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Jazz-Frühgeschichte mit Wein und RosenBei der dritten „München swingt“-Gala im Prinzregententheater wird ein neues Orchester aus der Taufe gehobenMit Swing kann man bekanntlich seit ein paar Jahren wieder Staat machen. Was konnte da für den Veranstalter Peter Wortmann nahe liegender sein, als es wieder einmal im großen Rahmen damit zu versuchen, hatte er doch dem traditionellen Jan seit den eigenen Anfängen beim Heinz Schellerer Sextett und eben auch in den kargen Jahren die Treue gehalten. Mit der Idee, unter dem Titel „München swingt“ 50 Jahre lokaler Blues- und Jazzgeschichte nachzuerzählen, füllte er 2005 und 2006 zweimal das Prinzregententheater bis zum letzten Platz. Das Konzept, dies nur mit den local cats zu machen, bescherte Wortmann für die dritte Auflage, die am Sonntag, 4. Februar, wieder im Prinzregententheater (18 Uhr) über die Rampe geht, ein Problem: Wen nehmen, ohne sich zu wiederholen? Da traf es sich gut, dass zuvor eine andere Idee Wortmanns Gestalt angenommen hatte. Das legendäre Carnegie Hall Concert von Benny Goodman spukte ihm seit längerem wieder im Kopf herum, jener Meilenstein, der den Jazz 1938 salonfähig gemacht hatte. Mit einem eigens dafür gegründeten Orchester wollte er diese Sternstunde wieder aufleben lassen. Ursprünglich sollte es natürlich Carnegie Hall Orchestra heißen, doch wegen des absehbaren Streits um die Namensrechte musste ein anderer Titel her. Voila, da ist es nun, das „Wine and Roses Swing Orchestra“ besetzt mit der Creme de la Creme der im traditionellen Jazz bewanderten Münchner Musiker, und bereit, dem dritten ,,München swingt“ nach der Pause den Stempel aufzudrücken. Der 75-jährige Pianist, Vibraphonist, Sänger und Münchner Swing-Urgestein Gerry Hayes gibt als musikalischer Leiter beim Auftritt die Richtung vor, in die sich Routiniers wie Trompeter Peter Tuscher oder Drummer Charlie Antolini, aber auch die talentiertesten der jungen Garde wie Posaunist Mathias Götz, Saxophonist Florian Riedl, Pianist Jan Eschke oder Bassist Andreas Kurz bewegen. Eine besonders wichtige Rolle kommt Klarinettist Bernhard Ulrich zu, schlüpft er doch gewissermaßen in Benny Goodmans Haut. Und vor die elf Herren tritt Melanie Bong, eine wunderbare Sängerin, deren Potential derzeit erst langsam erkannt wird.Der vielleicht wichtigste Mann des Projekts aber spielt gar nicht selbst mit: Trompeter Rich Laughlin hat die legendären Standards des Carnegie Hall Concerts wie „Loch Lomond“, Basies ,,One O‘Clock Jump“, oder Goodmans „Stompin‘ At The Savoy“ direkt von der Platte herunterarrangiert. ,,Das knistert und kratzt selbst auf der CD ohne Ende. Manche Basslinie muss man erahnen, das war wie beim Kreuzworträtsel“, erinnert er sich. Die elfköpfige Truppe ist für ihn ,,das Besetzungsminimum für den damaligen Big-Band-Sound. Aber es funktioniert“. Eine Gala braucht natürlich noch andere Gäste. Diesmal sind es allesamt traditionelle Jazzer, auf eine Geschichte des Münchner Jazz muss man also zugunsten der Frühgeschichte des Jan verzichten. Dabei ist Bernhard ,,Goodman“ Ulrich bereits als Mitglied des ,,New Orleans Trio“ – an der Seite von Drummer Trevor Richards und Pianist Chris Hopkins – bewundert worden, das den Abend eröffnet. Hopkins wiederum ist neben Pianist Bernd Lhotzky, Drummer Oliver Mewes und Trompeter Colin Dawson vor der Pause mit den „Echoes Of Swing“ dran. Und Dawson ist schon zuvor bei der achtköpfigen Allotria Jazz Band mit von der Partie, die man in München wohl nicht mehr vorstellen muss. Das nennt man wohl „den Stab weiterreichen“. Oliver Hochkeppel Musik fürs Auge„Depot“ – der besondere Musikfilm erscheint nun auf DVDDie skurrile Faszination eines Ortes war Ausgangspunkt für dieses Filmprojekt. In einem Teil des nicht öffentlichen Freigeländes des Militärhistorischen Museums in Dresden werden seit Jahren Kunstwerke und Relikte aus jener Zeit aufbewahrt, die man die real-sozialistische nannte. Die dort deponierten Figuren sind größtenteils Auftragsarbeiten von DDR-Künstlern und gehörten damals zum Bestand von Kasernen, Offiziersschulen oder Gewerkschafts- und Kulturhäusern. Diesen Ort mit diesem abgelagerten Skulpturen-Ensemble sehen und gleichzeitig die Idee von einem ganz besonderen Film haben, war für Andreas Körner eins. Und auch ein zweiter Gedanke war sofort klar: Der Film konnte, so Körner, nur mit dem Saxophonisten Michael Schulz gedreht werden. „Ich kenne seinen Saxophon-Ton und seine Spielhaltung seit langem, ein anderer Musiker kam für mich nicht in Frage, ansonsten wäre es ein völlig anderer Film geworden.“ Also: „Film und Saxophon“ heißt die Formel, mit der das Werk kurz zu beschreiben wäre. Ein musikalisch denkender Filmemacher und ein visuell denkender Musiker, Abbilder einer vergangenen Zeit und zeitgenössischer Jazz treffen aufeinander. Nach den Live-Aufnahmen vor Ort hat Körner viel Zeit dafür verwendet, den Film zu schneiden, immer neue Variationen entstanden, bis schließlich die fertige, visuell und musikalisch verdichtete Collage vorlag. Und die brilliert mit einem Reichtum an visuellen Details, ungewöhnlichen Kamera-Einstellungen, mit zahlreichen Nuancen im Spiel des Saxophonisten und mit teils verblüffender Wechselwirkung von Bild und Ton. Das „Depot“ kann so immer wieder neu und im Depot immer wieder Neues entdeckt werden. Es ist eine intensive, besondere Art von Musikfilm entstanden – kein Musikfilm der üblichen Sorte, bei dem irgendein Konzert irgendeiner Band abfotografiert worden wäre, sondern einer auf einer abstrakten Ebene, ein Film, der die akustischen Aspekte mit den wechselvollen visuellen Strukturwandlungen zu einem audiovisuellen Gesamtablauf verwebt. Musik fürs Auge und Musik für die Ohren gleichermaßen. Als Ergebnis des gut einjährigen Produktionsprozesses liegt nun eine DVD vor, die weniger „einen Film mit ideologisch-politischem Anspruch darstellt, als vielmehr dem Zuhörer und Betrachter eigene Möglichkeiten der Interpretation offen lässt“, so die beiden Künstler. Andreas Körner (43) arbeitet als Film- und Musikjournalist in Dresden.
Michael Schulz (43) ist freischaffender Saxophonist, veröffentlicht
regelmäßig eigene Tonträger und widmet sich in mehreren
Projekten sowohl dem modernen als auch zeitgenössischen Jazz. Gemeinsam
haben Schulz und Körner bereits das Familien-HörMusikBuch „Endlich
Daunchen“ (mlm) produziert. Derzeit arbeiten beide an der Konzeption
einer für 2007 geplanten „Depot“-Live-Umsetzung. Die
DVD erscheint als limitierte Edition im exklusiven Pappcover bei mlm.
Enthalten ist – neben dem Hauptfilm – noch zahlreiches Bonusmaterial,
unter anderem ein halbstündiges Gespräch zwischen Mathias Bäumel,
Andreas Körner und Michael Schulz (Kamera: Thilo Fröbel), nicht-veröffentlichte
Szenen sowie zwei weitere Kurzfilme. Mathias Bäumel Das neue naTo-FestivalMit Urs Leimgruber, Ernst-Ludwig Petrowksy, Uschi Brüning, Christian Lillinger, Rafal Mazur, Alexander Schubert, Oliver Schwerdt, Guillaume Maupin, Friedrich Kettlitz, Heribert Dorsch. Das EUPHORIUM_freakestra lässt es wieder so richtig krachen. Wie
jedes Jahr ist nirgendwo gespart worden, um an zwei Abenden eine unglaubliche
Crème de la Crème avantgardistischer Musikzirkel kräftig
zu verrühren und mit euphorischen Schnörkeln auszustatten. Oliver Schwerdt
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