebenso wie von Bach,
Messiaen und Astor Piazzolla, bewegen sich Aagres Kompositionen zwischen
klassischen Melodien und jazzigen Improvisationen mit zum Teil unerwarteten
und überraschenden Rhythmen. Expressiv muten ihre Stücke an
und klingen immer nach dem, was sie ausdrücken sollen: „The
Wheel“ gleicht einem sich drehenden Rad, das mal bergab rast, mal über
Stock und Stein holpert oder sich verlangsamt, „Rainy Afternoon“ versetzt
den Hörer in einen melancholischen, trüben Nachmittag und „A
Nice Walk“ gleicht einem Spaziergang in frühlingshaftem Grün.
Und nicht nur Aagre weiß diese Stimmungen auszudrücken, sondern
auch Offbeat, die hervorragende Band an ihrer Seite, bestehend aus den
drei talentierten Norwegern Andreas Ulvo (p), Audun Ellingsen (b) und
Freddy Wike (dr). Unterstützt werden diese zeitweise von Kari Ravnan,
der mit seinem Cello besonders bei „Fastball“ durch seine
Virtuosität überzeugt und dem Klarinettisten Morten Michelsen,
der dem Klangspektrum des Albums einen Hauch von Orientalik verleiht.
Das Album überzeugt jedoch nicht nur durch die schönen Kompositionen,
sondern auch durch seine hervorragende Klangqualität, die auch feinste
Nuancen wahrnehmen lässt und durch das herausragende Zusammenspiel
der sechs Akteure. Hal Galper Zwei weitere CDs aus der 24bit-master-Edition von Enja. Auf der ersten
bilden Bass und Schlagzeug ein sehr starkes, ungemein swingendes Rhythmusteam;
allerdings dominiert das Schlagzeug in den schnellen Titeln manchmal
so sehr, dass Trompete und Klavier in der Entwicklung ihrer Ideen gehindert
werden (so scheint es jedenfalls). Trotzdem die Höchstbewertung – nicht
zuletzt auch wegen des Optimismus, den diese Musik ausstrahlt (wo sind
heute die jungen Gruppen, die so spielen?). Bartsch&Band Wo findet sich eine Heimat für deutsche Songs, jenseits von Superstar,
Volkstümelei und Schlager? Das fragt sich der Hallenser Liedermacher
Paul Bartsch, dem die Sprache der Dichter und Denker ebenso am Herzen
liegt wie anspruchsvolle Musik. Und Spaß haben will er außerdem!
Da werden sich die Gralshüter und Puristen mal wieder fragen, ob
denn echter Jazz so eingängig und witzig sein darf. Aber Paul Bartsch
ist es inzwischen egal, wie man seinen Stil nennt. Schließlich
ist er, in wechselnden Formationen, seit 1981 mit seinen Songs unterwegs.
Bartsch&Band existiert seit 2002. Für den Jazz-Touch dieses
Quintetts sind insbesondere der Keyboarder Sander Lueken und Ralf Schneider
am Schlagzeug zuständig. Das nunmehr dritte Album von Bartsch&Band
heißt „Wer weiß schon wie“. Wieder einmal arbeitet
sich Paul Bartsch an jenen Ecken und Kanten ab, die ihn im Gesellschaftlichen
ebenso wie im Privaten stören. Dabei modernisiert der Sänger
Goethes alte Ballade vom Zauberlehrling ebenso wie den Hit der FDJ-Singebewegung „Wir
sind jung, die Welt ist offen“. Musikalisch geht es eingängig
und gleichzeitig äußerst facettenreich zu. Solide, handgemachte
Jazz- und Rockklänge bilden die Basis. Einsprengsel von Folk, Reggae,
Chanson, Blues und Samba sorgen für Abwechslung und die zuweilen
angestrebte ironische Distanz zum Text. Gelegentlich wird das Stammquintett
durch Farbtupfer von Saxophon, Querflöte, Schalmei oder Geige erweitert.
Musikgenuss mit Witz und Anspruch – selten wird diese Balance so
gut gemeistert. Gianluca Petrella/Indigo 4 Selten klang so weit auseinander Liegendes so organisch zusammen: Der
aus Bari stammende Gianluca Petrella, tb, mixt alt und neu, Oldtime und
electronics, Tradition und psychedelics, volksmusikalische Splitter,
Jazzballade und weit geschwungene Improvisation, Energie, Spontaneität
und freien Ausdruck in einem stets überraschenden Soundpuzzle zu
einem musikalischen Kaleidoskop zusammen, dessen Farben nur so schillern.
Groove und Raffinesse prägen den Unterhaltungswert eines im besten
Sinne wahrlich abwechslungsreichen Albums. |
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